Traden ohne Provision? Für Anleger, die Wertpapiere bei einer Filialbank kaufen, klingt das wie vom anderen Stern. Und selbst Kunden von günstigen Direktbanken horchen auf. Nachdem seit 2019 in Deutschland kurz nacheinander mehrere Broker an den Markt gegangen sind, die den Handel für Privatanleger klar günstiger anbieten als die Filialbankenherausforderer von einst, ist ordentlich Bewegung in die Brokerszene gekommen.

Eines vorweg: Anleger dürfen nicht der falschen Erwartung erliegen, dass sie bei den neuen Brokern (Neobrokern), die sich im Wesentlichen über Rückvergütungen der Handelspartner und Produkthersteller finanzieren, überall ein umfassendes Produkt- und Servicespektrum bekommen wie bei den Etablierten, nur eben für viel weniger Geld (siehe Tabelle auf den Seiten 90/91). Wer um die Möglichkeiten und Grenzen der Neuen weiß, kann ihre Dienste gut nutzen, beim Traden sparen - und so manche Innovation entdecken.

Pionier der Neobroker ist Trade Republic. Seit dem Start im Mai 2019 konzentriert er sich komplett aufs Smartphone. Der Launch einer eigenen Trading-Website ist vorerst nicht geplant. "Wertpapierhandel gehört auf das Handy und Provisionen (gehören) zur Vergangenheit", lautete die Idee des Gründerteams um Christian Hecker. "Ohne Provision" heißt aber nicht "ganz umsonst", denn Kunden zahlen eine Fremdkostenpauschale von einem Euro pro Trade.

Gehandelt werden kann bei Trade Republic nur übers elektronische Handelssystem Lang & Schwarz (LS) Exchange an der Börse Hamburg. Sparpläne auf ETFs und seit Kurzem auch auf Aktien stehen besonders im Fokus - zu einer niedrigen Einstiegsrate von zehn Euro. Beide Arten von Sparplänen sind komplett gebührenfrei. Das kommt offenbar richtig gut an: "Mehr als 80 Prozent unserer Kunden haben Sparpläne, der Fokus liegt vor allem auf ETF-Sparplänen", erzählt Hecker. "Wir machen uns stark für eine Demokratisierung des Kapitalmarkts. Jeder Bürger kann mithilfe unserer Sparpläne kostenfrei Vermögen aufbauen."

Vor Kurzem erfolgte der Marktstart in Österreich. "Trade Republic ist immer ein europäisches Projekt gewesen. 2021 werden wir weitere Märkte erschließen", sagt Hecker. Auch 2021 soll "Sparen im Vordergrund stehen". Außerdem sind neue Funktionen für aktivere Kunden geplant. Das alles scheint gut anzukommen. Im Frühjahr meldete der Broker schon über 150 000 Kunden, Tendenz weiter steigend.

Kryptohandel ohne Orderentgelt


Trade Republic blieb nicht lang allein. Schon im Herbst 2019 folgte Justtrade, ein Broker, der vor allem tradingaffine Anleger anspricht. Daher setzte er auch von Anfang nicht nur auf eine App, sondern auch auf eine Desktopanwendung. Als erster Onlinebroker Deutschlands startete Justtrade den Wertpapierhandel für null Euro und ohne Nebenkosten. Einziger Kostenfaktor können Negativzinsen auf dem Verrechnungskonto sein - derzeit minus 0,5 Prozent. "Das fällt aber kaum ins Gewicht, unsere Kunden disponieren ihre Gelder entsprechend. Und wenn Instantüberweisungen noch mehr an Bedeutung gewinnen, ist das überhaupt kein Thema mehr", sagt Gründer und Geschäftsführer Ralf Oetting. Eine Hürde gibt es derzeit noch: Anleger müssen pro Kauf mindestens 500 Euro investieren, Verkäufe gehen auch darunter. "Wir überlegen, ob wir die Mindestordergröße von 500 Euro für Käufe senken", sagt Co-Gründer und Co-Geschäftsführer Michael Bußhaus.

