Die Dividende bleibt mit 8,60 Euro trotz des Gewinneinbruchs stabil. "Auf unsere Dividende ist Verlass", betonte Schneider. "Dank unserer Kapitalstärke konnten wir die hohen Schäden aus Naturkatastrophen gut verkraften." Auch gegen eine Fortsetzung des Aktienrückkaufs spreche wenig. An der Börse konnte Schneider die Anleger indes nicht überzeugen. Mit einem Minus von 4,7 Prozent waren Münchener Rück Schlusslicht im Leitindex Dax. Bei der Dividende hätten sich Investoren mehr erhofft, sagte Analyst Thorsten Wenzel von der DZ Bank. Dabei schüttet die Münchener Rück fast eine Milliarde Euro mehr aus als sie 2017 erwirtschaftet hat.
Die Wirbelstürme stoppten immerhin den Preisrutsch, der die Branche jahrelang geprägt hatte. Im Schnitt habe die Münchener Rück bei den Erstversicherern 0,8 Prozent höhere Preise für die Absicherung gegen große Risiken durchgesetzt, erklärte sie. "Als ich die 0,8 gesehen habe, war ich enttäuscht", räumte Schneider ein. Dass es nicht mehr wurde, liegt daran, dass sich in der Rückversicherung weiter viele Hedgefonds und andere Investoren auf der Suche nach Rendite tummeln und Geld in den Markt pumpen.
Doch sei es bei den Januar-Verhandlungen kaum um Verträge in Naturkatastrophen-Regionen gegangen, sagte Schneider. In diesen Gegenden stiegen die Prämien um mehr als zehn Prozent, teilweise hätten sie sich mehr als verdoppelt. Deshalb werde sich der Aufwärtstrend im April und Juli noch verstärken, wenn Verträge für Japan und die USA zur Verhandlung anstehen, hofft Schneider.
NEUER CHEF BRINGT NEUEN SCHWUNG
Der Marktführer nutzte die Erholung dazu, fast ein Fünftel mehr Geschäft zu zeichnen. Die Münchener Rück nehme "selektiv und behutsam" mehr Risiko, vor allem da, wo sie die Märkte und die Gefahren gut kenne, betonte Schneider. Der neue Mut liege auch am Wechsel an der Spitze. Vorstandschef Joachim Wenning hatte sein Amt im April 2017 angetreten. "Aber Munich Re wird gewiss keine Hasardeur-Politik fahren", fügte Schneider an.
Naturkatastrophen kosteten den Rückversicherer 2017 mehr als doppelt so viel wie der Konzern einkalkuliert hatte: 3,7 (2016: 0,9) Milliarden Euro. Insgesamt blieben die Versicherer nach Branchenschätzungen auf rund 135 Milliarden Dollar Naturkatastrophenschäden sitzen. Der Löwenanteil des Schadens bei der Münchener Rück entfiel auf die drei Orkane im Herbst, aber auch Waldbrände in Kalifornien schlugen mit einer halben Milliarde Euro zu Buche. Beim Wintersturm "Friederike" im Januar in Deutschland kam sie dagegen glimpflich weg: Er werde wohl nur einen zweistelligen Millionenbetrag kosten, sagte Schneider.
In der Schaden- und Unfall-Sparte schrieb die Münchener Rück 2017 fast eine halbe Milliarde Euro Verlust. Normalerweise erwirtschaftet sie hier den Löwenanteil des Gewinns. Die Lebens-Rückversicherung, die besser abschnitt als erhofft, machte das Minus wett. Größter Gewinnbringer war der Erstversicherer Ergo. Er steckt mitten im Umbau, lieferte aber mit 273 Millionen Euro mehr Gewinn ab als gedacht.
rtr