Ziemlich genau ein Jahr ist er nun im Amt: Justin Trudeau, der bislang 23. Premierminister Kanadas. So richtig bewegen wollte er gleich was. Und das ist ihm durchaus gelungen. Im Gegensatz zu seinem konservativen Vorgänger Stephen Harper hat er deutlich mehr Geld in die Hand genommen, um die stotternde Konjunktur wieder ins Laufen zu bringen. So gab es konsumfördernde Steuerentlastungen für die Mittelschicht sowie zahlreiche Investitionen in die Infrastruktur.

Allerdings zeigen sich die Anstrengungen erst allmählich in den Wirtschaftsstatistiken. So sinkt die Arbeitslosenquote nur langsam, von 7,3 Prozent zu Beginn des Jahres auf inzwischen sieben Prozent. Das Wachstum wiederum soll in diesem Jahr bei etwa 1,2 Prozent liegen - also in etwa auf dem Niveau von 2015. Aber wenigstens gab es kein Minusquartal zu verkraften wie etwa noch im Vorjahr, als die stark vom Öl abhängige Konjunktur Kanadas unter dem deutlichen Preisverfall des Rohstoffs zu leiden hatte.

Man handelt international ...



Die zuletzt aber deutliche Stabilisierung bei den Öl-, Gas- und auch bei den Metallpreisen tut der Volkswirtschaft indes gut. Und die Regierung Trudeau tut alles, um dieses Momentum zu nutzen. So wurde gerade ein neues Pipelineprojekt genehmigt. Der große malaysische Ölkonzern Petronas darf an Kanadas Pazifikküste eine Flüssiggas-Pipeline bauen. 36 Milliarden Dollar ist das Vorhaben schwer. Gebaut wird die neue Pipeline von einem einheimischen Unternehmen, TransCanada. Die Idee hinter dem Projekt: Petronas will mit dem Flüssiggas den asiatischen Markt direkt und auf kürzestem Weg bedienen.

Internationale Projekte wie jenes mit Petronas sind wichtig für Kanada, um im großen Weltwirtschaftsgefüge seinen Platz zu wahren. Das gilt umso mehr, als Kanada ja durchaus auch vom Ausgang der US-Präsidentschaftswahl betroffen ist. Mit dem Nachbarn gibt es enge Handelsbeziehungen, vor allem über das Freihandelsabkommen Nafta. Und das wird eventuell nach der Wahl neu verhandelt. Je nach Sieger. Je nach Stimmungslage.

Wichtig ist daher auch für Kanada, dass das Ceta-Abkommen mit der Europäischen Union nun doch durchgewunken wurde. Allerdings fängt es damit -eigentlich jetzt erst so richtig an: Brüsseler Durchwinken hin oder her, damit Ceta endgültig angewendet werden kann, muss es von allen EU-Regierungen ratifiziert werden. So etwas dauert viele Jahre. Beim EU-Südkorea-Abkommen zog sich das Prozedere über fünf Jahre hin.



... und nutzt, was man hat



Dass sich die Dinge zum Positiven wenden, scheint man an der Börse Toron-to schon längst zu erwarten. Der Leitindex TSE 60 liegt deutlich im Plus. Getragen wird der Aufschwung an der Börse vor allem von den Rohstoffwerten wie etwa Barrick Gold oder Yamana Gold. Zuletzt haben aber auch andere Aktien aufgeholt, etwa aus dem konjunktursensitiven Industriebereich. Dazu gehört beispielsweise Magna International, der kanadisch-österreichische Automobilzulieferer mit Hauptsitz in Aurora, Ontario. Magna ist Kanadas größter Hersteller von Autoteilen und eines der größten Unternehmen des Landes. Weltweit hat der Konzern in 29 Ländern rund 150 000 Beschäftigte in über 300 Produktionsbetrieben und 100 Entwicklungszentren. Und die Geschäfte laufen gut: In den ersten drei Quartalen des Jahres kletterten die Erlöse des gesamten Konzerns um 15 Prozent auf 27,2 Milliarden Dollar bei einem Nettogewinn von 1,55 Milliarden Dollar - Letzteres ein Anstieg um sechs Prozent. BÖRSE ONLINE hatte die Aktie zuletzt vor einem halben Jahr zum Kauf empfohlen. "Bodenbildung abgeschlossen", hieß es damals. Und bei dieser Einschätzung bleibt es.

Ebenfalls kaufenswert ist der Minenbetreiber Barrick Gold (zuletzt empfohlen in Heft 22/2016), der in den zurückliegenden Monaten die zuvor starken Kursgewinne konsolidiert hat. Das größte Goldminenunternehmen der Welt hatte zuletzt mitgeteilt, alte Anleihen im Volumen von bis zu 350 Millionen Dollar zurückkaufen zu wollen. Stichwort: Reduktion der Schuldenlast. Ein langfristig positives Signal, man will solide arbeiten.

Eher etwas für Spezialisten ist die Aktie des Ingenieurdienstleisters WSP Global. Das Unternehmen profitiert von vermehrten Infrastrukturaufträgen seitens der kanadischen Regierung, aber auch von der starken Internationalisierung - der Konzern arbeitet unter anderem mit am New Yorker One World Trade Center, dem Shanghai Tower und der Umweltstadt Masdar City in Abu Dhabi.

Für Anleger, die lieber breit diversifiziert am Aufschwung partizipieren wollen, bietet sich etwa der UBS Equity Fund Canada an. Neben Finanz- und Konsumwerten sind vor allem Ölförderer hoch gewichtet. Positiv in Zeiten wieder steigender Energiepreise.