Aktive Fonds meiden Mega-Cap-Tech – trotz der Marktdominanz. Morgan Stanley sieht darin eine seltene Chance für Apple, Amazon, Alphabet & Co.
Es gibt dieser Tag wohl kaum einen omnipräsenteren Aktien-Komplex als die "Magnificent Seven". Und doch gibt es immer wieder Überraschungen an der Wall Street: Ausgerechnet die Aktien, die den Markt tragen, sind in den Portfolios vieler aktiver Fondsmanager am wenigsten vertreten. Morgan-Stanley-Analyst Erik Woodring nennt es einen Befund von historischer Dimension: Mega-Cap-Tech-Titel wie Apple, Amazon oder Alphabet sind so stark untergewichtet wie seit 16 Jahren nicht mehr.
Auf den ersten Blick wirkt das paradox. Schließlich dominieren die „Mag 7“ mit einem Marktwert von über 12 Billionen Dollar das Bild an der Nasdaq und im S&P 500. Nvidia, Microsoft oder Meta haben seit Jahresbeginn erneut zweistellige Renditen geliefert, während Apple, Alphabet und Amazon eher enttäuschten. Doch gerade die schiere Größe dieser Konzerne bringt institutionelle Investoren in die Zwickmühle: Wer mehrere Schwergewichte gleichzeitig übergewichtet, läuft Gefahr, das Portfolio zu stark zu konzentrieren – und genau das vermeiden aktive Fondsmanager traditionell.
Apple als Lackmustest
Am Beispiel Apple lässt sich die Ambivalenz ablesen. Die Aktie hinkt dem Index hinterher, die Top-Line stagniert, lange fehlte eine greifbare KI-Strategie. Hinzu kamen geopolitische Risiken, allen voran mögliche US-Zölle. Kein Wunder also, dass Apple zu Jahresbeginn die am stärksten untergewichtete Aktie im Fondsmanager-Kanon war.
Doch Woodring skizziert im Gespräch mit CNBC eine Wende. Erstens sei die Zollgefahr faktisch vom Tisch, was ein zweistelliges EPS-Risiko eliminiere. Zweitens überzeugten die jüngsten Quartalszahlen auch nach Bereinigung von Sondereffekten – sowohl Hardware als auch das boomende Servicegeschäft. Und drittens sende Apple inzwischen vorsichtige, aber klar erkennbare Signale Richtung Künstliche Intelligenz: CapEx-Zuwächse, ein veränderter Tonfall von Tim Cook, erste Hinweise auf eine zweite Generation eigener KI-Technologie in Partnerschaft mit externen Playern.
Meta, Nvidia & Co.: Eine gespaltene Tech-Landschaft
Bemerkenswert ist die Spreizung innerhalb der Mega Caps. Während Microsoft, Nvidia und Meta den S&P 500 in diesem Jahr klar outperformen, blieben Apple, Alphabet und Amazon zurück. Auch beim Fonds-Exposure gibt es Unterschiede: Meta galt jahrelang als übergewichtet, ist aber nach der jüngsten Rallye inzwischen selbst ins Untergewicht gerutscht.
Unterm Strich bleiben laut Morgan Stanley alle fünf größten Tech-Werte unterrepräsentiert – im Schnitt um 140 Basispunkte gegenüber ihrer Indexgewichtung. Zum Ende des ersten Quartals lag das Delta noch bei 115 Basispunkten, die Lücke wächst also.
Für Investoren könnte darin eine Chance liegen. Denn wenn die Untergewichtung aus taktischen Gründen zu stark geworden ist, kann bereits ein moderater Stimmungsumschwung zu kräftigen Zuflüssen in die Aktien führen. Die Erfahrung lehrt: Mega Caps sind zu groß, um dauerhaft ignoriert zu werden. Und selbst in einer fragmentierten KI-Rallye bleiben sie die strukturellen Gewinner der Digitalisierung.
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