Eine echte Neuerung ist Justtrade Ende Oktober geglückt. Seither bietet er als erster deutscher Onlinebroker Wertpapier- und Kryptohandel aus einem Depot heraus an. "Binnen vier Wochen seit Start haben sich schon 50 Prozent unserer Kunden dafür freischalten lassen", sagt Oetting. Fünf Kryptowerte sind rund um die Uhr ab einem Mindestvolumen von 50 Euro handelbar: Bitcoin, Ethereum, Litecoin, Ripple und Bitcoin Cash. "Den Kryptohandel bieten wir ebenfalls komplett ohne Orderentgelt oder Netzwerkgebühren an", so Bußhaus. So lassen sich die fünf Kryptowerte mit einem Minimumspread von 0,3 Prozent anteilig für Kauf und Verkauf handeln. "Wichtig war uns bei der Konzipierung des Angebots, den Handel von Kryptowerten optimal in unsere bestehende Handelsoberfläche zu integrieren und auch die Verwahrung für den Kunden so einfach wie möglich zu gestalten", ergänzt Bußhaus. Anleger können innerhalb von Sekunden zwischen ihren Wertpapier- und Kryptotrades wechseln. Die Verwahrung ist kostenfrei und erfolgt in Kooperation mit dem Münchener Bankhaus von der Heydt. Ein- und Auslieferung von Kryptos aus eigenen Wallets ist wegen Geldwäschethemen indes nicht möglich. Für 2021 hat sich Justtrade Sparpläne vorgenommen: "ETF-Sparpläne auf jeden Fall, ob es auch Aktiensparpläne geben wird, ist noch offen", sagt Oetting.

Gratis heißt umsonst


Der Name seines Hauses ist für Malte Rubruck Programm. "Das, was es bei uns gibt, ist umsonst. Und wenn es nicht umsonst geht, machen wir es nicht", sagt der CEO von Gratisbroker. Seit November 2019 ist der Anbieter aktiv und verzichtet tatsächlich komplett auf Depot- und Ordergebühren, Fremdkostenpauschalen, andere Nebenkosten und Negativzinsen. Auch hier sind Käufe erst ab einem Volumen von 500 Euro möglich. Anders als andere legt Gratisbroker Wert darauf, auch keine Kosten etwa für die Eintragung von Namensaktien zu verlangen. "Man kann als Broker kostenloses Traden anbieten, sofern man alles weglässt, was man nicht unbedingt braucht. Wer Nasdaq- oder Xetra-Handel möchte, wird bei uns allerdings nicht fündig werden."

Seinen Service möchte der Anbieter weiter ausbauen, auch wenn er mitunter von Kunden das Feedback zu hören bekommt: Bau bloß nichts mehr ein. Schon bald bringt der Broker eine App an den Start. Auch das Spektrum der handelbaren Werte soll erweitert werden. Dabei setzt Gratisbroker gezielt auf Ergänzungen und nicht auf Doubletten: "Einen vierten DAX-ETF zur Auswahl braucht man eigentlich nicht", so Rubruck. Sparplananlegern macht sein Haus - noch - kein Angebot. "Sparpläne sind für uns aber ein spannendes Thema. Unsere Herausforderung besteht aber darin, Sparpläne zuverlässig dauerhaft kostenlos anbieten zu können. Denn wir wollen keine zeitlich befristeten Angebote machen."

Smartbroker mit den meisten Börsen


Gerade seinen ersten Geburtstag gefeiert hat am 16. Dezember Smartbroker. Vorstand Thomas Soltau sieht ihn als "Zwischenspieler zwischen der alten Brokerwelt und den Neobrokern" und will Börsenneulinge wie -experten ansprechen. Im Kreis der Neos bietet er die meisten Börsenplätze und Produkte an - ebenfalls recht günstig. Im Depotvergleich von Stiftung Warentest trug das Haus jüngst den Testsieg bei Onlinedepots davon.

Laut Soltau vereint sein Haus die Vorzüge beider Welten. "Wir sind teilweise sogar günstiger als ein Neobroker. Gleichzeitig bieten wir aber Qualität, Service und Auswahlmöglichkeiten, wie man es von den klassischen Brokern kennt. Unsere Kunden haben vollen Zugriff auf alle deutschen Börsenplätze und traden bereits ab null Euro." In diesem Spagat sieht er das Erfolgsgeheimnis. "Viele Kunden, die neu zu uns kommen, schließen ihr altes Depot und lassen es zu uns übertragen."

In einem eifert der Smartbroker aber den Neos nach: Für 2021 ist der Start einer Smartphone-App geplant. Außerdem soll es eine neue, übersichtlichere Tradingplattform geben. Er setzt auf den Austausch mit den Anlegern über die Börsenportale, die wie er zur Wallstreet:Online AG gehören. "Wir wollen den Handel bei uns direkt aus den Finanzportalen heraus ermöglichen." Soltau rechnet damit, dass die Neos, die zuerst mit einer App gestartet sind, umgekehrt demnächst auch mit einer Desktoplösung kommen. "Eine reine Smartphonelösung ist nicht ausreichend für größere Investments. Die Kunden möchten beides."

