Auf Konferenzen und Roadshows präsentiert die Führungsriege nicht nur das Unternehmen, sondern steht in der Regel auch Analysten und Investoren Rede und Antwort. Haben Vorstände heiße News im Gepäck, reagieren Anleger oft blitzschnell: Schon der Halbsatz eines Vorstands über einen anstehenden Zukauf oder ein kursierendes Gerücht reichen - und die Kurse schießen in die Höhe oder sacken ab. Wer überall dabei sein wollte, käme ganz schön herum, die Treffen finden in elf europäischen und fünf US-amerikanischen Städten statt: Ob Nizza, Mailand oder Las Vegas, die Liste der Veranstaltungsorte kann durchaus Urlaubsgefühle wecken.
Doch wer die Reiselust der Vorstände und Investor-Relations-Manager als Motiv für die Wahl des Veranstaltungsorts vermutet, irrt: "Ziel ist es, möglichst viele Investoren an einem Ort zu versammeln", erklärt Andreas Lipkow vom Berliner Vermögensverwalter Kliegel & Hafner die teils illustren Veranstaltungsorte. "Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet halt zum Berg." Ausschlaggebend für die Präsentation bei einer Veranstaltung sei die Möglichkeit, viele Interessenten und potenzielle Investoren an einem Ort zu treffen. Die Zeiten, als Investorentreffen eher Werbeveranstaltungen mit möglichst attraktivem Reiseziel waren, seien definitiv vorbei. "Das fiele jedem Unternehmen bei der nächsten Hauptversammlung sofort auf die Füße - da gäbe es heutzutage sofort sehr unangenehme Fragen", sagt Lipkow.
Wesentlich relevanter sei es, sich im Rahmen etablierter Veranstaltungen zu präsentieren. Und so pilgern beispielsweise die Vorstände von Pharma- und Biotechfirmen zu wissenschaftlichen Fachkonferenzen und Jahrestagungen wie der jährlich stattfindenden ASCO, bei der sich Krebsforscher aus aller Welt treffen. Besonders aktiv unterwegs ist in den kommenden Wochen der im SDAX notierte Ingenieurdienstleister Bertrandt. Mit 13 Terminen ist er unseren Recherchen zufolge in den kommenden Wochen am häufigsten auf Messen, Kongressen und Konferenzen vertreten. Platz 2 teilen sich zwei im MDAX notierte Unternehmen, der Anlagenbauer Dürr und der Kali-Konzern K+S mit je zehn Veranstaltungen. Vor allem Letzterer muss kräftig um die Gunst der Investoren buhlen. Denn nicht zwangsläufig müssen viele Termine auch immer Gutes verheißen. Manchmal bedeuten verstärkte Investor-Relations-Aktivitäten auch erhöhten Erklärungsbedarf. Für Aufmerksamkeit aber sorgen sie allemal.