Damit wollen Linde und Praxair kartellrechtliche Bedenken der Europäischen Kommission ausräumen, um von ihr grünes Licht für den Zusammenschluss zum weltgrößten Hersteller von Industriegasen wie Sauerstoff und Helium zu erhalten. In den USA und anderen Ländern dauern die Verhandlungen mit Behörden und Bietern für einzelne Geschäftsteile noch an, wie Linde erklärte. Nennenswerte Hürden werden etwa in den USA erwartet, wo sich die Fusionspartner um eine Zustimmung der Federal Trade Commission (FTC) bemühen. Dafür stehen ebenfalls milliardenschwere Aktivitäten zum Verkauf. Insidern zufolge hat dort der Finanzinvestor Carlye die Nase vorn.

Die Linde-Aktien zählten am Vormittag mit einem Plus von 3,5 Prozent zu den größten Gewinnern im Leitindex Dax. Die Analysten der Baader-Bank bekräftigten ihre Kaufempfehlung.

VOLLZUG DER FUSION IM ZWEITEN HALBJAHR ERWARTET



Die Geschäftsteile, von denen Praxair sich nun trennt, erzielten im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro. Betroffen sind nach Angaben des US-Konzerns rund 2500 Mitarbeiter in zwölf europäischen Ländern, darunter Deutschland, die Niederlande, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. Taiyo betritt damit den europäischen Markt, wo auch der bisherige Weltmarktführer zu Hause ist, die französische Air Liquide.

Die im vergangenen Jahr beschlossene Fusion von Linde und Praxair ist ein Rennen gegen die Zeit: Weil die Aktionäre nach deutschem Recht binnen zwölf Monaten Klarheit über das Gelingen der Transaktion haben müssen, muss diese bis spätestens 24. Oktober über die Bühne gegangen sein. Das gilt sowohl für kartellrechtliche Freigaben als auch für den Verkauf von Firmenteilen, um Bedenken der Kartellbehörden auszuräumen.

Die EU-Kommission hatte angekündigt, bis zum 24. August zu entscheiden, ob sie der Fusion zustimmt. Linde bekräftigte am Donnerstag, der Zusammenschluss solle im zweiten Halbjahr 2018 vollzogen werden. Erst wenn das gesamte Vorhaben in trockenen Tüchern ist, geht das Praxair-Geschäft in Europa tatsächlich an Taiyo.

Das fusionierte Unternehmen, das den Namen Linde tragen und seinen Sitz in Irland haben soll, würde mit einem Umsatz von 29 Milliarden Dollar die französische Air Liquide überholen und hätte 88.000 Mitarbeiter.