Für viele Menschen ist der Begriff "künstliche Intelligenz" (KI) noch immer sehr abstrakt. Ein Fachwort, das weit weg ist von der eigenen Welt. Denn hinter dem Versuch, menschliches Lernen und Denken auf den Computer zu übertragen, stecken Teilbereiche wie maschinelles Lernen, neuronale Netze, Deep Learning, Cognitive Computing, Computer Vision oder natürliche Sprachverarbeitung. Es geht also um Termini, die Laien zunächst nicht allzu viel sagen.

Die Forschung beschäftigt sich bereits seit den 1950er-Jahren mit künstlicher Intelligenz. Doch wie die Experten beim US-Analytics-Anbieter SAS erklären, gewinnt das Thema dank größerer Datenmengen, hoch entwickelter Algorithmen und Verbesserungen bei Rechenleistung und Datenspeicherung jetzt dynamisch an Bedeutung. KI-Anwendungen gibt es längst in Bereichen wie Landwirtschaft, virtuelle Assistenten, Drohnen, Edge Computing, Kundenbeziehungen, Cybersecurity, Telemedizin sowie autonomes Fahren. Wie enorm das mit Technologien und Anwendungen auf KI-Basis verbundene Wirtschaftspotenzial ist, zeigt eine Studie vom Verband der Internetwirtschaft und Arthur D. Little. Demnach ist bei flächendeckendem Einsatz allein in Deutschland ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von über 13 Prozent bis 2025 (im Vergleich zu 2019) realistisch.

Dies entspricht einem Gesamtpotenzial von rund 488 Milliarden Euro. Der Assetmanager Robo Global geht davon aus, dass die weltweiten Umsätze mit KI-Firmenanwendungen von 2018 bis 2025 von 16,2 Milliarden auf 31,2 Milliarden Dollar steigen. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom stufen hierzulande 73 Prozent der befragten Firmen KI als die wichtigste Zukunftstechnologie ein. Jede sechste Gesellschaft sieht durch KI ihre Existenz bedroht.

Branchen-Fonds und ETF


Auch Börsianer haben den Megatrend längst als spannendes Anlagethema entdeckt. Sowohl das allgemeine Interesse als auch die Kurse der Firmen, die sich damit beschäftigen, steigen seit Ende 2018. Die Aktien von KI-begünstigten Konzernen sackten im Sog der Corona-Baisse zwar ebenfalls ab. Doch seitdem sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass Covid-19 zu einem Digitalisierungsschub führt, sind KI-Aktien richtig durchgestartet.

Fonds wie der Echiquier Artificial Intelligence oder der ETF L & G Artificial Intelligence fuhren in diesem Jahr dicke Gewinne ein. Wer das Klumpenrisiko eines Einzelinvestments verringern will, kann mithilfe dieser beiden Anlagevehikel langfristig auf das Thema KI setzen.

Warum ein Investment im Bereich KI lukrativ sein kann, verdeutlicht ein Statement von Robo-Global-Analystin Lisa Chai: "KI hat das Potenzial, eine der bedeutendsten technologischen Entwicklungen in der Geschichte der Menschheit zu werden und unser Leben zu Hause und am Arbeitsplatz zu verändern. Wir glauben, dass die KI-Revolution ein über mehrere Jahrzehnte angelegtes Anlagethema ist, das die Welt, in der wir leben, verändern und stören wird, sofern sie ihr volles Potenzial ausspielen kann."


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Bevor wir fünf Einzelaktien vorstellen, die aus unserer Sicht als KI-Profiteure gelten, zunächst noch der Hinweis darauf, dass die Bewertungen in dem Bereich anspruchsvoll sind. So wiesen etwa die im Echiquier Artificial Intelligence Fonds enthaltenen Titel Ende Juni im Schnitt für 2020 ein KGV von gut 33 auf sowie ein 8,8-faches Verhältnis beim Firmenwert zum Umsatz. Optisch hohe Bewertungsrelationen wie diese sind bei Megatrends oft anzutreffen. Das liegt an den ebenfalls hohen Wachstumserwartungen.

