Ray Dalio warnt: Die USA und Großbritannien stehen vor „dunklen Zeiten“. Anleger sollten flexibel bleiben. Mit Disziplin können Anleger in der Krise bestehen.
„Wir steuern auf sehr, sehr dunkle Zeiten zu.“ Mit diesem Satz hat Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates, die Finanzwelt im Podcast "Diary of a CEO" aufhorchen lassen. Für den 75-Jährigen, der mit seiner Analyse von Zyklen und Märkten zu den einflussreichsten Investoren der Welt zählt, ist dies keine kurzfristige Einschätzung, sondern das Ergebnis einer historischen Untersuchung über 500 Jahre.
Dalio identifiziert fünf Kräfte – Schulden, innere Konflikte, geopolitische Machtkämpfe, Naturereignisse und Technologie –, die sich regelmäßig zu Krisen verdichten. Nach seiner Lesart befindet sich die westliche Welt nun an einem gefährlichen Punkt des Zyklus.
Ein Blick über 500 Jahre zurück
Wenn der Gründer von Bridgewater Associates, der über Jahrzehnte Billionen verwaltet und Staatslenker beraten hat, solch ein Urteil fällt, ist es mehr als bloßes Börsengeraune. Dalio ist kein Prophet, er ist ein Historiker mit Bloomberg-Terminal.
Über 500 Jahre Wirtschafts- und Politikgeschichte hat er in Zyklen zerlegt. Sein Befund: Alle rund 80 Jahre treffen eine Handvoll Kräfte in verhängnisvoller Weise aufeinander – Geld und Schulden, gesellschaftliche Brüche, geopolitische Konflikte, Naturereignisse und technologische Umwälzungen. Der aktuelle Zyklus sei in die gefährlichste Phase eingetreten.
Großbritannien im Stillstand – Amerika im Konflikt
Besonders deutlich sieht er die Risiken in Großbritannien. Die Staatsverschuldung wächst schneller als die Einkommen, während die Produktivität seit fast zwei Jahrzehnten stagniert. Ökonomen wie Diane Coyle von der Universität Cambridge sprechen offen von einem verlorenen Jahrzehnt, die London School of Economics nennt es das „Produktivitätsrätsel“. Hinzu kommt nach Dalios Analyse ein Mangel an Innovationskraft und Kapitalmarktstärke im internationalen Vergleich. Großbritannien drohe damit, in eine Abwärtsspirale aus schwachem Wachstum und politischen Spannungen zu geraten.
Auch die USA sind in seiner Analyse keineswegs gefeit. Zwar bleibt das Land ein Zentrum des Unternehmertums, doch Dalio verweist auf eine gefährliche Kombination aus enormen Schulden, wachsender gesellschaftlicher Polarisierung und einem geopolitischen Konflikt mit China. Im Kern gehe es dabei nicht um Handel, sondern um Technologie – und damit um die künftige Weltordnung. „Der Gewinner des Technologiekriegs wird alle Kriege gewinnen“, warnt er. Der Streit um TikTok und die Vorherrschaft in Künstlicher Intelligenz seien nur die sichtbarsten Ausprägungen dieser Konfrontation.
Das Kaninchen mit drei Höhlen
Trotz dieser düsteren Diagnose ruft Dalio nicht zur Panik auf, sondern zu Vorbereitung und Flexibilität. Sein Bild vom „klugen Kaninchen mit drei Höhlen“ beschreibt die Notwendigkeit, Vermögen und Leben nicht auf eine Option zu verengen. Wer sich an einen Standort, ein Asset oder eine Branche klammert, verliert jene Beweglichkeit, die in Zeiten der Unsicherheit überlebenswichtig ist. Diszipliniertes Verdienen, maßvolles Ausgeben, konsequentes Sparen und intelligentes Investieren sind für ihn die Eckpfeiler finanzieller Resilienz.
Auch auf persönlicher Ebene gibt er ungewöhnliche Ratschläge. Junge Berufstätige sollten nicht dem höchsten Gehalt nachjagen, sondern nach den besten Mentoren suchen. Erfüllende Arbeit und stabile Beziehungen seien langfristig wertvoller als Geld allein. Seine eigene Erfolgsformel fasst er in einer simplen Gleichung: „Schmerz plus Reflexion gleich Fortschritt.“ Rückschläge seien unvermeidlich – doch wer daraus lernt, kann gestärkt hervorgehen. Für Anleger bedeutet das: Krisen lassen sich nicht vermeiden, wohl aber überstehen. Wer Dalios Prinzipien folgt, kann aus der Unsicherheit sogar Stärke ziehen.
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