Das Warten hatte ein Ende: Mitte vergangener Woche hat der Deutsche Aktienindex DAX die magische Marke von 9.800 Punkten geknackt und schloss bei 9.810 Zählern - ein neues Allzeithoch. Doch die Freude währte nur kurz, denn ruckzuck ging es wieder nach unten - auf zwischenzeitlich unter 9.600 Punkte. Für den unabhängigen technischen Analysten Gregor Bauer ist das nicht verwunderlich. Seiner Ansicht nach hänge der DAX noch in einer massiven Widerstandszone zwischen etwa 9.700 und 9.800 Punkten - aktuell sogar darunter. "Ein Déjà-vu, könnte man sagen, denn diese Situation haben wir 2014 mehrfach gesehen." Der Leitindex gelte ab einem Niveau von 9.800 als fair bewertet. "Daher warten Investoren ab, Anschlusskäufer fehlen", so Bauer.

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LBBW: "Marke von 9.800 Punkten ist wichtig"

Frederik Altmann von der Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) will sich dem Kollegen Bauer nicht so recht anschließen: "Das Rekordhoch ist nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu 10.000 Punkten", sagt er. Der Markt habe seit Jahresbeginn ausreichend Kraft für den großen Sprung gesammelt. Für Martin Siegert, Analyst der LBBW, ist der Sprung über das bisherige Allzeithoch von 9.794 Punkten prinzipiell ein Schlüsselereignis: "Mit einem nachhaltigen Bruch der Marke erwarten wir nochmals steigende Kurse Richtung 9.850 Punkte und im weiteren Verlauf bis in den Bereich von 9.965 Zähler." Das klingt optimistisch, angesichts der Tatsache, dass die Marke eben nicht nachhaltig gebrochen wurde. Doch die 9.965 Punkte bildeten die 100-prozentige Erweiterung der Bewegung vom März-Tief bei 8.913 Zählern zum Aprilhoch bei 9.721 Punkten. "Für Unterstützung innerhalb dieses Szenarios sorgt zunächst die offene Kurslücke um 9.702, gefolgt von den Bereichen um 9.622 und 9.558 Punkte", erläutert Siegert. Doch der Analyst hat auch ein Alternativszenario parat: "Scheitert der DAX in den kommenden Tagen an der Hürde von 9.800, bestätigt dies im ‚großen Bild‘ die Fortsetzung der übergeordneten Konsolidierungsbewegung." Oder einfacher gesagt: Etabliert sich der DAX oberhalb der Marke von 9.800 Zählern, dann steht im alles offen. Schafft er das nicht, geht es abwärts.

Börsen-Optimist Robert Halver von der Baader Bank befürchtet kein Ende der übergeordneten Aktienhausse. Auf der einen Seite mache die US-Notenbank Fed keinerlei Anstalten, die Zinsen zu erhöhen, andererseits plane die EZB eine umfangreiche geldpolitische Offensive zur Stützung der Wirtschaft im Euroraum. Jedoch werde die Krise in der Ukraine mit all ihren möglichen Kollateralschäden und die Konjunkturschwäche in den Schwellenländern ein Handicap bleiben. "Die hohe Abhängigkeit deutscher Unternehmen von der Weltwirtschaft spiegelt sich in der relativen Schwäche deutscher Aktien gegenüber den europäische Konkurrenzindizes wider", so der Experte.

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Bank of America: "Goldpreis fällt auf 1.215 US-Dollar"

Unter den Aktienexperten herrscht also wenig Einigkeit zur nahem Zukunft des DAX. Sollten Anleger es daher mal wieder mit Gold probieren? Immerhin ist der Goldpreis seit seinem Jahreshoch Mitte März von rund 1.383 US-Dollar um fast 100 US-Dollar gefallen. Eher nicht, meint Macneil Curry, Head of Global Technical Strategy bei der Bank of America. Er empfiehlt gar einen Verkauf des Edelmetalls. Zwar könne das Mai-Hoch von rund 1.315 US-Dollar nochmal überschritten werden, einen Sprung über das Jahreshoch schließt er aber aus. Sein Kursziel lautet 1.215 US-Dollar.

Derweil berichtete der TV-Sender 3Sat in der vergangenen Woche über eine Manipulation des Goldpreises. Fünf Banken seien in London an der Fixing des Goldpreises beteiligt.

(PD)