Howard Marks sieht „frühe Tage“ einer Blase: US-Aktien sind teuer wie selten, die Psychologie wie in den 90ern. Zeit für mehr Defensive im Portfolio.

Wenn Howard Marks, Mitgründer von Oaktree Capital und einer der anerkanntesten Köpfe der Finanzlandschaft, spricht, hält die Wall Street den Atem an.  Marks gilt seit Jahrzehnten als Legende des Value-Investings – sein Memo-Format wird von Milliardären wie Warren Buffett gelesen, seine Einschätzungen sind Pflichtlektüre für institutionelle Investoren. 

In einem viel beachteten Interview mit Bloomberg hat Marks nun gestern erklärt, dass US-Aktien sich „in den frühen Tagen einer Blase“ befinden. Kein Crash-Alarm, keine Panik – aber ein unmissverständlicher Hinweis: Die Märkte sind teuer, sehr teuer.

Ein Déjà-vu aus den 90ern

Marks’ Vergleich ist so simpel wie eindringlich: Die heutige Situation erinnere ihn an 1997, als Fed-Chef Alan Greenspan vor „irrationaler Überschwänglichkeit“ warnte. Damals folgte kein sofortiger Crash – im Gegenteil, die Kurse kletterten weitere drei Jahre, bevor der Absturz kam. Der Unterschied zu damals? Heute sind die Bewertungen noch breiter aufgebläht. 

Nicht nur die „Magnificent Seven“ um Apple, Amazon und Nvidia tragen die Rallye, sondern auch Hunderte mittelgroßer und kleiner Unternehmen, die historisch ungewöhnlich hoch bewertet sind – ohne deren fundamentale Qualität. Marks mahnt: „Es ist menschlich, zu glauben, dass es immer so weitergeht wie bisher. Doch Märkte kehren zur Mitte zurück – irgendwann.“

Die Psychologie der Blasen

Für Marks sind Blasen weniger eine Frage von Zahlen, sondern von Psychologie. Nach 16 Jahren ohne echten Crash hätten Anleger schlicht verlernt, Angst zu empfinden. „Investoren sind von Natur aus optimistisch – und dieser Optimismus stirbt nur schwer.“ Erst lieben sie Aktien, dann lieben sie sie sehr, dann zu sehr – und genau das sei der Nährboden für Blasen.

Spannend ist Marks’ Einschätzung des globalen Vergleichs: Die USA bleiben seiner Ansicht nach „das beste Auto auf dem Markt“ – nur eben zu einem sehr hohen Preis. Europa, Asien oder Emerging Markets seien zwar „weniger dynamisch“, böten aber zum Teil günstigere Einstiegsbewertungen. Für Investoren könne es daher sinnvoll sein, das Portfolio breiter zu streuen.

Defensive vor Offensive

Das eigentlich Faszinierende an Blasen ist für Marks, dass sie jeder sieht – und trotzdem mitmacht. Weil „diesmal alles anders“ scheint. Bis es nicht mehr so ist. Marks ruft nicht zum Ausstieg auf, sondern zur Vorsicht. Wer jetzt „ein bisschen langweilig“ agiert, könnte sich später als klug erweisen.

Marks' Rat ist daher klassisches Risikomanagement: „Ein bisschen mehr Verteidigung ins Portfolio nehmen.“ Konkret meint er, Anteile von Aktien in Richtung Kreditmärkte zu verschieben. Unternehmensanleihen böten heute zwar ebenfalls keine Schnäppchenrenditen, aber immerhin planbare Erträge von 6 bis 7 Prozent – und damit eine defensivere Positionierung in einem Umfeld, das nach Marks’ Einschätzung mehr Downside- als Upside-Potenzial birgt.

Bereit machen für den Sturm – ohne Panik

Marks’ Botschaft ist kein Untergangsszenario, sondern ein nüchterner Reality-Check. Hohe Bewertungen, eine lange Phase ohne größere Korrekturen und ein Markt, der zu glauben scheint, dass Rückschläge nicht mehr passieren, sind ein gefährlicher Cocktail. 

Eine Lehre führt etwa ins Jahr 1997 zurück: Eine Blase kann länger laufen, als viele denken – aber sie platzt irgendwann. Und dann umso heftiger.  Für Anleger bedeutet das: Nicht hektisch verkaufen, aber diszipliniert diversifizieren, Risiken reduzieren und defensive Positionen aufbauen. Denn Geschichte wiederholt sich nicht – aber sie reimt sich.

Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)

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