Der Zweitmarktexperte über den Handel mit Kapitallebensversicherungen Von Stefan Rullkötter
€URO AM SONNTAG: Wie hat sich das Volumen auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen im vergangenen Jahr in Deutschland entwickelt?
INGO WICHELHAUS: Das Ankaufsvolumen für Policen lag 2018 nach Umfrage unseres Bundesverbands Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) mit 275 Millionen Euro um zehn Millionen Euro über dem Vorjahreswert. Das ist noch zu wenig, stabilisiert aber den Markt.
Wie entwickeln sich derzeit die Storno-quoten bei LV-Verträgen in Deutschland?
Kapitallebensversicherungen mit einem Volumen im zweistelligen Milliardenbereich werden vorzeitig beendet - unter dem Strich ist das jede zweite Police. Die Hauptgründe für die vorzeitige Aufgabe der Policen sind die gesunkenen Renditen, der Wunsch nach einer besseren Geldanlage und das Tilgen von Schulden.
Rund die Hälfte aller LV-Kunden kennt nicht die Option, Policen statt an die Gesellschaft auf dem Zweitmarkt zu verkaufen.
Es ist in der Tat herausfordernd, Versicherte, die über eine vorzeitige Aufgabe ihrer Lebensversicherung nachdenken, darüber zu informieren. Wer Policen beim Versicherer storniert, anstatt sie auf dem Zweitmarkt zu veräußern, verliert drei bis fünf Prozent, die er zusätzlich zum Rückkaufswert beim Verkauf erhalten könnte.
Wie bewerten Sie aktuelle Überschussdeklarationen der Lebensversicherer?
Die Ratingagentur Assekurata sieht 2019 erstmals wieder auf breiter Linie stabile Überschussdeklarationen. Für den BVZL ist dies ein Signal für das sich abzeichnende Ende der Zinstalfahrt bei Lebensversicherungen. Zugleich ist es ein starkes Zeichen, dass Lebensversicherungen auch in schlechten Zeiten noch gute Ergebnisse liefern können - und auch für Investoren künftig ein interessantes Asset bleiben.