Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) wird an den internationalen Aktienmärkten weiterhin extrem heiß diskutiert – unter Analysten, Branchenvertretern und Investoren. Wenn wichtige Player im KI-Sektor warnen, sollten Anleger hellhörig werden.
Hier finden Sie Informationen über den von BO konzipierten Künstliche Intelligenz Index
Sundar Pichai, Chef von Googles Mutterkonzern Alphabet, äußerte sich in der vergangenen Woche in einem BBC-Interview zwar vorsichtig optimistisch über die allgemeinen Perspektiven von KI. Er stellte jedoch fest, dass der Boom der Investitionen „außergewöhnlich“ und es daher auch eine gewisse „Irrationalität“ gebe. Seine Meinung hat Gewicht, schließlich ist Googles Geschäftsmodell mittlerweile stark von Künstlicher Intelligenz geprägt und KI bildet das Fundament vieler zentraler Produkte und Einnahmequellen der Firma. Im Kerngeschäft von Google, der Online-Werbung, optimiert KI sowohl die Ausspielung personalisierter Anzeigen als auch deren Bietermechanismen, wodurch ein Großteil der Werbeerlöse entsteht. Gleichzeitig werden Suchmaschinen, YouTube-Empfehlungen, Android-Ökosystem und Cloud-Dienste immer stärker durch KI gesteuert.
Besonders strategisch ist Googles Ausbau eigener KI-Plattformen wie Gemini, Vertex AI und selbst entwickelter KI-Chips, die sowohl intern genutzt als auch als Cloud-Services verkauft werden. Zudem treiben KI-Anwendungen in Bereichen wie autonomes Fahren (Waymo), Gesundheitsforschung (Verily, Calico) und Sprachverarbeitung neue Geschäftsbereiche voran.
Google-Chef Pichai sieht Anzeichen von „Irrationalität“
Pichai sieht Parallelen zwischen dem Siegeszug des Internets und dem aktuellen KI-Boom. Auch beim Internet habe es eine Menge übermäßiger Investitionen gegeben, aber niemand würde heute infrage stellen, ob das Internet bahnbrechend gewesen sei. Er erwarte bei KI dasselbe. Eine solche Phase sei seiner Ansicht nach also sowohl rational als auch in Teilen irrational.
Der Manager warnte außerdem, dass nicht nur KI-Firmen, sondern Unternehmen in allen Branchen von den Auswirkungen eines möglichen Platzens der KI-Blase betroffen sein könnten. Dabei erwähnte er, dass auch das von ihm geführte Unternehmen dagegen nicht immun sei, zugleich war er aber der Ansicht, dass Google die Auswirkungen besser abfedern könne.
Pichai räumte zudem ein, dass Alphabets enormer Energiebedarf für seine KI-Aktivitäten die Klimaziele des Konzerns belastet habe. Dennoch halte das Unternehmen an seinem Ziel fest, bis 2030 Klimaneutralität zu erreichen, unterstützt durch Investitionen in neue Energietechnologien.
Meta-Chef Mark Zuckerberg sieht „Marktblase“
Skeptische Töne waren zuletzt auch von Meta-Chef Mark Zuckerberg zu hören, der von der Möglichkeit einer KI-getriebenen Marktblase sprach und darauf hingewiesen hat, dass das schnelle Tempo der KI-Investitionen zu einem angespannten Marktumfeld führen könnte.
Branchenanalysten sollten bei ihren Studien und Bewertungen zum Thema KI möglichst rational vorgehen. In diesem Kontext bietet sich ein Hinweis auf die kürzlich veröffentlichte Studie von J.P. Morgan an. Darin wurde angemerkt, dass die KI-Branche angesichts der enormen Investitionen bis 2030 finanziell überdehnt sein könnte: Um überhaupt eine bescheidene Rendite von 10 Prozent zu erzielen, müsste der Sektor jährlich 650 Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaften.
Fazit: Das große Problem mit Blasen stellt die Tatsache dar, dass man sie erst erkennt, wenn sie letztlich platzen.
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