Trudeau hat vielleicht das Problem, dass er es derzeit weder den konservativen noch den liberalen Wählern seines Landes recht machen kann. Im Herbst gelang es ihm zwar, ein neues Freihandelsabkommen mit den USA abzuschließen, allerdings blieben die Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus Kanada bestehen - zum Ärger der in Kanada so wichtigen Bergbau- und Schwerindustrie.
Seine Freunde wiederum hat Trudeau verärgert, weil man auf Antrag der USA die Finanzchefin des chinesischen Telekomunternehmens Huawei festnehmen ließ. Seither sind auch die Beziehungen Kanadas zum wichtigen Handelspartner China angespannt.
Trudeau legt sich zudem mit den großen Unternehmen des Landes an. Das vom Energieriesen Enbridge geplante, 1200 Kilometer lange Pipelineprojekt von den Ölsandfeldern Albertas an die Pazifikküste beendete Trudeau im November 2016, auch wegen massiver Proteste von Umweltschützern. Die Pipeline hätte mitten durch den Great Bear Rainforest geführt. In den Städten wird seine Entscheidung überwiegend begrüßt, in Alberta dagegen haben sich sogar politische Freunde seither von ihm abgewandt.
Fünf Zinserhöhungen in Folge
Vielleicht wird ihm außerdem- zu Unrecht - angelastet, dass die kanadische Notenbank, die Bank of Canada, im zurückliegenden Jahr gleich fünfmal die Zinsen erhöhte. Das ist ein Problem, weil die Kanadier nach einem unglaublichen Immobilienboom überdurchschnittlich mit Hypothekenkrediten belastet sind. Immerhin macht die Notenbank jetzt Pause: Anfang des Jahres beließ sie den Satz bei 1,75 Prozent.
Es ist auch eine Krux: Die Kapazitäten der Unternehmen sind fast ausgelastet, die verfügbaren Einkommen steigen. Es gab und gibt Anzeichen einer Überhitzung. Da muss man als Notenbank handeln - ohne aber das Wachstum abzuwürgen. Eine Gratwanderung. Jetzt im Januar hat man wohl gut abgewogen, wie viele zusätzliche Zinserhöhungen die Wirtschaft noch verträgt. Schon als der Internationale Währungsfonds das Land vor einem halben Jahr analysierte, rieten die Experten, nicht zu sehr zu straffen. Immerhin droht ja auch keine Inflationsgefahr.
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Probleme mit dem großen Nachbarn
Die Notenbankentscheidung könnte nun vielleicht auch der Börse Toronto helfen. Mit kanadischen Aktien ging es in den zurückliegenden Jahren nämlich nicht recht voran. Wegen der steigenden Zinsen, aber auch wegen der Konkurrenzfähigkeit in Nordamerika: Den Steuersenkungen der Trump-Regierung im Nachbarland konnte man bislang nichts Adäquates entgegensetzen.
Trotzdem gibt es interessante Aktien. Die britische Bank Barclays hat gerade eine Liste von Favoriten an ihre Kunden verschickt. Mit dabei: Suncor Energy, laut Barclays "eine der attraktivsten Energiefirmen weltweit". Die Analysten loben das integrierte Geschäftsmodell, den hohen Finanzüberschuss und die gut einschätzbare Entwicklung der Produktion.
Ebenfalls spannend ist das Eisenbahnunternehmen Canadian National Railway (CNR), das mit 30 000 Kilometern Länge eines der längsten Streckennetze in Nordamerika unterhält. Kunden sind Automobilindustrie, Forstwirtschaft und die Rohstoffbranche. Daneben hat CNR hohe Sicherheitsstandards für den Transport gefährlicher Güter etabliert. Auch Investorenlegende Warren Buffett ist von dem Potenzial des Unternehmens überzeugt und hat sich daran beteiligt. Progessive Waste Solutions wiederum ist das wohl wachstumsstärkste Unternehmen der Abfallbranche. Die Firma ist auf das Sammeln und Recycling von Abfall, aber auch auf die Reinigung von Ölfeldern spezialisiert. Wegen der Ertragsstärke bleibt die Aktie trotz der inzwischen ambitionierten Bewertung langfristig kaufenswert. Dank der dominierenden Marktstellung besitzt die Gesellschaft eine relativ hohe Preis-setzungsmacht. Seit 2004 hat sie die Dividende jedes Jahr erhöht.
Alternativ bietet sich ein ETF an, der auf die Börse Toronto setzt. Alle sieben in Deutschland angebotenen Produkte beziehen sich auf den MSCI Canada, der 85 Prozent der Marktkapitalisierung abbildet. Da der kanadische Dollar aktuell eher zur Stärke neigt, muss man auch nicht unbedingt zu einem währungsgesicherten Produkt greifen.