Vor seinem Abschied hatte Münchener Rück-Chef Nikolaus von Bomhard noch ein Geschenk für die Aktionäre: Bis zur übernächsten Hauptversammlung am 25. April 2018 wird der Konzern für eine Milliarde Euro eigene Aktien kaufen, das entspricht 3,5 Prozent des Gesamtkapitals. "Wir haben kein Problem mit einem Aktienrückkauf, wenn wir glauben, dass das besser für die Aktionäre ist," sagte der scheidende Chef am Mittwoch in München. Die Möglichkeit dazu wolle sich der Versicherer "flexibel beibehalten", sagte Finanzvorstand Jörg Schneider.

Die Münchener Rück steigert die Ausschüttung um 35 Cent auf 8,60 Euro. "Unsere Dividendenpolitik bleibt aktionärsfreundlich." Dies solle wohl auch weiterhin so bleiben.

Jahreszahlen der Münchener Rück sind durchwachsen



Die Dividende steigt, obwohl der Gewinn der Münchener Rück im vergangenen Jahr zurückgegangen ist. 2016 verdienten die Bayern 2,58 Milliarden Euro, 17,3 Prozent weniger als noch 2015 (3,12 Milliarden Euro). Damit habe der Versicherer aber sein Gewinnziel von "deutlich über 2,3 Milliarden Euro" übertroffen, so von Bomhard. "Wir fühlen uns strategisch gut aufgestellt, aber es ist ein schwieriges Umfeld." Der Grund für den sinkenden Gewinn seien die niedrigen Zinsen der EZB, "die sich in das Kapitalanlageergebnis fressen" und der Druck auf die Preise, sagte Schneider.

Das operative Ergebnis sank um 16,5 Prozent auf 4.02 Milliarden Euro (4.82 Milliarden Euro). Für das laufende Geschäftsjahr strebt die Münchner Rück einen Gewinn von 2 bis 2,4 Milliarden Euro an.



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Ergo belastet



Probleme bereitet der Münchener Rück weiterhin der Direktversicherer Ergo. Das Düsseldorfer Unternehmen machte hier "erwartungsgemäß" einen Verlust von 40 Millionen Euro. "Wir haben gute Fortschritte gemacht," sagte Ergo-Chef Markus Rieß. Im Vorjahr waren es noch -227 Millionen Euro. Mit der Umstrukturierung liege das Unternehmen "voll im Plan". Er blicke "durchaus zufrieden" auf das Jahr 2016 zurück und sei "zuversichtlich für die Zukunft."

2017 soll Ergo - gemeinsam mit dem Erstversicherungsgeschäft der Sparte Munich Health - erstmals seit zwei Jahren wieder einen Gewinn erzielen: Der Rückversicherer erwartet 150 bis 200 Millionen Euro. Bis 2021 solle Ergo einen Gewinn von 600 Millionen Euro erzielen.

Teure Großschäden



Auch im Kerngeschäft der Bayern, der Rückversicherung, gibt es schlechte Nachrichten. Der Gewinn fiel 2016 um 23,8 Prozent auf 2,48 Milliarden Euro, das operative Ergebnis um 31,3 Prozent auf 2,85 Milliarden Euro. "Der Wettbewerb in der Rückversicherung bleibt unverändert intensiv," sagte Vorstand Torsten Jeworrek. 2017 werde der Gewinn bei 1,8 bis 2,2 Milliarden Euro liegen.

Großschäden belasteten die Bilanz im vergangenen Jahr mit 1,54 Milliarden Euro (1,05 Milliarden Euro). Am teuersten waren Waldbrände in der kanadischen Provinz Alberta im Mai - der Rückversicherer zahlte 404 Millionen Euro.

Um weiter Gewinne erzielen zu können, setzt die Münchener Rück auf innovative Geschäftsfelder, wie etwa Versicherungen gegen Cyber-Bedrohungen. "Es gibt Nachfrage, die wir bedienen müssen," sagte Jeworrek

Auf Seite 3: Probleme durch Geldpolitik und Neuer Chef





Probleme durch Geldpolitik



Der Rückversicherer ist aber solide finanziert. Das Eigenkapital stieg um 2,6 Prozent auf 31,79 Milliarden Euro. Das Kapitalanlageergebnis blieb mit 7,57 Milliarden Euro (7,54 Milliarden Euro) annähernd konstant.

Auf dem Kapitalmarkt erzielte der Rückversicherer eine Rendite von 3,2 Prozent, genausoviel wie im Vorjahr - mit einer "ausgewogenen, sicherheitsbewussten und langfristigen Anlagestrategie", wie die Münchener in einer Pressemitteilung schreiben. Die Rendite sei "in der aktuellen Zinslandschaft sehr zufriedenstellend," kommentierte Schneider das Ergebnis. Für das laufende Geschäftsjahr geht das Unternehmen von weiter niedrigen Zinsen und somit geringen Erträgen aus den festverzinslichen Anlagen aus - Die Bayern erwarten einen Gewinn aus den Kapitalanlagen von rund 7 Milliarden Euro und damit eine Rendite von rund drei Prozent.

Neuer Chef



Personell ändert sich in diesem Jahr einiges bei der Münchener Rück. Nach 13 Jahren an der Spitze geht Nikolaus von Bomhard zum 27.April in den Ruhestand. Er sei "ein bisschen traurig, an der Digitalisierung nur noch über den Gartenzaun teilhaben" zu können, sagte der 60-Jährige.

Zum 27. April übernimmt Joachim Wenning, der seit 2009 im Vorstand sitzt. Der 51-Jährige war bislang für das weltweite Lebensversicherungsgeschäft und das Personalressort zuständig. "Er ist der richtige Mann in diesen schwierigen Zeiten," sagte von Bomhard. Er sei "bestens vorbereitet" und kenne das Unternehmen "sehr gut".

Ob von Bomhard in den Aufsichtsrat des Rückversicherers geht? Für diese "durchaus mögliche Variante" gebe es eine "Wahrscheinlichkeit von leicht über 50 Prozent," sagte er selbst.

Ludger Arnoldussen, 55, Vorstand unter anderem für die Geschäfte in Deutschland, Asien/Pazifik und Afrika wird die Münchener Rück ebenfalls verlassen. An seine Stelle tritt der bisherige Finanzvorstand der Sparte Rückversicherung, Hermann Pohlchristoph, 51.

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Einschätzung zur Aktie



Am Mittwoch geriet die Münchener Rück-Aktie unter Druck. Sie fiel zeitweise um 1,82 Prozent auf 176,83 Euro an das Dax-Ende.

Der Gewinn sank nun schon zum vierten Mal. Der Ausblick für das kommende Jahr kündigt einen weiteren Rückgang an. Das schwierige Marktumfeld - die branchenfremden Wettbewerber, die auf die Preise drücken - und die niedrigen Zinsen belasten weiter. Vor allem aber der Verlust bei der Tochter Ergo drückt weiter auf das Ergebnis.

Die Münchener Rück-Aktie lockt mit einer Ausschüttung von 8,60 Euro je Papier. Das entspricht einer Rendite von 4,79 Prozent. Damit bleibt sie ein attraktiver Dividendentitel, der vor allem für langfristig orientierte Anleger interessant ist.

Empfehlung: Beobachten.
Kursziel: 180,00 Euro
Stoppkurs: 170,00 Euro