Lufthansa unter Hochspannung: Tourismus-Krise, Trump-Zölle und Duty-Free-Aus – wie lange kann die Kranich-Airline noch gegen den Sturm anfliegen?
Warum die Lufthansa jetzt doppelt unter Druck steht
Es brodelt über dem Atlantik. Was einst ein sicherer Wachstumstreiber war – der Boom der USA-Reisen – wird für die Lufthansa und die gesamte Luftfahrtbranche plötzlich zum Risiko. Schuld daran: der neue politische Kurs von US-Präsident Donald Trump. Während Lufthansa im ersten Quartal 2025 noch halbwegs solide Zahlen präsentiert, zieht sich am Horizont bereits eine gefährliche Wetterfront zusammen – politisch, wirtschaftlich und touristisch.
Einbruch bei Flugbuchungen
Mit einem Verlust von 722 Millionen Euro hat die Lufthansa im ersten Quartal ihr Defizit zwar verringert. Der Umsatz legte um 10 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro zu, die Buchungslage auf den Nordatlantikstrecken ist aktuell noch robust. Selbst der Durchschnittserlös – ein Indikator für Ticketpreise – stieg um satte sieben Prozent. Doch die frohe Botschaft hat einen Haken: Die Prognose steht auf tönernen Füßen.
Denn der wichtigste Markt, die USA, schwächelt. Laut offiziellen US-Daten brach der internationale Tourismus in die Vereinigten Staaten im ersten Quartal bereits um 11,6 Prozent ein – vor Beginn der Hauptreisezeit. Kanada meldet gar Einbrüche bei Flugbuchungen von bis zu 75 Prozent. Auch aus Europa wird die Reiselust zunehmend gedämpft – teils Rückgänge von 25 bis 40 Prozent bei Buchungen. Und die Lufthansa? Sie spürt den Druck bereits – noch unterschwellig, aber unaufhaltsam.
Trumps neue Zoll- und Einreisepolitik wird zum Spielverderber
Der politische Hintergrund ist klar: Verschärfte Einreisekontrollen, drohende Strafzölle auf europäische Produkte und eine allgemein aggressivere Außenpolitik verunsichern Touristen massiv. Trumps jüngste Erhöhung der Autozölle auf 25 Prozent und die verschärfte Visapolitik – etwa gegenüber Trans-Personen – wirken wie ein Brandbeschleuniger. Die logische Folge: weniger Buchungen, weniger Auslandsreisen, weniger Transatlantikflüge.
Für die Lufthansa, die traditionell stark vom Nordatlantikgeschäft lebt, könnte das dramatische Folgen haben. Zwar hält der MDax-Konzern an seiner optimistischen Jahresprognose fest – ein Anstieg des operativen Gewinns auf 1,9 Milliarden Euro wird weiterhin erwartet. Doch eine eigens eingerichtete Taskforce überwacht bereits täglich die Lage. Erste Pläne zur Angebotskürzung bei sinkender Nachfrage liegen längst in der Schublade.
Duty-Free-Aus? Nur ein Vorbote der Transformation
Dass die Lufthansa ab September den Bordverkauf von Luxusartikeln wie Parfüm, Zigaretten und Sonnenbrillen komplett einstellt, mag oberflächlich betrachtet eine Randnotiz sein. Doch in Wahrheit ist es ein deutliches Zeichen: Das traditionelle Zusatzgeschäft trägt nicht mehr – die Rentabilität sinkt, die Kosten steigen. Stattdessen investiert die Airline in Künstliche Intelligenz zur Optimierung von Bordservices. Ein Schritt in Richtung Effizienz – und ein stilles Eingeständnis, dass goldene Zeiten vorbei sind.
Andere Airlines wie Condor oder TUIfly setzen dagegen weiterhin auf den emotionalen Mehrwert des Bordverkaufs. Lufthansa jedoch richtet sich auf eine neue Realität aus: effizienter, schlanker, krisenresistenter.
Fazit: Lufthansa im Klammergriff der Geopolitik
Die Zahlen sehen heute noch stabil aus. Doch der "Trump-Effekt" könnte sich schneller als gedacht auf das Ergebnis durchschlagen. Ein drastischer Rückgang der USA-Reisen wäre Gift für die Margen – nicht nur für Lufthansa, sondern für die gesamte Branche. Investoren sollten genau hinschauen: Wer jetzt auf steigende Passagierzahlen wettet, geht ein erhebliches politisches Risiko ein.
Unser Eindruck: Lufthansa bleibt ein solides Investment – aber die Zeiten grenzenloser Reiselust sind vorbei. Volatilität ist programmiert. Der Flug durch das Jahr 2025 wird alles andere als ruhig.
Lesen Sie auch:
Nvidia, Apple & Co. im Billionen-Club sein
Oder:
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können