"Der Börsengang ist der Startschuss für die nächste Etappe in unserer Wachstumsgeschichte", sagte Mitgründer und Vorstandschef Christian Bertermann am Dienstag. Die Aktien wurden zu 38 Euro zugeteilt, am oberen Ende der Preisspanne von 32 bis 38 Euro. Die begleitenden Banken hatten große Investoren schon vorab gewarnt, dass ihre Orders wegen der hohen Nachfrage nur zu einem Bruchteil erfüllt werden könnten. Das Interesse der Investoren sei überwältigend gewesen, erklärte der Vorstandschef.

Auto1 ist der größte Börsengang seit fast eineinhalb Jahren in Deutschland. Damals hatte der schwäbische Softwarehersteller TeamViewer 2,2 Milliarden Euro eingesammelt. Für dessen Aktionäre hat sich das Investment gelohnt: Die Papiere sind seither um mehr als zwei Drittel gestiegen. Auto1 hat schon vor dem Börsengang eine erstaunliche Wertsteigerung erlebt. Als der japanische Technologieinvestor Softbank vor gut zwei Jahren einstieg, lag die Bewertung noch bei 2,9 Milliarden Euro. Dabei schreibt das Unternehmen rote Zahlen: In den ersten neun Monaten 2020 sank der Umsatz vor allem wegen der Corona-Krise um 19 Prozent auf 2,05 Milliarden Euro, der Verlust ging auf 83 von 91 Millionen Euro zurück.

Auto1 selbst fließt beim Börsengang eine Milliarde Euro zu. Mit dem Geld will Bertermann vor allem den lukrativen Verkauf von Gebrauchtwagen an Privatkunden unter der Marke "Autohero" ausbauen. Die Auslieferung soll mit gläsernen Transportern regelrecht zelebriert werden. Ältere Fahrzeuge reicht Auto1 an Gebrauchtwagenhändler weiter.

Größter Aktionär ist der japanische Technologie-Investor Softbank, der beim Börsengang keine Aktien verkauft und danach immer noch 16,9 Prozent der Auto1-Anteile hält. Die Firmengründer Bertermann und Hakan Koc machten dagegen einen Teil ihres Aktienbesitzes zu Geld: Vorstandschef Bertermann kassiert 52 Millionen, Aufsichtsrat Koc sogar 68 Millionen Euro. Gut 23 Prozent der Aktien sind künftig im Streubesitz. Allein die Ankerinvestoren Sequoia und Lone Pine zeichneten Aktien für 300 Millionen Euro. Nach dem Börsengang können auch die Käufer einer Wandelanleihe aus dem vergangenen Jahr ihre Papiere zum Teil in Auto1-Aktien im Wert von 300 Millionen Euro tauschen.

Organisiert wurde der Börsengang federführend von BNP Paribas, Citigroup, Goldman Sachs und Deutsche Bank.

Anders als im vergangenen Jahr, als bei sieben meist kleinen Börsengängen gerade 1,06 Milliarden Euro erlöst wurden, steht 2021 eine ganze Reihe von Börsenkandidaten in den Startlöchern: die Funkturmtochter von Vodafone, Vantage Towers, ist mit den Vorbereitungen ebenso fortgeschritten wie der Labordienstleister Synlab, der dem Finanzinvestor Cinven gehört. Rückenwind von Auto1 erhofft sich auch der Online-Autohändler Mobility Holding ("meinauto.de"), der vom ehemaligen Sixt-Leasing-Manager Rudolf Rizzolli geführt wird.

rtr