DAS IST BEI MICROSOFT LOS:

Das boomende Cloud-Geschäft treibt Microsoft weiter an. Die Erlöse wuchsen im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 im Vergleich zum Vorjahr um 22 Prozent auf rund 45 Milliarden US-Dollar. Der operative Gewinn zog um 27 Prozent auf etwas mehr als 20 Milliarden Dollar an. Unter dem Strich verdiente der Konzern ebenfalls so viel und damit fast die Hälfte mehr als vor einem Jahr - der stärkere Anstieg beim Überschuss ist auf eine Steuergutschrift zurückzuführen

Vor allem das Cloud-Geschäft mit der Azure-Plattform, die vielen anderen Firmen und Apps IT-Dienste und Speicherplatz im Netz liefert, boomte mit einem Umsatzplus von 50 Prozent weiter. Microsoft profitiert auch weiter vom Trend zum Homeoffice.

Die PC-Sparte steigerte die Erlöse um zwölf Prozent. Hier sind neben Windows-Software etwa auch Hardware-Produkte wie die Spielkonsole Xbox oder das zuletzt schwächelnde Geschäft mit "Surface"-Tablets angesiedelt. Starkes Wachstum verbuchte das seit 2016 zum Konzern gehörende Karrierenetzwerk Linkedin, hier stieg der Umsatz im jüngsten Quartal um 42 Prozent.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2020/21 (30. Juni) setzte Microsoft 168 Milliarden Dollar um und verdiente dabei etwas mehr als 61 Milliarden Dollar. Dank der sprudelnden Gewinne sitzt der Konzern auf vielen Milliarden an flüssigen Mitteln - aus diesem Grund kauft das Unternehmen immer wieder für viel Geld Aktien zurück und schüttet Milliarden über Dividenden an die Aktionäre aus.

Paradedisziplin des Konzerns, der vor allem für die Standardbetriebssoftware Windows und für seine Büroprogramme unter dem Namen Office bekannt ist, ist mittlerweile die Cloud. Microsoft Azure stellt Kunden Programme und Inhalte über Rechenzentren im Netz bereit.

In der gesamten Softwarebranche ist das Angebot über Cloudplattformen mittlerweile zum Standard geworden - und Microsoft verdient auf diese Weise an den überall und immer über das Netz verfügbaren Daten kräftig mit. Größter Konkurrent und Platzhirsch auf dem Feld ist die Cloudsparte des Händlers Amazon, aber auch Google (Alphabet C (ex Google)) und Alibaba sind in dem Geschäft vorne mit dabei.

Auch bei der Videospielkonsole Xbox setzt Microsoft mehr und mehr auf die Dienste aus dem Netz. Statt den Verkauf von Hardware zu forcieren, bietet Microsoft verstärkt Spielestreaming an - auf PC und Konsole gibt es ohnehin schon Abo-Modelle gegen monatliche Gebühr. Und bald sollen die Spiele auch auf normalen Smart-TVs über eine App spielbar sein, dann braucht die in der Corona-Pandemie ausgabefreudige Kundschaft fast gar kein eigenes Equipment mehr.

DAS MACHT DIE AKTIE:

An der Börse gehört das Papier zu den großen Gewinnern der vergangenen Jahre und eilt von Rekord zu Rekord. Aktuell liegt der Höchststand bei den Anfang vergangener Woche erreichten 349,67 Dollar, seitdem bröckelte der Kurs unter anderem wegen stärkerer Corona-Sorgen nach dem Auftreten der neuen Virus-Variante Omikron etwas ab.

Mit knapp 330 Dollar liegt der Kurs aber immer noch fast 50 Prozent über dem Stand von Ende 2020. Mit dem Gewinn liegt die Microsoft-Aktie auf Rang zwei im US-Standardwerteindex Dow Jones (Dow Jones 30 Industrial). Die Microsoft-Aktie konnte damit auch deutlich mehr zulegen als der Erzrivale Apple. Zwischenzeitlich konnte Microsoft deshalb den iPhone-Konzern als weltweit wertvollstes börsennotiertes Unternehmen ablösen.