Favoritenquintett


Ein gutes Beispiel in diesem Bereich ist der Grafikprozessor- und Chipsatzentwickler Nvidia. Gemessen an dem im Geschäftsjahr 2019/20 erzielten Gewinn je Aktie liegt das KGV zwar bei über achtzig. Das Unternehmen hat aber eine sehr starke Marktstellung und hat diese eben weiter untermauert. Die Portfoliomanager von der Investmentgesellschaft Janus Henderson halten den neu eingeführten Grafikbeschleuniger Ampere für wegweisend. Aus ihrer Sicht handelt es sich um eine der wichtigsten Markteinführungen neuer Halbleiter in den vergangenen Jahren, die erhebliche Auswirkungen auf KI, Cloud-Computing, Spiele und das Moore’sche Gesetz hat. Kein Wunder also, dass der Titel einen Kursrekord nach dem nächsten markiert und inzwischen gemessen am Börsenwert zum wertvollsten US-Halbleiterhersteller avanciert ist.

Ein spannendes Unternehmen ist auch Zebra Technologies. Die US-Firma liefert branchenspezifische Komplettlösungen, die Menschen, Güter und Daten intelligent vernetzen und den Kunden aus Branchen wie Handel/E-Commerce, Fertigung, Transport und Logistik zu einem Leistungsvorsprung verhelfen sollen. In diesem Jahr hat die Gesellschaft mit dem mobilen Automatisierungssystem EMA50 die erste Robotic-Lösung für den Einzelhandel vorgestellt, die als Abonnement vertrieben wird und Daten in Korrekturmaßnahmen umwandelt, um den Umsatz von Ladengeschäften zu erhöhen.

Der Kurs ist von 1991 bis heute in der Spitze von 3,28 Dollar auf 277,55 Dollar gestiegen. Eine Performance-Bilanz, die gerungen von im Schnitt zehn Prozent pro Jahr auf Sicht der nächsten fünf Jahre weiter ausbaufähig erscheint.

Zwei Asiaten


Mit einem noch stärkeren Wachstum - plus 20 Prozent per annum - auf Sicht von fünf Jahren rechnet der Analystenkonsens bei Tencent. Die chinesische Holdinggesellschaft mit Beteiligungen in den Bereichen Streaming, Gaming, E-Commerce und Online-Payments wendet KI in Schlüsselbereichen an, um die Benutzererfahrung zu verbessern und das Wachstum von Firmenpartnern zu unterstützen. Ende Mai gab der Konzern bekannt, 70 Milliarden Dollar in Infrastruktur investieren zu wollen. Das Geld soll in die Bereiche 5G-Mobilfunkinfrastruktur, Blockchain, Cloud-Computing, Cybersecurity, Internet der Dinge, KI sowie Quantum Computing fließen.

Verstärkt auf KI setzt auch Keyence - der zweite Mitfavorit aus Asien. Hinter diesem Namen steckt ein Anbieter von Komponenten für die Automatisierungstechnik. Das heißt, es geht um Sensoren, berührungslose Messsysteme, industrielle Bildverarbeitung, Lasermarkierung, Profilprojektoren und Mikroskope. Die Vision-Sensoren der Modellreihe IV2 beispielsweise lösen dank künstlicher Intelligenz und Artificial-Intelligence-Funktionen komplexe Prüfaufgaben unabhängig von individuellen Produktabweichungen und Umgebungseinflüssen. Auch hier halten Analysten im Schnitt in den nächsten fünf Jahren Ergebnisverbesserungen im prozentual zweistelligen Bereich für möglich. Zusammen mit einer hohen Betriebsgewinnmarge, einer ausgelagerten Produktion und einem effizienten Direktvertriebsmodell sorgt das für reges Anlegerinteresse. Seit Oktober 2008 verdreizehnfachte sich der Aktienkurs.

Mit einer Vervielfachung der Aktiennotiz seit 2009 kann auch Fabasoft aufwarten. Der österreichische Softwarehersteller und Cloud-Dienstleister sorgt mit seinem Angebot für das Finden aller digitalen Geschäftsunterlagen sowie für medienneutrales Multi-Channel-Publishing digitaler Inhalte. Die KI-Perle im Firmenverbund ist die Tochter Mindbreeze. Diese zählt sich selbst zu den führenden Firmen im Bereich angewandter KI. Durch den Einsatz von Technologien wie Machine Learning, Natural Language Processing und weiterer KI-Methoden ist Mindbreeze in der Lage, vorhandenes Unternehmenswissen sinnvoll zu nutzen und Zusammenhänge aufzuzeigen - ein schlagkräftiger Firmenverbund.