von Peter Bezak, Portfoliostratege bei der Bank J. Safra Sarasin

Die Anlage in Volatilität als Absicherungsstrategie eines Portfolios vor möglichen Verlusten an den Aktienmärkten ist untersucht worden. Gleichzeitig kann diese Strategie in Zeiten niedriger Zinsen und drohender Kursverluste bei Anleihen im Falle eines Zinsanstiegs aber auch als alternative Renditequelle betrachtet werden. Wie das? Volatilität bringt hervorragende Diversifikationseigenschaften mit, weil die Volatilität zu den meisten Anlageklassen, vor allem aber zu Aktien, stark negativ korreliert ist. Das bedeutet positive Renditen bei fallenden Aktienkursen und spricht für eine Beimischung zu einem Aktienportfolio.

Die Volatilität ist ein statistisches Maß, wird als Standardabweichung berechnet und beschreibt grundsätzlich die Schwankungsbreite eines Index oder eines Wertpapiers. Neben der historischen Volatilität gibt es die implizite Volatilität. Die implizite Volatilität ist diejenige, die die Anleger für die in Zukunft erwartete Schwankungsbreite ermitteln. Sie bestimmt sich aus aktuellen Optionspreisen. Sind der Preis einer Option sowie die Faktoren Laufzeit, Kurs des Basiswerts, Zinsen und Ausübungspreis bekannt, lässt sich die in der Option implizite Volatilität mittels eines Optionspreismodells herleiten.

Das optimal gemischte Portfolio hält 80 Prozent US-Aktien (Index S & P 500) und 20 Prozent Volatilität (S & P 500 VIX Mid Term Futures Index). Damit lässt sich langfristig das gleiche niedrige Risikoniveau (rund neun Prozent) erreichen wie für ein gängiges ausgewogenes Portfolio mit 40 Prozent Anleihen, 45 Prozent Aktien, zehn Prozent alternativen Anlagen und fünf Prozent Cash. Zusätzlich unterliegt diese Strategie einer halbjährlichen Umschichtung zwecks Wiederherstellung der Zielallokation. Dabei werden die unterschiedlichen Wertentwicklungen berücksichtigt. Die Anlage, die stark an Wert gewonnen hat, wird reduziert. Damit können Gewinne realisiert werden. Umgekehrt wird in die Anlage, die an Wert verloren hat zusätzlich investiert. Durch die Wiederherstellung der Zielallokation können Transaktionskosten niedrig gehalten werden. Die Renditechancen verbessern sich und damit das Risiko-Rendite-Verhältnis, das sogenannte Sharpe Ratio.

Die Rendite der optimalen Volatilitätsstrategie (80/20) liegt, über die vergangenen acht Jahre betrachtet, bei rund zehn Prozent pro Jahr, das Risiko bei fast neun Prozent. Das führte zu einem hohen Sharpe Ratio von knapp 1. Der US-Aktienmarkt rentierte mit einer Rendite von sieben Prozent pro Jahr bei einem Risiko von rund 16 Prozent. Dies führte zu einem deutlich niedrigeren Sharpe Ratio von etwa 0,4. In der Finanzkrise 2008 verlor beispielsweise ein gängiges ausgewogenes Portfolio 20 Prozent, während die 80/ 20-Volatilitätsstrategie (minus sechs Prozent) deutlich weniger einbüßte. Somit lieferte die Strategie einen positiven Beitrag zur langfristigen Gesamtrendite. 2008 hat der US-Aktienmarkt 37 Prozent verloren. In einem guten Aktienjahr wie 2013 (plus 30 Prozent) rentierte das ausgewogene Portfolio mit rund elf Prozent. Die 80/20-Strategie legte hingegen um mehr als 17 Prozent zu.

Erwartet der Anleger wiederkehrende Krisensituationen, bei denen die Volatilität ansteigt - teilweise schnell und stark -, dann erscheint eine Investition in Volatilität als Absicherung geeignet. Bei einer stärkeren Korrektur an den Aktienmärkten wird der Anleger Volatilität kaufen wollen und auf einen Anstieg setzen. Erwartet er dagegen eine stetig sinkende Volatilität, ergibt eine permanente Absicherung des Portfolios mittels einer Volatilitätsstrategie wenig Sinn, weil damit nur Kosten entstehen. Bei sinkender Volatilität wird die Rendite lediglich aus dem Aktienteil generiert, die Volatilitätskomponente erzeugt Verluste.

Welche Anlagemöglichkeiten kann der Anleger in Betracht ziehen? Mit VIX Futures Exchange Traded Notes kann er Volatilität kaufen und mit einem ETF auf den S & P 500 oder dem Kauf eines Aktienmandats bei einer Bank kombinieren.

Peter Bezak

2004 schloss er sein Studium der Wirtschaftswissenschaften mit einem Master of Science in Economics ab. 2005 folgte der Wechsel zur Bank Sarasin. Seit 2009 ist er im Economic and Strategy Research für die Bank J. Safra Sarasin in Zürich tätig. Das Unternehmen gehört zu den größten Schweizer Privatbankengruppen und verwaltet derzeit Kundenvermögen von insgesamt rund 131 Milliarden Schweizer Franken.