Traden à la Netflix


Jüngster in der Runde ist der Broker von Scalable: "Es hätte kein besseres Jahr geben können, um einen Broker an den Markt zu bringen als 2020 - die Pandemiesituation hat einen enormen Schub ins Digitale gebracht", freut sich Jacob Hetzel, Head of Distribution bei Scalable Capital. Der Vermögensverwalter ist Mitte Juni mit einem neuartigen Preismodell gestartet: Für eine Monatsgebühr kann man ordern, so viel man will - Trading à la Netflix sozusagen.

Scalable offeriert zwei Preismodelle, von denen eines eine Variante A und eine Variante B aufweist. Beim Modell Prime Broker können Kunden für 35,88 Euro pro Jahr (entspricht 2,99 Euro im Monat) unbegrenzt Aktien und ETFs handeln oder ETFs besparen. Bei der monatlichen Zahlweise kostet Prime Broker 4,99 Euro.

Daneben gibt es das Preismodell Free Broker. Der Name ist etwas missverständlich, werden hier doch für das Trading pauschal 99 Cent fällig. Das Depot und genau ein Sparplan sind frei, weitere Sparpläne kosten wie eine normale Order ebenfals 99 Cent. Seit Kurzem hat Scalable aber auch über 600 sogenannte Prime-ETFs im Angebot, die in allen Preismodellen kostenlos zu besparen und zu kaufen, aber nicht zu verkaufen sind.

Der Broker konzentriert sich auf Sparpläne: 1300 ETF-Sparpläne bietet derzeit kein anderer Neobroker. "Wir richten uns gezielt an ETF-Investoren, aber auch an junge Kunden, die Sparpläne zum Vermögensaufbau nutzen wollen." Daher hat der Broker seit Marktstart Mitte 2020 die Mindestordergrößen und -sparraten halbiert auf jetzt 250 und 25 Euro. Noch 2020 will Scalable überdies Aktiensparpläne herausbringen. "Damit werden auch hochpreisige Aktien für den kleineren Geldbeutel erschwinglich."

Erst seit ein paar Tagen bietet das Haus als zweiter Neobroker auch den Handel auf Xetra an, allerdings zu etwas höheren Gebühren als sonst. "Der Brokeragemarkt hatte längere Zeit einen gewissen Stand, die Neobroker haben nun viel frischen Wind gebracht - und ihre Preismodelle ermöglichen jedermann Zugang zum Kapitalmarkt", sagt Hetzel.

Das Angebot und die Konditionen der neuen Broker im Überblick

Wie gut finden Sie Ihren Broker?


Wie zufrieden sind Sie mit Deutschlands Onlinebrokern? Am besten kann das die härteste Jury überhaupt beurteilen - Sie alle. Zum 22. Mal ruft BÖRSE ONLINE seine Leser und Kunden aller Anbieter auf, deren Leistungen und Gebühren zu bewerten. Unsere Erhebung zählt zu den Klassikern unter den Brokerumfragen. Ihre Gesamtzufriedenheit können Sie erstmals in der Vergabe einer einzigen Schulnote ausdrücken. Ihre Teilnahme ist ganz einfach möglich unter www.boerse-online.de/brokerwahl2021. Ferner verlinken viele Institute auf die Umfrage, die noch bis zum 24. Januar 2021 läuft. Mit etwas Glück können Sie eines von drei Samsung Galaxy Tab A 10.1 WiFi für rund 220 Euro gewinnen.


Teilnahmebedingungen

Die Teilnahme am Gewinnspiel ist kostenlos. Teilnahmeberechtigt sind nur Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Nicht teilnehmen dürfen Mitarbeiter der Finanzen Verlag GmbH und Personen, die mit der Durchführung des Gewinnspiels betraut sind, sowie deren Angehörige. Gleiches gilt für Mitarbeiter der Broker, für mit den Brokern verflochtene Unternehmen sowie für von ihnen beauftragte Unternehmen oder Einzelpersonen. Sollten wir bemerken, dass Bankmitarbeiter abgestimmt haben, oder uns sonstige Unregelmäßigkeiten bei der Teilnahme auffallen, wird das jeweilige Haus aus der Wertung gestrichen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Barauszahlung, Änderung oder Umtausch der Gewinne sind nicht möglich. Gewinnansprüche sind nicht übertragbar. Gewinner werden per E-Mail oder Brief benachrichtigt. Ihre personenbezogenen Daten werden nur für die Abwicklung des Gewinnspiels gespeichert und verarbeitet. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.