Lithium ist zwar nicht im Bloomberg Commodity Index enthalten, nichtsdestotrotz sollte man das weiße Gold, wie es von Lithiumbullen gern genannt wird, auf dem Schirm haben.
Davon scheinen auch SQM und Albemarle, die weltweit größten Lithiumproduzenten, überzeugt zu sein. So bauen beide Konzerne ihr Lithiumengagement massiv aus und arbeiten an enormen Produktionserweiterungen. Das US-Unternehmen Albemarle, das neben Lithium auch Flammschutzmittel und Spezialchemikalien für die Öl- und Gasindustrie herstellt, möchte bis Ende 2022 den Lithiumausstoß auf 155 000 Tonnen erhöhen. 2019 lag dieser noch bei 85 000 Tonnen. Er soll mithilfe der Ausweitung der Produktion in Nevada und in der chilenischen Atacama-Wüste sowie einem neu gegründeten Joint Venture in Australien deutlich erhöht werden. Etwa die Hälfte des Gewinns stammt bei Albemarle aus dem Lithiumgeschäft.
Noch aggressiver geht die in Chile beheimatete SQM vor, die den Ausstoß von Lithiumcarbonat von 70 000 im Jahr 2020 bis Ende 2022 sogar auf 180 000 Tonnen erhöhen möchte. Auch SQM setzt dabei auf ein Joint Venture in Australien, über das künftig besonders für die Herstellung von Autobatterien wichtiges Lithiumhydroxid gefördert werden soll. Den Großteil seiner Lithiumumsätze erwirtschaftet der Konzern allerdings in der heimischen Atacama-Wüste, und das zum wohl günstigsten Kostenprofil der gesamten Branche. SQM stellt auch Bestandteile für Düngemittel und andere industrielle Anwendungen her. Das große Geschäft macht der Konzern aber mit dem weißen Gold.
Glaubt man den Experten und Unternehmensverantwortlichen, steht auch der Lithiummarkt mit Verweis auf die steigende Nachfrage nach E-Autos und Stromspeichern vor einem Angebotsdefizit. So soll sich die Lithiumnachfrage SQM zufolge allein bis 2025 von aktuell 330 000 Tonnen auf 900 000 bis 1 000 000 Tonnen verdreifachen. Die deutliche Verteuerung von Lithiumcarbonat und -hydroxid seit Mitte letzten Jahres deutet bereits auf eine mögliche Verknappung hin. SQM, die künftig verstärkt auf kurz laufende Lieferverträge setzen wollen, sollten vom Preistrend in den kommenden Quartalen besonders stark profitieren können. Bei Albemarle fällt der Hebel auf den Lithiumpreis geringer aus, da das Unternehmen seinen Fokus auf lang laufende Verträge legt und deshalb kurzfristig weniger stark vom Lithiumpreis abhängig ist. Seit unserer Empfehlung im Januar 2020 legte SQM um über 50 Prozent zu, während Albemarle sich im Kurs mehr als verdoppelte.
Einen Wermutstropfen gibt es. In Chile wird gerade an einer neuen Verfassung gearbeitet, und stark linksorientierten Volksvertretern soll hierbei eine tragende Rolle zuteilwerden. Da Investoren daher schärfere Umweltauflagen und höhere Steuern in Chile befürchten, wird die Aktie von SQM derzeit mit einem Bewertungsabschlag gegenüber Albemarle taxiert, die zwar ebenfalls in Chile tätig sind, Lithium aber auch in den USA abbauen. So wird Albemarle mit einem geschätzten 22er KGV von 33,4 bewertet, während SQM mit knapp 26,2 günstiger wirkt. Die optisch hohe Bewertung beider Aktien relativiert sich, wenn man bedenkt, dass es in der Lithiumbranche nur wenige seriöse und ausreichend liquide Aktien gibt. Kommt erst einmal Geld in den Sektor, teilt sich dieses auf wenige Player auf, was für Kursrallys sorgen kann.