Derzeit hat Apple mit einem Börsenwert von 2,57 Billionen Dollar zwar wieder die Nase vorn - aber der Vorsprung liegt bei nur noch knapp 100 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Ende 2020 lag Apple noch mit fast 600 Millionen Dollar vor dem Windows-Konzern, der damals noch deutlich weniger als zwei Billionen Dollar wert war.

Die beiden Konzerne liefern sich seit vielen Jahren in dieser Wertung einen harten Wettkampf, in dem Apple seit dem Start des iPhone im Jahr 2007 meistens führte. Das iPhone, über das sich der damalige Microsoft-Chef Steve Ballmer noch lustig gemacht hatte, hievte Apple in neue Sphären und ließ Microsoft auch an der Börse viele Jahre lang uralt aussehen.

Doch mit Nadellas Start im Februar 2014 änderte sich vieles - mit seiner Stärkung des Cloud-Geschäfts und der Spielesparte führte er den Konzern auch an der Börse zu neuem Glanz. Seit seinem Start zog der Kurs deutlich kräftiger an als der Nasdaq 100.

Langfristig gesehen sind die Kursgewinne der Microsoft-Aktie noch beeindruckender. Seit dem Börsengang im Jahr 1986 zog der Kurs um rund 450 000 Prozent an. Beim Börsengang wurde die Aktie zu 21 Dollar das Stück platziert. Um den Kurs nicht in astronomische Höhen steigen zu lassen, hatte Microsoft die Anteile mehrfach aufgeteilt, um den Kurs optisch zu verringern.

Bereinigt um diesen Effekt lag der Ausgabepreis bei 7,2 US-Cent. Wer also damals für 1000 Dollar Microsoft-Aktien gezeichnet hatte, hat heute Anteile für rund 4,6 Millionen Dollar im Depot.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Trotz der rasanten Rally in diesem Jahr sind die meisten Experten weiter optimistisch. Von den 47 bei Bloomberg erfassten Aktienanalysten empfehlen 42 das Papier weiter zum Kauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 363 Dollar und damit zehn Prozent über dem aktuellen Niveau.

Mit 400 Dollar kommt eines der höchsten Ziele von Analyst Philip Winslow von der Credit Suisse. Er nahm das Papier Mitte November wieder mit "Outperform" auf. Die Bewertung des Softwarekonzerns und die Konsensschätzungen spiegelten das Wachstum und die Profitabilität immer noch nicht angemessen wider, hatte er damals in einer Studie geschrieben.

Besonders vorsichtig mit Blick auf das Kurspotenzial der Aktie ist JPMorgan-Experte Mark Murphy. Er bekräftigte nach den jüngsten Zahlen zwar seine "Overweight"-Einschätzung und erhöhte sein Kursziel um 10 Dollar auf 320 Dollar. Trotz seiner grundsätzlich positiven Einschätzung liegt das Ziel etwas unter dem aktuellen Niveau. Das erste Quartal habe die anhaltende Stärke des Cloud-Geschäfts unterstrichen, schrieb er.

Jefferies-Analyst Brent Thill sieht das Unternehmen weiter auf Erfolgskurs. Microsoft habe sowohl mit seinen Resultaten als auch mit dem Umsatzausblick auf das zweite Geschäftsquartal positiv überrascht, hieß es in seiner Studie von Ende Oktober. Die nachhaltigen Wachstumstreiber wie etwa die Cloud-Computing-Plattform Azure seien intakt.

Auch Goldman-Sachs-Analyst Kash Rangan zählt zu den Optimisten. Er beließ die Papiere nach den Zahlen auf der sogenannten "Convicition Buy List" und das Kursziel bei 360 Dollar. Mit Blick auf die Kursgewinne der Aktie in diesem Jahr betonte der Experte, dass diese durch steigende Gewinnerwartungen getrieben worden seien und nicht - wie bei vielen anderen Technologiewerten - durch eine Inflation der Bewertungsrelationen.

dpa-AFX