Für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands sieht es derzeit alles andere als rosig aus. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seinen Wachstumsausblick 2019 von 1,9 auf 1,3 Prozent korrigiert, und die Bundesregierung zeigt sich mit einem prognostizierten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von lediglich einem Prozent sogar noch pessimistischer. Auch global trübt sich die Lage weiter ein. So ist das quartalsweise vom Ifo-Institut ermittelte Weltwirtschaftsklima auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren gefallen. Die befragten Experten erwarten ein schwächeres Wachstum des privaten Konsums, der Investitionen und des Welthandels. Entsprechend ernüchternd sind auch die jüngsten Ausblicke verschiedener DAX-Konzerne (zum Beispiel Daimler, Deutsche Telekom, Infineon) ausgefallen.

Umso erstaunlicher die Entwicklung an den Aktienmärkten. War die Stimmung im Dezember noch von massiven Rezessionssorgen und schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich der Trump’schen Handelspolitik geprägt, ist derzeit kaum noch etwas davon zu spüren. So ging es mit dem DAX im laufenden Jahr bereits um acht Prozent nach oben, auch der Euro Stoxx 50 liegt im Plus. Was auf den ersten Blick paradox erscheinen mag, ist im Grunde auf zwei typische Börsenphänomene zurückzuführen. Zum einen laufen die Aktienkurse der volkswirtschaftlichen Entwicklung oft deutlich voraus, und zum Zweiten neigt der Markt zu Übertreibungen - in die eine wie die andere Richtung. So war vor Weihnachten eine europäische Rezession in die heimischen Kurse schon mit hoher Wahrscheinlichkeit eingepreist, und das negative Sentiment hat dann für weiteren Kursdruck gesorgt. Aktuell schlägt das Pendel zurück, wobei natürlich kaum zu sagen ist, welche Marktbewertung die volkswirtschaftliche Entwicklung letzten Endes tatsächlich rechtfertigt.

Für spekulativ orientierte Anleger deutlich interessanter als die oben genannten Prognosen sind deshalb auch zeitlich gut bestimmbare Ereignisse mit kurzfristig hohem Einfluss auf die heimischen Börsenkurse. Hierzu dürften in den kommenden Wochen und Monaten insbesondere der Brexit (wann immer er kommen mag - wenn überhaupt) sowie die Europawahlen (23. bis 26. Mai) zählen, die bei konkreter Einschätzung jeweils eine sehr klare Positionierung mittels entsprechender Hebelinstrumente ermöglichen. So dürfte ein ungeregelter Brexit deutliche Kursverluste bei europäischen Aktien zur Folge haben.

Gegen diese inzwischen doch recht wahrscheinliche Eventualität lässt sich ein Aktiendepot mit deutschen Standardwerten beispielsweise über den Verkauf von GER30-CFDs absichern. Spekulativ orientierte Kurzfristtrader werden dagegen eher auf den Leerverkauf von UK100-CFDs setzen, da die Ausschläge beim britischen Leitindex (FTSE 100) im Falle eines Falles sehr viel höher ausfallen werden. Anleger, die dagegen noch mit einem geregelten EU-Ausstieg der Briten oder zumindest einer Verschiebung des Austrittstermins rechnen, werden andererseits auf einen Anstieg der Märkte setzen und die jeweiligen CFDs kaufen. Alternativ beziehungsweise ergänzend kann man mit entsprechenden Differenzkontrakten natürlich auch auf Wechselkursveränderungen spekulieren. So wird ein ungeordneter Brexit das britische Pfund massiv unter Druck setzen, wovon Käufer von CFDs auf EUR/GBP profitieren würden.

Andernfalls dürften die Verkäufer der Produkte auf der Gewinnerseite stehen. Wichtig ist es somit nur, eine klare Einschätzung zu haben. Ähnliche Chancen können sich auch im Rahmen der Europawahlen ergeben. Zumindest "laut Lehrbuch" werden starke Zuwächse der rechtspopulistischen Parteien für eine Schwächung des Euro gegenüber anderen Leitwährungen sorgen, was - eine entsprechende Einschätzung vorausgesetzt - für den Verkauf von Euro/Dollar- oder Euro/Yen-Kontrakten spricht. Halten sich die Stimmenzuwächse der europakritischen Parteien dagegen in Grenzen, dürfte der Euro an Wert gewinnen.