Fussballwetten und Glücksspiele: Die Zeichnung für Lottomaticas IPO läuft. Das Geschäfte der Konkurrenten Entain und Flutter Entertainment brummen
Start frei: in der kommenden Woche soll die Zeichnungsfrist für den IPO des Glücksspieleanbieters Lottomatica an der Mailänder Börse beginnen. Die 54,5 bis 66,6 Millionen Aktien sollen nach Informationen des US-Börsendienstes Bloomberg in der Spanne zwischen neun und elf Euro angeboten werden. Anleger, die den Börsengang hierzulande zeichnen wollen, sollten bei der Deutschen Bank oder bei Unicredit nachfragen. Beide Institute sind mit Barclays, Goldman Sachs, JP Morgan Chase und Kepler Chevreux im Konsortium für den Börsengang. Bis Ende des Monats sollen die Papiere aus dem Portfolio des US-Finanzinvestors Apollo Global Management an der Börse gehandelt werden. Zwischen 600 und 700 Millionen Euro sollen beim Börsengang eingesammelt werden. Die bei klassischen IPOs übliche Kapitalerhöhung, also zusätzliche neue Aktien, sollen 425 Millionen Euro einspielen. Der Börsenwert von Lottomatica wird auf drei Milliarden Euro geschätzt, Anfang März wurden noch bis zu fünf Milliarden Euro aufgerufen. Der deutliche Abschlag ist dem schwierigen Umfeld für Börsengänge geschuldet.
Wer ist Lottomatica?
Lottomaticas Business bringt beachtliche Gewinnsteigerungen: Von 2019 bis 2022 legte der operative Gewinn (Ebitda) der Firma aus Rom gut 40 Prozent auf 518 Millionen Euro zu. Für 2023 werden 550 bis 570 Millionen in Aussicht gestellt, in der Spitze sind das knapp zehn Prozent mehr. Etwas weniger als die Hälfte des Ebitda für 2022, rund 245 Millionen Euro, spielten Onlinewetten ein. Hier konkurrieren die Römer mit den britischen Anbietern Entain und Flutter Entertainment. Onlinewetten sind Lottomaticas wertvollster Bereich. Im März wurde allein dieses Geschäft auf 3,3 Milliarden Euro taxiert, bei fünf Milliarden Gesamtwert. Spielautomaten sind mit 194 Millionen Euro Ebitda für 2022 der zweitgrößte Gewinnlieferant. Lotto bietet das Glücksspieleunternehmen trotz seines Namens nicht an.
Europas heißer Glücksspielemarkt
Lottomatica ist jedoch nicht das einzige Glücksspielunternehmen, das jetzt eine Börsennotierung in Europa in Erwägung zieht. Auch für die Suberbet Group aus dem Portfolio des weltweit größten Finanzinvestors Blackstone Group werden IPO-Pläne geschmiedet, berichtet der US-Börsendienst Bloomberg. "Glücksspieleunternehmen wollen jetzt schnell an die Börse weil sich das Zeitfenster für IPOs möglicherweise nur kurz öffnet“ schätzt Joseph Stauff, Analyst der US-Bank Susquehanna-Analyst. Der Erfolg von im Glücksspielsektor ist jedoch auch stark abhängig von den Entwicklungen bei den Marktregulierungen und bei den ESG-Kriterien. Der Sektor wird nicht immer als ESG-kompatibel angesehen, auch eine strengere Regulierung in Großbritannien würde die Aktienkurse der Unternehmen belasten.
Die Fußball-WM im Katar und die starken Zuwächse im Geschäft während der Pandemie haben Online-Sportwetten und Glückspiele allgemein stark beflügelt und das Interesse der Investoren an der Branche neu geweckt. „Mit den größten Unternehmen der Branche, die in Europa, überwiegend in London an der Börse sind, bleibt der Kontinent das Zentrum der Branche“, sagt David Brohan, Analyst der Investmentbank Goodbody. Der britische Anbieter Flutter Entertainment will die neu geweckte Interesse bei Investoren auch in den USA nutzen und prüft deshalb ein zweites Listing an der Wall Street. Ein Erfolg bei dem größten Pool spezialisierter und besonders risikofreudiger Profi-Anleger, der die Wall Street auszeichnet, würde Flutters Aktienkurs langfristig deutlich erhöhen. Es ist deshalb nicht überraschend dass die Wall Street auch bei Flutters lokalem Konkurrenten Entain als Option geprüft wurde, Bisher jedoch blieben die Pläne in der Schublade. “Entain verfolgt die Entwicklung bei Flutter im Bezug das Zweitlisting in New York sehr genau”, sagt Analyst Brohan.
Entain und Flutter - Großbritanniens Glücksspiel-Champions
Eintain , bei BÖRSE ONLINE als GVC gelistet, mit Sitz in Douglas im britischen Steuerparadies Isle of Man ist einer der führenden Anbieter in Europa mit Onlineglücksspielen (Casino, Poker und Bingo) in Wettshops. Eintain gehören unter anderen die bekannten Marke bwin, Coral, Ladbrokes,. PartyPoker, Neds International und Sportingbet. In den USA haben die Briten ein Joint Venture mit dem Casino- und Hotelbetreiber MGM Resort International. Für 2023 erwarten Analysten im Schnitt 5,3 Milliarden Euro Umsatz, gut fünf Prozent mehr als im Vorjahr, sowie knapp 389 Millionen Euro Nettogewinn, ein überdurchschnittliches Plus von fast 49 Prozent.
Konkurrent Flutter Entertainment entstand 2016 aus dem Zusammenschluss des irischen Anbieters Paddy Power, langjährige Anleger in Deutschland kennen das Unternehmen, und dem britischen Konkurrenten Betfair. Im Portfolio des Anbieters, der im FTSE-100-Index der größten britischen Unternehmen gelistet ist, sind unter anderen die Marke Betfair, FanDuel, PaddyPower, PokerStars, Sky Betting & Gaming sowie Sportsbet. Für 2023 erwarten Analysten bei 10,4 Milliarden Euro Erlös, fast doppelt so viel wie bei Entain, ein Plus von gut 15 Prozent. Der Nettogewinn soll sich auf fast 761 Millionen Euro gegenüber Vorjahr nahezu verdoppeln damals waren es gut 394 Millionen Euro.
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