"Mit dem Quartalsgewinn von fast 700 Millionen Euro liegen wir sehr gut auf Kurs. Darum sind wir nun auch optimistischer, was unsere Gewinnerwartung angeht." Auf eine genauere Ergebnisprognose wollte sich der Münchener Rück-Finanzchef aber nicht festlegen. Dazu seien die Unwägbarkeiten zu groß.

Die Wahl der Amerikaner könnte die Münchener Rück auf ihrem mit Abstand größten Markt doppelt treffen: Schneider sieht die Hoffnung schwinden, dass die US-Notenbank Fed ihre Niedrigzins-Politik rasch aufgibt, die die Versicherer belastet. Zudem steht die Befürchtung im Raum, dass Trump eine protektionistische Politik verfolgt. "Ich vertraue darauf, dass sich die Regierung und der neue US-Präsident bewusst sind, dass es ohne freien Handel nicht geht", sagte Schneider. Die Münchener Rück erzielt in den USA mehr als ein Fünftel ihrer jährlichen Prämieneinnahmen.

2,1 (Vorjahr: 2,4) Milliarden Euro Gewinn hat die Münchener Rück nach neun Monaten in der Tasche. An die 3,1 Milliarden Euro aus dem vergangenen Jahr dürfte der Dax-Konzern aber 2016 nicht herankommen. Analysten hatten zuletzt im Schnitt 2,5 Milliarden prognostiziert. Im dritten Quartal traf die Münchener Rück ihre Erwartungen mit einem Gewinnzuwachs von 30 Prozent auf 684 Millionen Euro fast punktgenau. Der Hurrikan "Matthew", der im Oktober über die Karibik und Teile der USA hinweggezogen war, dürfte den Rückversicherer einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag kosten. "Für uns ist das ein großer Schaden", sagte Schneider. Damit sei ein großer Teil des Budgets für das vierte Quartal aufgebraucht.

Im bisherigen Jahresverlauf profitierte die Münchener Rück davon, dass große Naturkatastrophen ausblieben und Schadenfälle im Nachhinein weniger kosteten als gedacht. Das Budget wurde bei weitem nicht ausgeschöpft. In den ersten neun Monaten konnten zudem fast 700 Millionen Euro Rückstellungen aufgelöst werden. Auf diese Chance setzt Schneider offenbar auch weiterhin: "Im Rückversicherungsgeschäft wird bei weiter niedrigen Zinsen dem Umfang möglicher Reserveauflösungen eine noch größere Bedeutung zukommen."

Licht am Ende des Tunnels sieht Schneider im Preiskampf: In den vergangenen Erneuerungsrunden, in denen die Verträge für das nächste Jahr ausgehandelt werden, habe der Druck auf die Preise und Konditionen etwas nachgelassen. Die Münchener Rück sehe nun "deutliche Stabilisierungstendenzen". Die Bruttobeiträge fielen im dritten Quartal aufgrund von Währungseffekten um 1,1 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro.

VERLUST SOLL BEI ERGO EIN AUSREISSER BLEIBEN



Die Erstversicherungstochter Ergo, die mitten im Umbau steckt, schrieb weiter Verluste. Dort herrsche trotz des Abbaus von fast 2000 Stellen Aufbruchstimmung. "Nehmen sie 2016 als Übergangsjahr", sagte der Finanzchef mit Blick auf Deutschlands zweitgrößten Erstversicherer. "Wir sind zuversichtlich, dass wir 2016 als Ausreißer sehen werden."

Die eigenen Kapitalanlagen warfen mit 1,6 Milliarden Euro im dritten Quartal sechs Prozent mehr ab als ein Jahr zuvor. Nach neun Monaten lag die Rendite bei 3,4 Prozent. Bei Neuanlagen muss sich die Münchener Rück derzeit mit 1,8 Prozent begnügen, obwohl sie verstärkt zu Unternehmensanleihen und Staatspapieren von Schwellenländern greift. "Man kann immer noch vernünftig investieren - allerdings nicht ohne Risiko", sagte Schneider.