Wie die Regierung am Montag bekanntgab, stieg das Bruttoinlandsprodukt zwischen Oktober und Dezember mit einer hochgerechneten Jahresrate von real 1,0 Prozent. Damit wuchs Japans Wirtschaft im vierten Quartal in Folge. Doch Ökonomen hatten im Schnitt mit mehr als 2 Prozent gerechnet. Die enttäuschenden Daten schüren Zweifel, ob die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt stark genug ist, eine im April geplante Erhöhung der Verbrauchssteuer zu verkraften. Manche Ökonomen befürchten einen Konjunkturabschwung.

    Im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten legte die Wirtschaft um 0,3 Prozent zu. Im dritten Quartal expandierte die Wirtschaft noch mit einer hochgerechneten Jahresrate von 1,1 Prozent und mit 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Damit der Konjunkturmotor von der anstehenden Steuererhöhung nicht wieder abgewürgt wird, ist es nach Ansicht von Ökonomen mit entscheidend, ob die Unternehmen des Landes die Löhne und Gehälter anheben werden. Nicht zuletzt dank der rasanten Abwertung des Yen konnten Großunternehmen wie Toyota (Toyota Motor) hohe Profite einfahren. Im Frühjahr stehen Lohnverhandlungen der Konzerne mit den Gewerkschaften an.

    Bei den kleinen und mittleren Unternehmen, wo das Gros der Japaner beschäftigt ist, dürfte es mit Lohnzuwächsen nach Ansicht von Experten allerdings noch einige Zeit dauern. Der private Konsum, der in Japan zu rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung beiträgt, legte im Berichtsquartal um real 0,5 Prozent zu. Dies liegt zum Teil daran, dass Ausgaben vorgezogen wurden, bevor im April die Verbrauchssteuer von derzeit 5 Prozent auf 8 Prozent angehoben wird. Die Kapitalausgaben der Unternehmen stiegen um 1,3 Prozent.

    Die Exporte stiegen hingegen nur um magere 0,4 Prozent. Dazu trug ein Rückgang der Ausfuhren auf den wichtigen US-Markt bei. Das gebremste Wachstum trübt die Hoffnungen, dass der vom schwachen Yen und dem Weltwirtschaftswachstum angetriebene Exportmotor negative Folgen der Steuererhöhung abfedern könnte.

    Die Deutsche Bundesbank kommt in ihrem am Montag erschienenen Monatsbericht zu dem Schluss, dass der schwache Yen die japanische Exportwirtschaft weit weniger auf Trab brachte als bislang angenommen. Die Nachfrage nach japanischen Erzeugnissen habe sich zuletzt keineswegs dynamischer entwickelt als die nach vergleichbaren Produkten anderer Länder. Die Sorgen deutscher Unternehmen, japanische Exporteure könnten ihnen durch die kräftige Yen-Abwertung Weltmarktanteile abnehmen, seien deshalb übertrieben.

    Die Industrieproduktion war im Dezember geringer gestiegen als zunächst gedacht. Nach revidierten Angaben der Regierung vom Montag erhöhte sich der Ausstoß im Vergleich zum Vormonat um 0,9 Prozent. Die amtlichen Statistiker hatten Ende Januar auf Basis bis dahin vorliegender Daten ein Plus von 1,1 Prozent errechnet.

    Die Regierung sieht sich trotz der schwächer als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten in ihrer "Abenomics" genannten Wirtschaftspolitik von Ministerpräsident Shinzo Abe auf dem richtigen Weg. Er versucht, ungeachtet der gigantischen Staatsverschuldung, mit gewaltigen Konjunkturprogrammen und einer drastischen Lockerung der Geldpolitik die Wirtschaft anzukurbeln.

    Mit ihrer aggressiven Geldpolitik will die japanische Notenbank das Land aus der jahrzehntelangen Falle der Deflation befreien. Die Deflation, eine Spirale aus sinkenden Preisen und hartnäckiger Lähmung der Nachfrage, ist das Kernproblem der japanischen Wirtschaft seit den 1990er Jahren. Im Dezember waren die Verbraucherpreise nach kürzlichen Regierungsangaben um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und damit im 7. Monat in Folge.

dpa-AFX