Für die einen einen ist sie pures Junkfood, bei den anderen hat sie einen festen Platz im Gefrierfach. Die Rede ist von der Tiefkühlpizza. 1970 kam dieses Produkt in Deutschland auf den Markt. "Seitdem reißt die Erfolgsgeschichte der TK-Pizza nicht ab", stellte das Deutsche Tiefkühlinstitut zum 50-jährigen Jubiläum fest. In Zeiten von Corona schieben die Deutschen besonders viele, vorzugsweise mit Salami belegte, Hefeteigscheiben in den Backofen. "Im ersten Halbjahr 2020 stieg der Umsatz mit TK-Pizza um sieben Prozent", so die Branchenvereinigung.

Die Konsumenten decken sich während der Pandemie nicht nur verstärkt mit dem Klassiker ein. Auch bei der Lieferung von Fischstäbchen und Pommes an Supermärkte und Heimdienste kamen die Hersteller teilweise kaum hinterher. Wegen des Nachfrageschwunds seitens der Gastronomie dürfte der Gesamtmarkt für Tiefkühlkost in Deutschland (siehe "Auf einen Blick") dennoch stagniert haben.

Gedämpfter Investorenappetit


Nicht zuletzt wegen dieser Zweiteilung treten Europas Lebensmittelaktien seit Monaten auf der Stelle. Neben der Sorge, wonach Corona trotz Stay-at-Home-Boom bremst, lasten strukturelle Herausforderungen auf dem Sektor. Anleger fragen sich, ob die Branchenriesen schnell und konsequent genug auf den Trend zu gesünderen und nachhaltigen Nahrungsmitteln reagieren. Unzählige kleine Start-ups buhlen in diesem Bereich um den modernen Verbraucher.

In der Berichtssaison könnten die Konzerne einige Zweifel zerstreuen. Das gilt auch und gerade für Nestlé. Der weltgrößte Lebensmittelkonzern publiziert am 18. Februar die Zahlen für 2020. Im dritten Quartal haben die Schweizer mit einem organischen Umsatzwachstum von 4,9 Prozent aufhorchen lassen. Vor allem auf dem amerikanischen Kontinent waren Nestlé-Produkte gefragt. Außerdem brummte der Onlinehandel mit dem riesigen Markensortiment. Klassiker wie Wagner Pizza, Nescafé oder Maggi-Suppenwürze zählen dazu genauso wie pflanzliche Burger von Garden Gourmet.

Der seit vier Jahren amtierende Chef Ulf Mark Schneider richtet den "Speiseplan" von Nestlé nach und nach auf die Zukunft der Ernährung aus. Neben dem Erfolg des Konzernumbaus sowie dem Ausblick dürfte bei der Bilanzpräsentation der Dividendenvorschlag im Fokus stehen. Wir halten es für gut möglich, dass die Nestlé-Aktie anschließend Fahrt aufnimmt und raten weiterhin zum Kauf - wegen des EU-Handelsverbots müssen Anleger bei den außerbörslichen Maklern ordern.

Einen Tag nach den Eidgenossen berichtet Danone. Die Aktie des Joghurtgiganten sendete schon einen Monat vor dem Zahlentermin ein Lebenszeichen. Zuvor hatte Bluebell Capital Partners den Abgang von Konzernchef Emmanuel Faber gefordert. Nach Ansicht des auch beim Modehaus Hugo Boss forsch auftretenden Investors kommt das Potenzial von Danone im Aktienkurs nicht zum Ausdruck. In der Tat tendiert der französische Large Cap nach unten, obwohl der Molkereiriese längst auf dem Gesundheitstrip ist. Bisher gelang es dem Management nicht, etwa aus dem teuer erkauften Einstieg in den Markt für Milch auf Soja-, Mandel- oder Reisbasis ausreichend Profit zu schlagen. Mit der Bluebell-Initiative nimmt der Druck auf Faber zu. Der für das erste Quartal angekündigte Strategieplan könnte seine letzte Chance sein, das Ruder herumzureißen. Entsprechend besteht die Chance, dass Danone demnächst mit mutigen Schritten - selbst ein Verkauf des Wassergeschäfts ist denkbar - vorprescht.

Weniger die Umbaufantasie als vielmehr die Aussicht auf ein sukzessives Wiederaufdrehen der Schankhähne spricht für Carlsberg. Wobei der Brauereikonzern vergleichsweise gut durch die politisch verordnete "Dauersperrstunde" gekommen ist. Laut Konsens ist das operative Ergebnis 2020 nur um rund sechs Prozent geschrumpft. Bei Branchenkrösus AB InBev rechnen die Analysten mit einem Rückgang um knapp ein Fünftel. Carlsberg befindet sich in der Endphase der Siebenjahresstrategie Sail’22. Zu ihren Prioritäten zählt das Wachstum in Asien - der Kontinent steuerte 2019 rund ein Drittel zu Ausstoß und Ergebnis bei. Wenn die Dänen am 5. Februar die 2020er-Bilanz vorlegen, wird sich zeigen, wie es um den Durst der Konsumenten in aller Welt auf Carlsberg oder Premiumsorten wie 1664 Blanc oder Tuborg bestellt ist.

Fischstäbchen 2.0


Zurück an das Tiefkühlregal, die Domäne von Frosta. Im ersten Halbjahr 2020 verbuchte das Unternehmen ein Umsatzplus von 7,8 Prozent, während sich der Gewinn sogar annähernd verdreifachte. Gefragt waren im Lockdown vor allem die Frosta-Fischstäbchen - hier zog der Absatz um 50 Prozent an. Seit Kurzem bieten die Bremerhavener diese Kinderlieblingsspeise auch auf rein pflanzlicher Basis an. Anlegern dürfte Frosta den Mund am 25. Februar bei der Bilanzpressekonferenz wässrig machen - mit deutlich über der eigenen Prognose liegenden Resultaten und einem attraktiven Dividendenvorschlag. Kurzum: Der Nebenwert ist ein klarer Kauf.

Auf einen Blick: Essen und Trinken


Essen und Trinken: Da sie Grundbedürfnisse stillen, gelten die Nahrungsmittelaktien als defensiv. Auch wenn sie damit derzeit - Zykliker und Technologietitel erhalten den Vorzug - nur bedingt punkten können, finden sich in dem Sektor interessante Werte.