Der Industriegasehersteller Linde gerät in die Defensive. Der französische Konkurrent Air Liquide kauft in den USA das Unternehmen Airgas, das im Rahmen des Deals mit 13,4 Milliarden Dollar bewertet wird. Mit der Übernahme verdränge Air Liquide den Münchener Linde-Konzern von der Spitzenposition im Markt für Industriegase, erklärte DZ-Bank-Analyst Peter Spengler. Er rechnet jedoch damit, dass sich Air Liquide und Airgas auf Druck von Wettbewerbshütern von Geschäftsteilen trennen müssen. Diese könne sich Linde einverleiben.

Die Franzosen bauen mit dem Zukauf ihr Geschäft mit Industrie-, Medizin- und Spezialgasen aus. Ihre Präsenz in den USA, dem weltgrößten Industriegase-Markt, wird dadurch deutlich gestärkt. Die Transaktion soll sich bereits im ersten Jahr positiv auf die Bilanz von Air Liquide auswirken. In den nächsten Jahren wird mit Synergien im Volumen von 300 Millionen Dollar vor Steuern gerechnet. Allerdings muss Air Liquide seine Aktionäre um Geld bitten, um die Übernahme zu finanzieren. Im Raum steht eine Kapitalerhöhung von drei bis vier Milliarden Euro.

An der Börse stieß das Vorhaben bei Anlegern auf Skepsis. Die Aktien von Air Liquide fielen am Mittwoch um mehr als sechs Prozent auf 116,15 Euro und waren damit Schlusslicht im Pariser Auswahlindex CAC40. Spengler begründete dies mit dem hohen Aufschlag, den der Linde-Rivale zahlen will. Air Liquide bietet 143 Dollar je Airgas-Aktie.

Die Papiere des US-Konzerns waren dagegen am Dienstag an der Wall Street als Reaktion auf die Offerte um knapp 30 Prozent auf 137,35 Dollar nach oben geschnellt. Im Vergleich zum Durchschnittskurs im Monat vor der Ankündigung zahlt Air Liquide einen Aufschlag von gut 50 Prozent.

Angesichts der neuen Machtverhältnisse in der Branche gaben die Linde-Aktien in Frankfurt zur Wochenmitte 2,2 Prozent nach und übernahmen damit die rote Laterne im Leitindex Dax. Linde wollte sich zum Airgas-Deal nicht äußeren.

Air Liquide hatte sich nach einem kräftigen Umsatzplus im Sommer zuletzt optimistisch für das Gesamtjahr geäußert. Vor allem das Geschäft in Schwellenländern, der florierende Gesundheitssektor und die einsetzende Erholung in einigen Industriebranchen in Europa habe für steigende Einnahmen gesorgt.

Reuters