Der Kühlschrank- und Klimaanlagen-Hersteller aus Fernost kündigte vergangene Woche an, er wolle bis zu 4,5 Milliarden Euro für den schwäbischen Automatisierungs-Spezialisten bieten. Midea hält bereits knapp zehn Prozent an Kuka. Auf der offiziellen Tagesordnung steht die Offerte der Chinesen am Freitag nicht. Reuter kündigte an, zu prüfen, ob eine Reihe weiterreichender Zusagen für Standorte und Patentrechte in wasserdichte Verträge zu überführen seien, dann suche Kuka das Gespräch mit der Midea-Führung. Letztlich wollen Vorstand und Aufsichtsrat den Aktionären je eine Stellungnahme zu der Offerte abgeben. Reuter und Finanzchef Peter Mohnen beteuerten, auch bei einem Eigentümerwechsel an Bord zu bleiben. "Ich werde weitermachen wie bisher", erklärte Reuter. Er räumte ein, sich mit Midea-Vertretern über die Aktionärsstruktur und die Besetzung des Aufsichtsrats ausgetauscht zu haben.
Die bisherigen Großaktionäre Voith und Friedhelm Loh halten sich über ihre Zukunftspläne als Kuka-Eigner bedeckt. Loh sagte nach Aussage von Aufsichtsratschef Bernd Winning seine Teilnahme an der Hauptversammlung wegen Terminüberschneidungen ab. Voith-Vertreter Hubert Lienhard äußerte sich nicht. Midea schickte keine eigenen Manager nach Augsburg, sondern beauftrage einen Stimmrechtsvertreter. Voith hält gut ein Viertel an Kuka, Loh und Midea je gut ein Zehntel.
AKTIONÄRE FÜRCHTEN AUSVERKAUF DEUTSCHER SCHLÜSSELTECHNOLOGIE
Aktionärsverbände und Kleinaktionäre äußerten sich skeptisch über die Ambitionen aus dem Reich der Mitte. Roland Klose von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz warnte vor einem Ausverkauf von deutschen Schlüsseltechnologien ins Ausland. "So etwas wäre in den USA nicht möglich, vermutlich auch nicht in Frankreich und wahrscheinlich auch nicht in China", erklärte er. Angesichts der Bedeutung des Roboterbauers für die deutsche Industrie sollte das Übernahmeangebot kritisch betrachtet werden. "Was sind da 4,5 Milliarden im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit. Für mich ist das Anlass zur Sorge", erklärte der Wirtschaftsprofessor. "Ich bin der Meinung, der Vorstand sollte eine Alternative prüfen." Sein Kollege Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger äußerte sich ähnlich. "Ich sehe viele Risiken", sagte Bauer. Angesichts des sich abzeichnenden Einstiegs von Midea hätten sowohl deutsche Industrie als auch Regierung geschlafen, wenn es um die Sicherung von Industrieperlen gehe.
Für viele Aktionäre dürfte das Angebot aus Guangdong - 115 Euro je Kuka-Aktie - dennoch attraktiv genug sein, um zu verkaufen, glauben Experten. 30 Prozent hat sich Midea mindestens vorgenommen. Auch ein Gegenangebot zur Midea-Offerte halten Fachleute für denkbar. Ein Kandidat, dem in der Vergangenheit immer wieder Interesse an Kuka nachgesagt wurde, hat Insidern zufolge schon abgewunken: Der größte deutsche Technologiekonzern Siemens habe die Idee geprüft und verworfen, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Kuka-Chef Reuter hat sich damit nach eigener Auskunft noch nicht beschäftigt. "Wir haben bisher nicht aktiv nach einem Partner gesucht, daher stellt sich die Frage nach einem 'weißen Ritter' nicht", sagte er. "Letztlich müssen die Aktionäre entscheiden, wie sie mit der Offerte umgehen."
Reuters