Die meisten Faktor-ETFs sind nach wie vor klein. Der iShares MSCI World Momentum ETF ist jedoch schon 863 Millionen Euro groß. Damit kaufen Anleger grob gesagt Aktien, die bereits gut gelaufen sind und bei denen man erwartet, das sie weiter steigen werden. Der MSCI World Momentum Index gewichtet die Aktien zum Beispiel anhand des Kursverlaufs der vergangenen sechs und zwölf Monate, wobei Indexanbieter MSCI Large Caps bei gleichem Momentum per se höher gewichtet als Mid Caps. Kein Einzelwert darf dabei mehr als fünf Prozent vom Index ausmachen. Alle sechs Monate passt MSCI den Index wieder an. Derzeit ist der iShares MSCI World Momentum ETF ein US-lastiger Aktien-ETF, der zu großen Teilen aus IT-, Finanz- und Industriewerten besteht.
In sieben der vergangenen zehn Jahre schnitt der MSCI World Momentum besser ab als der MSCI World. Dies gilt für 2008, 2010, 2011, 2013, 2014, 2015 und 2017. 2009 hätte man darunter auch vermutet, aber hier dürften die Rebalancing-Termine ungünstig gelegen haben. In Summe schnitt die Momentum-Strategie seit Anfang 2008 deutlich besser ab als der MSCI World, ohne dass Anleger dafür merklich höhere Risiken eingehen mussten. Gemessen am Kurs-Gewinn- und Kurs-Buchwert-Verhältnis sind die Momentum-Titel derzeit aber teuer als im MSCI World. Zudem weisen sie eine niedrigere Dividendenrendite auf. Xtrackers offeriert einen nahezu identischen, aber kleineren Momentum-ETF (ISIN: IE 00B L25 JP7 2). Der Vanguard Global Momentum Factor ETF (IE 00B YYR 093 5) orientiert sich stärker am FTSE Developed All Cap Index, sodass er US-Aktien mit 58 Prozent und IT-Werte mit 15 Prozent gewichtet. Zudem enthält er mehr Einzelwerte (1055 statt 348) und gewichtet die Top Ten nur mit 4,5 Prozent (statt mit 30,7 Prozent).
Fazit: Momentum hat in den vergangenen zehn bis 15 Jahren erstaunlich gut funktioniert. Eine gesunde Skepsis sollte aber bleiben.