Der Gasekonzern Linde steht trotz der flauen Weltkonjunktur zu seinen Gewinnzielen. "Ich erwarte nicht, dass wir in absehbarer Zeit wieder eine Gewinnprognose nach unten korrigieren müssen, obwohl derzeit weltweit die Wachstumserwartungen schon wieder reduziert werden", sagte Konzernchef Wolfgang Büchele der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe). "Wir haben Vorsicht walten lassen." Büchele ist seit zwei Jahren im Amt und musste in dieser Zeit bereits zwei Gewinnrevisionen vornehmen, die Aktie war danach eingebrochen. "Wir hätten die Kurskorrektur sicher besser vorbereiten und damit präziser kommunizieren können."
Zudem machte Büchele deutlich, dass Linde möglichst schnell wieder der weltweit größte Gaseanbieter werden will: "Es ist unser klares Ziel, wieder Marktführer zu werden, und das ist in absehbarer Zeit erreichbar." Der Abstand zwischen Linde und Air Liquide sei nicht so groß. Die Franzosen übernehmen derzeit den amerikanischen Konkurrenten Airgas und werden damit Linde überholen. Zusammen kamen sie zuletzt auf einen Umsatz von rund 21 Milliarden Euro, Linde erlöste 2015 knapp 18 Milliarden Euro. Es sei schade, dass Linde nicht mehr der Größte sei. "Aber wer sagt, dass wir auf Dauer die Nummer zwei bleiben? Wettbewerb beflügelt." Weitere große Übernahmen plane er aber nicht. "Wir müssen aber mehr und enger mit Startups zusammenarbeiten, um uns auf den kommenden Wandel vorzubereiten und diesen selbst zu gestalten." Die Zeiten, in denen man alles selbst machen könne, seien vorbei. Linde brauche Anregungen von außen.
Auf der Hauptversammlung am Dienstag soll Bücheles Vorgänger Wolfgang Reitzle in den Aufsichtsrat gewählt werden und dann den Vorsitz übernehmen. Büchele bekräftigte, dass es keine Konfrontation mit Reitzle gebe. "Ich treffe mich mit Herrn Reitzle übrigens zur Diskussion, und nicht zum Rapport." Reitzle gilt als Kritiker von Konzernchef Büchele. Auch künftig werde er das Unternehmen führen, betonte Büchele. "Da gibt es doch gar keinen Zweifel, ganz klar, das Unternehmen lenke ich."
Reuters