Vor seinem Treffen mit Merkel und Hollande sprach Tsipras auch mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Nach Angaben der griechischen Regierung vereinbarten die beiden Politiker für Donnerstag weitere Gespräche. Zuletzt hatte sich Juncker über den schleppenden Verlauf der Verhandlungen verärgert geäußert und Tsipras ein Treffen verweigert.
Mit Blick auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, nach dem Merkel zu einer Einigung bereit ist, wenn Griechenland sich zumindest zu einer größeren Reform bekennt, sagte ein Sprecher der Bundesregierung: "Deutschland akzeptiert nur einen Vorschlag der drei Institutionen. Alles andere ist frei erfunden." Merkel hatte in den vergangenen Tagen mehrfach betont, dass auf oberster politischer Ebene nur allgemeine Gespräche, aber keine konkreten Verhandlungen über Wege zur Lösung der Schuldenkrise stattfinden könnten. Die Verhandlungen könne Griechenland nur mit den sogenannten Institutionen führen, die früher Troika bezeichnet wurden. Dies sind der Internationale Währungsfonds, die Europäische Zentralbank und die EU-Kommission.
Merkel deutete vor dem Treffen mit Tsipras und Hollande aber Kompromissbereitschaft an, denn sie handele nach dem Motto: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg." Auch Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem hatte sich am Abend vorsichtig zuversichtlich geäußert. Eine Lösung mit Griechenland sei weiter möglich, sagte er. Es gebe nur noch wenige Punkte, die gelöst werden müssten.
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BONITÄTSNOTE WEITER HERUNTERGESTUFT
Wegen der Krise stufte die Ratingagentur Standard & Poor's die Bonitätsnote Griechenlands auf CCC mit einem negativen Ausblick von CCC+ herab und warnte davor, dass das Land ohne eine Einigung mit den Geldgebern in den kommenden zwölf Monaten voraussichtlich in die Pleite rutschen wird. Einer Umfrage im Auftrag des griechischen TV-Senders Alpha zufolge sind mittlerweile mehr als die Hälfte der Griechen mit der Verhandlungsführung ihrer Regierung unzufrieden.
Ein Gerichtsurteil könnte die schleppenden Gespräche weiter verkomplizieren: Das oberste Verwaltungsgericht Griechenlands entschied, dass die ab 2012 vorgenommenen Rentenkürzungen im Privatsektor rechtswidrig seien, weil sie den Rentnern das Recht auf ein angemessenes Leben nähmen. Die linksgerichtete Regierung Griechenlands sperrt sich seit langem gegen die Forderungen der internationalen Geldgeber, weitere Einschnitte im Rentensystem vorzunehmen.
Das aktuelle Hilfsprogramm für Griechenland läuft bis Ende Juni. Konkret geht es in den Verhandlungen um Darlehen über 7,2 Milliarden Euro. Trotz der drohenden Staatspleite konnte die Regierung am Mittwoch erfolgreich den Kapitalmarkt anzapfen. Bei der Ausgabe von drei- und sechsmonatigen Geldmarktpapieren sammelte das Land insgesamt gut 2,9 Milliarden Euro ein.
Reuters