Sie kontrollieren, ob Leiterplatten richtig gelötet sind, Industrieroboter reibungslos laufen, Bandware aus Folien oder Stahl keine Ausschussware produziert oder Salatköpfe bei Lebensmittellieferanten richtig sortiert werden. Den elektronischen Kameras, die mit immer komplexeren Sensoren zuzüglich Software für die Echtzeit-Datenauswertung ausgestattet sind, entgeht nichts. Der nächste Schritt ist die Einbindung der digitalen Bildverarbeitung in Anwendungen für die künstliche Intelligenz.
Dank ihres breiten Einsatzspektrums zählen die Inspektionssysteme zu den am schnellsten wachsenden Segmenten in der Industrie (siehe Infografik Seite 17). Aus gutem Grund, denn wer Produktionsmängel beseitigt, geht teuren Rückrufaktionen, Imageschäden oder Rechtsstreitigkeiten aus dem Weg. Dazu hilft die digitale Datenanalyse, den Verschleiß von Maschinen schneller zu identifizieren und damit teure Stillstandzeiten zu vermeiden. Aus der Vielzahl der ausgewerteten Daten können zudem künftige Trends für die Produktionsprozesse abgeleitet werden.
Nischenplayer und Großkonzerne
Das Geschäft mit Hardware und Software für die Datenverarbeitung bestimmen große Industriekonzerne und Softwarefirmen ebenso wie Nischenplayer, die einzelne Segmente dominieren. Der konjunkturelle Abschwung in diesem Jahr hat sich bereits frühzeitig auf die Auftragslage der meisten Unternehmen durchgeschlagen, vor allem auf jene, bei denen ein Großteil der Kunden aus der Auto- und Halbleiterindustrie stammt.
Wer seine Absatzmärkte dagegen breiter aufgestellt hat, bekommt von einem solchen Abschwung weniger Schleifspuren ab. Zumal die finanziell gut aufgestellten Unternehmen den Abschwung dazu nutzen, um in künftige Technologien zu investieren, welche die Produktion für die Zukunft noch effizienter gestalten. Anleger sollten daher auf die Unternehmen setzen, bei denen es mit den Auftragseingängen nach einer Wachstumsdelle bereits wieder nach oben geht und bei denen sich für die nächsten Jahre ein beschleunigtes Gewinnwachstum abzeichnet. Traditionell billigt der Markt den Spezialisten für Inspektionssysteme wegen der Wachstumsperspektiven eine höhere Bewertung zu.
Hohe operative Margen
Das gilt auch für Isra Vision aus Darmstadt. Die meisten Kunden des SDAX-Unternehmens sind in der Autobranche sowie in der Glas- und Solarindustrie unterwegs. Dass die aktuelle Absatzkrise in der Autoindustrie nicht auf das eigene Geschäft durchschlägt, hat laut Isra einen konkreten Grund: Gerade bei einem schwächeren Wirtschaftsklima investieren Autokonzerne verstärkt in neue Technologien, die künftig Produktionskosten senken sollen. Das Unternehmen glänzt mit einer im Branchenvergleich hohen operativen Marge von 22 Prozent. Der aktuelle Rücksetzer des Aktienkurses bietet eine gute Einstiegschance.
Angemessen bewertet ist dagegen bereits die Aktie von Cognex. Das US-Unternehmen ist mit seinen Produkten und Branchenzielmärkten breit aufgestellt, und auch die operative Marge von 27 Prozent ist top. Allerdings ist das für die Jahre 2019 bis 2021 erwartete Gewinnwachstum von im Schnitt 35 Prozent bereits in der Aktienbewertung eingepreist.
Noch spekulativer, aber mit deutlich größerem Kurshebel: das seit 2018 börsennotierte Unternehmen Stemmer Imaging. Die jüngsten Quartalszahlen lassen erkennen, dass die Firma ihre Margenschwäche langsam überwindet. Zwischen 2018 und 2021 soll sich der Konzerngewinn auf rund 12,5 Millionen Euro vervierfachen. Um die Abhängigkeit vom Heimatmarkt Deutschland zu verringern, hat Stemmer zuletzt in Europa gekauft. Diese Investments sollten sich in Zukunft auszahlen.
Wie die Aktie von Stemmer Imaging ist auch Viscom günstig bewertet. Allerdings leidet die Auftragslage des Unternehmens weiter unter der schwachen Geschäftslage in der Industrie- und der Automobilelektronik. Sobald sich hier eine Trendwende abzeichnet, wird auch das Geschäft von Viscom schnell wieder anziehen. Vorerst sollten Anleger die Geschäftsentwicklung aber erst einmal von der Seitenlinie beobachten. Dasselbe gilt für Basler. Die Industriekameras der Firma kommen etwa in der Oberflächeninspektion von Wafern, der Druckbildkontrolle in der Verpackungsindustrie oder bei der Sortierung von Reststoffen zum Einsatz. Neben der mauen Auftragslage drückt die Integration des übernommenen Bildverarbeitungsgeschäfts eines chinesischen Kooperationspartners auf die Profitabilität. Solange die Profitabilität stagniert, ist die Aktie aber auf dem aktuellen Kursniveau ausreichend bewertet.