Investment-Grade-Anleihen, die ordentliche Renditen abwerfen, sind im Euroraum und in Japan rar. Nur jenseits des Atlantiks lässt sich noch Geld verdienen. Über 73 Milliarden Dollar haben ausländische Investoren in diesem Jahr schon in US-Unternehmens-Bonds mit gutem Rating investiert. Die Nachfrage ist ungebrochen, insbesondere nach Neuemissionen. Microsoft hatte daher keine Probleme, mehrere Anleihen im Gesamtvolumen von fast 20 Milliarden Dollar - bislang die fünftgrößte Emission überhaupt - jüngst zu platzieren. Der Softwaregigant, eines der wenigen Technologieunternehmen, die mit der Bonitätshöchstnote "AAA" beurteilt sind, hätte wegen des starken Interesses aus dem Ausland auch 50 Milliarden Dollar auflegen können. Der Bond war mehrfach überzeichnet.

Trotz der enormen Schuldenaufnahme haben S&P und Moody’s ihr Triple-A-Rating für Microsoft bestätigt. Der Konzern war Ende Juni zwar mit 53 Milliarden Dollar verschuldet, dem standen aber liquide Mittel in Höhe von 113 Milliarden Dollar gegenüber. Den Kapitalmarkt hätte Microsoft also gar nicht anzapfen müssen. Doch durch die schuldenfinanzierte Übernahme des Karrierenetzwerkes Linkedin spart sich das Unternehmen Steuern. Vor allem aber verspricht sich Chef Satya Nadella durch den Kauf zusätzliche Erlöse.

Das börsennotierte Unternehmen Linkedin zählt über 400 Millionen Mitglieder. Diese nutzen das Portal, um ihre beruflichen Qualifikationen darzustellen und Personalabteilungen oder Headhunter auf sich aufmerksam zu machen. Unternehmen rufen die Seiten des Netzwerks gern auf, um schnell Teams für Projekte zusammenzustellen. Über Linkedin gewinnt Microsoft wiederum Zugang zu den Daten der Nutzer und kann gezielt mit Werbung auf sie zugehen. Zudem kann Nadella Unternehmen auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnittene Softwarelösungen anbieten. LinkedIn und Microsoft - der teure Deal muss Bond-Investoren nicht schrecken.