Franz Wirnhier, Chef der Bausparkasse LBS Bayern, fordert Nachbesserungen für alle Vorsorgesparer bei gesetzlichen Rahmenbedingungen Von Stefan Rullkötter
Börse Online: Seit 2014 ist der Wohnriester noch flexibler. Haben sich die Neuregelungen in der Praxis bewährt?
Franz Wirnhier: Diese Neuerungen haben dazu beigetragen, die Wohn-Riester-Förderung noch attraktiver zu machen, weil sie den Kunden mehr Flexibilität gewähren. Bei altersgerechten Umbauten gelten aber nach wie vor einige Einschränkungen, die dazu führen, dass die Förderung weniger intensiv genutzt wird als es wünschenswert wäre. Insbesondere die Mindestsummen für die Finanzierung von 20.000 Euro oder 6000 Euro - bei Maßnahmen innerhalb von drei Jahren nach Anschaffung bzw. Bau der Immobilie - stellen teilweise eine Hürde dar. Insgesamt hat die Neuregelung der Wohn-Riester-Förderung aber sehr positive Effekte erzielt. Gerade die Möglichkeit für Immobilienbesitzer, die ihr Objekt vor 2008 erworben haben, Wohn-Riester zu nutzen, hat dazu beigetragen, dass der Wohn-Riester bei den Neuabschlüssen mittlerweile das beliebteste Riester-Produkt ist.
Börse Online: Sehen Sie bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen für Wohnriester weiteren Nachbesserungsbedarf?
Franz Wirnhier: Die Komplexität der privaten Altersvorsorgeförderung sollte weiter reduziert werden. Zugleich muss man aber sehen, dass die Systematik von Wohn-Riester eng angelehnt ist an die Regelungen für Riester-Geldrentenprodukte. Insbesondere die damalige Entscheidung für ein Fördersystem mit nachgelagerter Besteuerung macht es schwer, zu einfachen Lösungen zu kommen. Für Wohn-Riester-Sparer ist es aber auf jeden Fall schon einmal eine große Entlastung, dass sie ihre Steuerschuld in der Auszahlungsphase künftig jederzeit in einem Zuge begleichen können.
Börse Online: Sollten die staatlichen Förderungsanreize für Wohnriester noch weiter intensiviert werden?
Franz Wirnhier: Der Staat hat ein hohes Interesse daran, dass die Menschen privat für das Alter vorsorgen, weil sonst Altersarmut droht. Deshalb halten wir es für wichtig, dass alle bestehenden Förderinstrumente auf möglichst hohem Niveau erhalten bleiben. Bei der Riester-Förderung heißt das, dass der seit 2008 unveränderte Förderhöchstbetrag von 2100 Euro dynamisiert, also an die Inflationsentwicklung angepasst werden sollte. Sonst droht eine schleichende Entwertung der Förderung. Auch ist es wichtig, dass die verschiedenen Säulen der kapitalgedeckten Altersvorsorge auf Dauer gleichberechtigt nebeneinander stehen, also zum Beispiel die private Altersvorsorge nicht gegenüber der betrieblichen Altersvorsorge benachteiligt wird.
Börse Online: Bei Musterrechnungen unterstellen Wohnriester-Anbieter häufig, dass der Steuervorteil direkt in den Bausparvertrag eingebracht wird. In der Praxis verwenden Wohnriester-Sparer
erstattete Abgaben dagegen häufig für Ihre Lebenshaltungskosten. Sollte hier eine gesetzliche Verpflichtung eingeführt werden, entsprechende Erstattungen in den Vertrag einzubringen?
Franz Wirnhier: Es ist richtig, dass Steuerrückzahlungen nicht zweckgebunden sind und frei verwendet werden können. Aus unserer Sicht ist das fördersystematisch auch vertretbar, da es - unabhängig von der steuerlichen Förderung - vor allem darauf ankommt, dass bis zu 2100 Euro jährlich zum Zweck der Altersvorsorge eingezahlt werden. Eine gesetzliche Regelung zu diesem Punkt würde Riester unnötig weiter verkomplizieren.
Börse Online: Ihre Bausparkasse ist einer der größter Wohnriester-Anbieter. Wie sieht der typische Wohnriester-Sparer aus ?
Franz Wirnhier: Die LBS Bayern hat ihr Riester-Neugeschäft nach Bausparsumme 2014 um 15 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro gesteigert. Den typischen Wohn-Riester-Sparer gibt es aber nicht, weil unterschiedliche Zielgruppen von den verschiedenen Komponenten der Förderung profitieren. So wirken sich für Familien die Zulagen für die Kinder besonders aus. Gutverdiener können dagegen attraktive Steuervorteile nutzen. Und seit der Gesetzesänderung nehmen auch viele Immobilienbesitzer, die ihr Objekt vor 2008 erworben haben, die Förderung in Anspruch. Die Gruppe der Wohn-Riester-Kunden setzt sich also aus völlig unterschiedlichen Biographien zusammen.
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