Ein europäischer Cloud- und KI-Infrastrukturanbieter sichert sich einen Fünfjahresvertrag von Meta im Volumen von rund drei Milliarden US-Dollar und meldet eine Vervierfachung des Umsatzes. „Reicht uns nicht “, sagt die Börse – die Aktie fällt.

Von wegen, wettbewerbsfähige Vertreter der KI-Branche kommen immer aus den USA. Der europäische Cloud-Anbieter Herausforderer Nebius rollt das KI-Feld gerade im Eiltempo auf: Am Dienstag sorgten die Niederländer mit einem Großauftrag aus den Magnificent 7 für Aufmerksamkeit in der Tech-Welt. Denn der in Amsterdam ansässige Shootingstar, der erst seit Oktober 204 an der Börse ist und mittlerweile schon 22 Milliarden Euro Börsenwert auf die Waage bringt, hat einen Fünfjahresvertrag mit Meta Platforms an Land gezogen. Wert: rund drei Milliarden US-Dollar. Dafür soll Nebius die Recheninfrastruktur liefern, die Meta für den weiteren Ausbau seiner KI-Systeme in Europa benötigt.

355 Prozent Umsatzqachstum reichen nicht

Die Meldung fiel zusammen mit der Veröffentlichung der Quartalszahlen. Auch die waren auf den ersten Blick bombig: Der Umsatz kletterte im dritten Quartal auf 146,1 Millionen US-Dollar, was einem Plus von 355 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Trotzdem reagiert die Börse enttäuscht – die Aktie fällt. Denn Analysten hatten laut FactSet im Schnitt 155,1 Millionen US-Dollar Umsatz erwartet; das Ergebnis blieb also knapp unter den Prognosen.

Da half es auch nichts, dass Nebius die Verluste deutlich eingrenzen konnte. Der bereinigte Nettoverlust verringerte sich von 100,4 Millionen auf 39,7 Millionen US-Dollar, was beweist, dass sich der KI-Newcomer trotz aggressiver Expansion auf dem Weg in die Gewinnzone befindet.


Nebius (WKN: A1JGSL)

„Verantwortungsvolle“ Kapitalerhöhung geplant

Allerdings ist die Bilanz noch angespannt. Um weiteres Wachstum zu finanzieren, will sich Nebius die Emission von bis zu 25 Millionen Class-A-Aktien einräumen lassen. Sie sollen es dem Unternehmen ermöglichen, bei Bedarf flexibel neues Eigenkapital aufnehmen zu können, ohne eine klassische Kapitalerhöhung durchführen zu müssen. Gleichzeitig betonte das Management, man wolle „verantwortungsvoll mit Verwässerung umgehen“, um den Anteilseignern Planungssicherheit zu geben.

Die Börse reagiert skeptisch: Die Nebius-Aktie, die sich seit Januar vervierfacht hat, fiel Stand um 16.20 Uhr gut vier Prozent im Minus. Börsianer erklären das als Zeichen wachsender Unsicherheit im Sektor. Dass Kursrutsch nicht zweistellig ausfiel, was nach der formidablen Rally durchaus möglich gewesen wäre, sei jedoch ein Beleg für das Vertrauen in die langfristige Rolle von Nebius im boomenden Markt für KI-Infrastruktur, kommentiert die US-Finanzzeitung „Barron’s“.


Wettbewerber für AWA, Azure und Google Cloud?

Tatsächlich ist Nebius drauf und dran, sich mit dem milliardenschweren Meta-Deal als ernstzunehmender Konkurrent zu etablierten Cloud-Anbietern wie Amazon Web Services(AWS), Microsoft Azure und Google Cloud zu positionieren. Der Vertrag könnte zum Sprungbrett für weiteres Wachstum werden – vorausgesetzt, das Unternehmen gelingt es, seine Margen zu stabilisieren und die Finanzierung seiner Expansion klug zu steuern.

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