Für die Monate von Juli bis September steht sogar ein Verlust von 1,4 Milliarden Euro zu Buche. Die Aussicht auf steigende Prämien infolge der Naturkatastrophen trieb die Munich Re-Aktie trotzdem um 2,8 Prozent nach oben.
Die drei Hurrikane - im Branchenjargon als "HIM" abgekürzt - treffen die Münchener Rück ähnlich schwer wie den Rivalen Swiss Re. Er hatte seine Schadenbilanz für die Wirbelstürme und zwei Erdbeben in Mexiko auf 3,6 Milliarden Dollar (3,05 Milliarden Euro) beziffert. Die Münchner kommen mit den Erdbeben und anderen Großschäden wie Industrieunfällen im dritten Quartal auf 3,2 Milliarden Euro.
Insgesamt dürften Versicherer und Rückversicherer allein für die drei Wirbelstürme mehr als 100 Milliarden Dollar zahlen. Möglicherweise könnte die Schadenbilanz sogar an die Jahre 2005 und 2011 heranreichen, in denen der Hurrikan "Katrina" und die Atomkatastrophe in Fukushima die versicherten Naturkatastrophen-Schäden auf jeweils rund 130 Milliarden Dollar getrieben hatten.
CHANCEN AUF PROFITABLES WACHSTUM
"Hohe Schäden durch schwere Naturkatastrophen gehören zu unserem Geschäft; hierfür sind wir da", sagte Münchener-Rück-Finanzvorstand Jörg Schneider. Vor diesem Hintergrund werde sich der Marktführer auch nicht aus dem Schutz gegen Naturkatastrophen zurückziehen - im Gegenteil: Der Konzern habe genügend Kapital, "um die sich in dieser außergewöhnlichen Situation bietenden Chancen auf profitables Wachstum zu nutzen". Jefferies-Analyst Philip Kett geht davon aus, dass die Preise in der Naturkatastrophen-Deckung um 15 bis 20 Prozent steigen werden, nachdem sie jahrelang unter Druck standen. "Sollte das zutreffen, wäre die Münchener Rück ein großer Nutznießer." Sie könne dann dank ihrer starken Kapitaldecke in großem Stil in den Markt investieren.
Die Rückversicherer mussten in den Verhandlungen mit den Erstversicherern seit Jahren Abschläge hinnehmen, nachdem sich große Stürme, Überschwemmungen und Erdbeben weltweit in Grenzen hielten. Zudem drängten Hedgefonds und andere Investoren in den Markt. In Baden-Baden hatten in dieser Woche die Gespräche über die Erneuerung vieler Verträge zum Jahreswechsel begonnen. Dabei geht es allerdings größtenteils um Deutschland und Europa, wo es zuletzt kaum Naturkatastrophen gab.
DZ-Bank-Analyst Thorsten Wenzel geht davon aus, dass die Münchener Rück in diesem Jahr trotz der Belastungen noch einen Nettogewinn von 600 Millionen Euro schafft. Im September, nach den ersten beiden Hurrikanen, hatte sie zunächst nur ihr Ziel eines Gewinns von 2,0 bis 2,4 Milliarden Euro in Frage gestellt. "Maria" kam später hinzu. Dieser Wirbelsturm verwüstete vor allem die Karibik, wo die Münchener Rück mehr Geschäft gezeichnet hat als etwa im notorisch sturmgefährdeten Florida. Selbst im Fukushima-Jahr 2011 hatten für die Münchener Rück mehr als 700 Millionen Euro Gewinn zu Buche gestanden. Rote Zahlen schrieb sie zuletzt 2003.
Die Münchener-Rück-Aktionäre sollen den Gewinneinbruch nicht auf dem Konto spüren: Die Dividende solle aus heutiger Sicht zumindest stabil bleiben, sagte ein Sprecher. Für 2016 hatte die Münchener Rück 8,60 Euro gezahlt. Auch der Aktienrückkauf soll wie geplant weitergehen. Vom angepeilten Volumen von einer Milliarde Euro hat die Münchener Rück bisher 485 Millionen Euro ausgegeben. Ob es 2018 ein weiteres Rückkaufprogramm geben wird, hält Analyst Wenzel aber für fraglich.