Die Stadt der Liebe ist sie sowieso. Doch seit 2015 wird Paris mit einem weiteren "brennenden" Menschheitsthema in Verbindung gebracht: dem Klimawandel. Im Dezember jenes Jahres einigten sich nämlich 197 Staaten in der Seine-Metropole auf ein neues Klimaabkommen. Das sieht im Wesentlichen vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Ein ambitioniertes Ziel, zumal die Weltgemeinschaft in den vergangenen Jahren schon viel kostbare Zeit vergeudet hat. Erst durch die Proteste der jüngeren Generation ("Fridays for Future") und die Zunahme von Trockenheit und Umweltkatastrophen wie den aktuellen Bränden im Westen der USA scheint sich die Stimmung allmählich zu drehen.
Vor allem in Europa will die Politik den Weg zu einer kohlenstoffärmeren Zukunft konsequenter verfolgen. Zum dafür nötigen Umbau der Wirtschaft soll auch das billionenschwere EU-Hilfspaket dienen, das dafür gedacht ist, die Folgen der Covid-19-Pandemie abzufedern. "Wir müssen vorangehen", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erst kürzlich bei ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union.
Mitgehen sollen dabei auch die Investoren. Und so sorgt die EU nicht nur durch Appelle, sondern vor allem durch Regulierung dafür, dass die Kapitalströme in die vorgesehene Richtung gelenkt werden. Insbesondere hat sie zwei Nachhaltigkeitsindizes entwickelt, die verstärkt Investitionen im Sinne des Pariser Abkommens auslösen sollen: zum einen die EU Climate Transition Benchmark (EU CTB), zum anderen die EU Paris-Aligned Benchmark (EU PAB).
Beide folgen klaren Regeln, sind vergleichbar und transparent. Der Unterschied ist, dass die Paris-Aligned Benchmark mit strengeren Vorgaben daherkommt. Die im Klimaindex EU PAB enthaltenen Unternehmen müssen mindestens 50 Prozent weniger CO2-Intensität im Vergleich zum investierbaren Universum aufweisen. Bei der EU CTB sind es 30 Prozent weniger.
Daneben schließt die EU PAB unerwünschte Aktivitäten aus. Das betrifft Unternehmen, die in den Bereichen Kohle und - oberhalb gewisser Schwellenwerte - Erdöl, Erdgas sowie kohlenstoffintensiver Stromerzeugung tätig sind. Genauso wie die EU CTB verfolgt die EU PAB das Hauptziel der Dekarbonisierung. Das heißt: Im Durchschnitt sollen die Treibhausgase jedes Jahr um sieben Prozent reduziert werden.
Ein Schwung an ETF-Neuauflagen
Die Fondsbranche scheint auf die verbindlichen Vorgaben der EU nur gewartet zu haben. Innerhalb weniger Wochen kamen rund ein Dutzend neue Klima-ETFs auf den Markt. "Die EU-Klima- Benchmark-Verordnung verschafft der Einführung von klimabezogenen Anlagen deutlich Rückenwind", so Nachhaltigkeitsexpertin Julie Moret von Franklin Templeton. "Immer mehr Anleger machen nachhaltige Finanzierungsformen zum Kern ihres Portfolios."
Den meisten neuen Klima-ETFs liegen Indizes zugrunde, die konform gehen mit der strengeren EU-Benchmark. Diese findet quasi als Qualitätssiegel auch Eingang in die Namen. Beispiele sind der Amundi Euro iStoxx Climate Paris Aligned PAB ETF oder der Franklin S & P 500 Paris Aligned Climate ETF.
Doch nicht nur bei Aktienindizes sorgen ETFs für eine klimafreundliche Auswahl. Mit einem Indexfonds des französischen Anbieters Ossiam setzen Anleger auf Euro-Staatsanleihen. Der CO2- Fußabdruck des Portfolios wird dabei systematisch reduziert, indem die Länder entsprechend ihrer jeweiligen CO2- Emissionsbilanzen gewichtet werden.
Die ETF-Anbieter werfen sich auch deshalb ins Zeug, weil das Thema nachhaltiges und klimakonformes Anlegen bei institutionellen Investoren stark an Bedeutung gewinnt. So zeigt sich ETF-Spezialistin Caroline Baron von Franklin Templeton überzeugt, "dass die neuen Klima-ETFs ein breites Spektrum an Investoren ansprechen werden - insbesondere Versicherungen, Vermögensverwalter und Family Offices".
Natürlich sind die börsennotierten Indexfonds aber genauso gut für Privatanleger geeignet. Denn ihr Grunduniversum an Unternehmen wird aus großen Indizes wie dem S & P 500 oder dem MSCI World geschöpft. Damit ist neben dem Aspekt der Nachhaltigkeit vor allem eine ausreichende Diversifizierung gewährleistet.
INVESTOR-INFO
Nachhaltige Indexfonds
Zunehmendes Interesse
ETFs mit nachhaltigem Anlagefokus sind wichtige Wachstumstreiber für die nahe Zukunft. So sehen es zumindest die professionellen Anleger, die der Vermögensverwalter JP Morgan befragt hat. 59 Prozent der Befragten prognostizieren ein starkes Wachstum nachhaltiger ETFs bis 2023. Anlageprofis in der Region Europa, Naher Osten und Afrika sind mit 72 Prozent am optimistischsten.
BNP Paribas Low Carbon Eur.
Der Angepasste
Seit gut drei Jahren existiert der Klima-ETF von BNP (ISIN: LU 137 738 236 8), der den Euronext Low Carbon 100 Europe Index physisch abbildet. Durch eine im Juli vorgenommene Anpassung der Methodologie entspricht dieser Index den Kriterien für eine Paris-Aligned Benchmark. Enthalten sind 100 Unternehmen, davon zehn bis 15, die das Thema Energiewende vertreten. Die Gebühren des ETF liegen bei 0,30 Prozent pro Jahr.
Neue Klimawandel-ETFs
Grüne Welle
Im Laufe des Sommers haben viele Anbieter neue Klimawandel-ETFs auf den Markt gebracht. Gesellschaften wie Amundi, Franklin Templeton und Lyxor kennzeichnen ihre Produkte dabei explizit mit dem Label "Paris Aligned". Ihre zugrunde liegenden Indizes gehen also konform mit den in Paris festgelegten Zielen zur CO2-Reduktion und der strengen Klima-Benchmark der EU. In der Tabelle eine Auswahl der Produkte: Die ersten vier beziehen sich auf Aktien (Eurozone, Welt, Europa, USA), der Ossiam-ETF auf Euro-Staatsanleihen mit drei bis fünf Jahren Restlaufzeit.
Name ISIN Geb.1)
Amundi Euro Clim. PAB LU2182388582 0,18 %
Deka MSCI W. Climate DE000ETFL581 0,25 %
Franklin St. Eur. Paris A. IE00BMDPBY65 0,15 %
Lyxor S & P 500 Paris A. LU2198883410 0,20 %
Ossiam Eur Gov. Bd. CR LU2069380306 0,17 %
1) Verwaltungsgebühr p. a. Quelle: Anbieter