"Die Investoren setzen darauf, dass US-Präsident Donald Trump selbst ein schwaches Handelsabkommen mit China akzeptieren würde, um die Finanzmärkte nicht zu verstören", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Er könnte aber auch in letzter Sekunde vom rechten Flügel der Republikaner aus der Bahn geworfen werden und einen Deal am Ende doch noch scheitern lassen."

Die Verhandlungen zwischen den USA und China befinden sich derzeit in einer wichtigen Phase. Positiv werteten Börsianer einen Medienbericht, wonach Trump die bislang für den 1. März geplante Verschärfung der US-Strafzölle auf chinesische Waren um 60 Tage verschieben könnte, um Zeit für eine Einigung zu gewinnen. Dies schüre auch am Rohöl-Markt Optimismus, sagte Analyst Alfonso Esparza vom Brokerhaus Oanda. Der Preis für die Sorte Brent aus der Nordsee stieg um bis zu 1,9 Prozent auf ein Drei-Monats-Hoch 64,81 Dollar je Barrel (159 Liter). Zusätzlichen Schub erhielten die Notierungen vom überraschend starken chinesischen Exportwachstum, das Spekulationen auf eine Abkühlung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft dämpfte. Darüber hinaus stellte Saudi-Arabien eine weitere Drosselung seiner Fördermengen in Aussicht.

ERNEUTE BREXIT-DEBATTE IM BRITISCHEN UNTERHAUS

Vor dem Hintergrund einer neuen Brexit-Debatte im britischen Unterhaus bröckelte der Kurs des Pfund Sterling auf 1,2803 Dollar ab. Zur Abstimmung steht unter anderem eine Entschließung, die Premierministerin Theresa May darin bestärkt, Nachbesserungen beim Brexit-Deal auszuhandeln. Eine Niederlage wäre Analysten zufolge zwar nur symbolisch, würde aber Mays Gesprächsposition gegenüber der EU schwächen. Die anhaltende Unsicherheit sei Gift für die Wirtschaft, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Unternehmen müssen weiterhin für verschiedene Szenarien - vom harten Brexit bis zum Exit vom Brexit - planen. Das kostet Geld und bindet Personal."

COMMERZBANK WILL WIEDER DIVIDENDE ZAHLEN

Am deutschen Markt stand die Commerzbank im Fokus. Das Geldhaus will dank eines Gewinnsprungs erstmals seit 2015 wieder eine Dividende zahlen. Das operative Ergebnis liege über den Erwartungen und die Ziele für 2019 deckten sich mit den Analystenprognosen, schrieb Analyst Neil Smith vom Bankhaus Lampe. Commerzbank-Aktien stiegen um bis zu 6,4 Prozent.

In Paris stiegen die Titel von Airbus in der Spitze um 6,3 Prozent auf 110,94 Euro und verfehlten ihr bisheriges Rekordhoch nur um wenige Cent. Der Flugzeugbauer habe sehr starke Quartalsergebnisse vorgelegt, sagte ein Börsianer. Die Erwartungen seien aber sehr hoch gewesen, daher könne es im Tagesverlauf zu Gewinnmitnahmen kommen. Die angekündigte Einstellung des Baus des Prestige-Fliegers A380 komme nicht überraschend und habe daher keinen Einfluss auf den Aktienkurs.

Zu den Favoriten an der Londoner Börse gehörte AstraZeneca. Dank des Erfolgs seiner Krebsmedikamente übertraf der Pharmakonzern mit seinem Quartalsergebnis die Erwartungen. Astra-Papiere gewannen fünf Prozent.

rtr