Reinhard Ploss ist Optimist. Der Chef des Münchner Chipkonzerns Infineon, der rund 44 Prozent seines Umsatzes mit der aktuell schwächelnden Autoindustrie einfährt, erwartet in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres eine Verbesserung der Aussichten. Als Entwickler von Chips für Elektro- und Hybridantriebe sowie Halbleiter und Sensoren für Fahrassistenzsysteme profitieren die Münchner von der steigenden Anzahl von Chips in Fahrzeugen.

Infineon dreht nur leicht an der Kostenschraube, verzichtet auf ein Sparprogramm und hält an Investitionen in Großprojekte wie zusätzliche Anlagen zur Fertigung von Chips auf größeren Siliziumscheiben im Werk Villach fest.

An der Börse kommt das gut an. Der Aktienkurs legte deutlich zu, auch beflügelt durch die Bilanz im Ende September beendeten Geschäftsjahr. Demnach hatte der ­Erlös von Europas größtem Chipkonzern um sechs Prozent auf acht Milliarden Euro zugelegt. Der operative Gewinn schrumpfte um 2,5 Prozent auf 1,32 Milliarden Euro.

Die Prognosen wurden im Jahresverlauf zweimal gesenkt. Die operative Umsatzrendite, eine wichtige Profitabilitätszahl, lag um 1,4 Punkte niedriger im Vergleich zum Vorjahr bei 16,4 Prozent. Im neuen Jahr soll der Umsatz um fünf Prozent auf 8,43 Milliarden und das operative Ergebnis um 2,3 Prozent auf 1,35 Milliarden zulegen. Bei der Marge sind im Mittel 16 Prozent das Ziel, ein Prozentpunkt weniger als Infineons langfristige Vorgabe.

Neue Dimension mit Cypress


Auf einen Schlag verbessern würden sich die Perspektiven, wenn die Aufsichtsbehörden in den USA und China den im Juni angekündigten neun Milliarden Dollar schweren Kauf des US-Konzerns Cypress genehmigen. Ploss geht weiterhin davon aus, den größten Deal in der Firmengeschichte bis spätestens Anfang 2020 abschließen zu können.

Allerdings hat Cypress einige Produkte, die aus US-Sicht als "sicherheitsrelevant" eingestuft werden könnten. Daher bleibt es bis zuletzt eine Gratwanderung, ob der Deal gelingt. Mit Cypress, dessen Produkte Infineons Portfolio gut ergänzen würden, wären sogar 19 Prozent Marge möglich. Der Umsatz würde dann bei über zehn Milliarden Euro liegen und Infineon wäre auch bei Autochips weltweit die Nummer 1.

Schub: Gute Zahlen und ein unerwartet guter Ausblick beflügeln die Aktie. Klappt der US-Deal, dürfte der Kurs deutlich anziehen.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 23,00 Euro
Stoppkurs: 15,00 Euro