Pünktlich zum Jahresschluss hat auch die Schweizer Börse noch einmal etwas an Dynamik gewonnen. Zum Jahresultimo übertraf dabei der Swiss Market Index (SMI) als wichtigster lokaler Aktienindex erstmals wieder den Schlusskurs des Vorjahres. Damit steht nunmehr ohne Berücksichtigung von Dividenden eine leicht positive Jahresperformance angeschrieben.

Ein Jahresschlussstand von 10.703,51 Punkten vergleicht sich mit einem im Februar markierten Jahreshoch von 11.270 Punkten, was gleichzeitig ein Rekordhoch darstellte. Im Soge der allgemeinen Coronavirus-Baisse war der SMI anschließend im März bis auf ein Jahrestief von 7.650 Zählern gesunken. Das heißt, auch die Schweizer Börse hat sich zwischenzeitlich markant erholt.

Die Konjunktur trotzt gemäß der aktuellen Credit Suise CFA Finanzmarktumfrage der Intensivierung der zweiten Viruswelle. Für 2021 prognostizieren die Umfrageergebnisse eine starke Konjunkturerholung bei kaum veränderten Inflationsraten und Zinssätzen. Stimmt diese Annahme, sollte das ein vorteilhaftes Aktienmarktumfeld darstellen.

Wie gut die Schweizer Börse im internationalen Vergleich im Falle eines Risk-on-Modus abschaltet, bleibt allerdings abzuwarten. Denn oft sind eidgenössische Aktien vor allem dann als Hort der Sicherheit besonders gefragt, wenn die Marktteilnehmer die Risiken als überdurchschnittlich hoch einschätzen.

Dank der frisch markierten Jahreshoch gestaltet sich das Chartbild für die lokale Börse aber viel versprechend. Gemäß dem Motto, "the trend is your friend", verspricht ein intakter Aufwärtstrend zunächst weitere Kursgewinne. Besonders gut sieht es laut der traditionsreichen Universalbank Zürcher Kantonalbank für fünf ausgewählten Schweizer Standardaktien aus.

Diesen Titel Beachtung zu schenken macht Sinn, weil die Jahresfavoriten der Zürcher Kantonalbank seit 2013 zum siebten Mal, bei nur einem Ausrutscher, besser als der Swiss Performance Index (SPI) abgeschnitten haben. Wir stellen nachfolgend jene fünf Titel vor, denen die Analysten bei dem bereits 1870 gegründeten Institut im kommenden Jahr das größte Kurspotenzial zutrauen.

Alcon-Aktie



Alcon als den ersten Favoriten für 2021 bezeichnet die Zürcher Kantonalbank als den führenden Hersteller von Medizinprodukten im Bereich der Augenheilkunde. Das Institut nennt hier zwar kein explizites Kursziel, der Titel ist wie die anderen vier Empfehlungen aber mit Übergewichten eingestuft.

Als Gründe, weshalb die Aktie outperformen sollte, führt man folgendes an: 1. Alcon war seit dem Spin-off ein Underperformer relativ zum SPI und konnte nur teilweise durch operative Performance überzeugen. 2. Nachdem das Unternehmen als Folge des Missmanagements von Novartis eine tiefgreifende Transformation durchlaufen musste, erwarten die Analysten, dass sich die getätigten Investitionen im Jahr 2021 auszuzahlen beginnen. 3. Hierbei sollte Alcon klar Marktanteile im Surgical-Segment gewinnen und zumindest keine Marktanteile mehr im Vision-Care-Segment verlieren. Die Marge habe klares Aufwärtspotenzial, und das sollte 2021 ebenfalls sichtbar werden.

Zur Anlagestory heißt es allgemein, der Markt für Kataraktoperationen und für Kontaktlinsen dürfte durch Covid-19 keine nachhaltigen Probleme bekommen. Der Markt für Produkte gegen trockene Augen hingegen profitiere von Covid-19 sogar.

Im Markt für Augenoperationen (vor allem Katarakt) sei Alcon klar führend, habe ein breites und starkes Angebot (auch für sehr profitable Premiumoptionen) und gewinne weiterhin Marktanteile. Mit der Lancierung der mittelpreisigen Tageskontaktlinse PRECISION1 als sphärische und torische Version schließe Alcon die größte Produktlücke. In diesem stark wachsenden Segment sollte Alcon klar Marktanteile gewinnen.

Mit der besseren operativen Performance sollte sich auch die Gruppenprofitabilität (Core-EBIT) in Richtung einer Marge von 20 Prozent entwickeln. Davon und von niedrigeren Capex sollte dann auch der freie Cashflow profitieren, so das Urteil.

Den Umsatz sieht man von 2020 bis 2022 von 6,775 Milliarden auf 8,302 Milliarden Dollar steigen. Beim angepassten Gewinn je Aktie rechnet man gleichzeitig mit einer Verbesserung von 0,82 Dollar auf 2,09 Dollar. Den Prognosen zufolge soll es erstmals für da Geschäftsjahr 2021 eine Dividende geben und zwar in Höhe von 0,20 Dollar je Anteilsschein. Für 2022 beträgt die geschätzte Ausschüttung dann 0,25 Dollar je Aktie.



AMS-Aktie



Der zweite Jahresfavorit heißt AMS und die Zürcher Kantonalbank bezeichnet diesen Wert als eine Technologieaktie mit Aufholpotenzial nach einer Großübernahme. Der Halbleiterhersteller hat seinen Hauptsitz zwar in Premstätten in der österreichischen Steiermark, gelistet ist der Titel aber in der Schweiz.

Die Gründe, warum die Aktie gut abschneiden sollte, nennen die Analysten diese drei Argumente: 1. Gute Zahlen bei AMS für das vierte Quartal 2020 bereits gemeldet, klare Erholung des Geschäfts bei Osram. Einfache Vergleichsbasen in 2021. 2. 2021 sollten diverse Verkäufe und Devestitionen (Teile Digital, Joint Venture mit Continental, Nicht-LED-Autolampen) für einen guten Nachrichtenfluss sorgen (Schuldenabbau, Profitabilitätssteigerung). Diese Geschäfte seien schwach profitabel. 3. Das mittelfristige angepasste EBIT-Margenziel von mehr als 25 Prozent werde mit der jetzigen Struktur nicht erreicht. Die Zürcher Kantonalbank modelliert eine mittelfristige Marge von 18 Prozent (2023E), was einen fairen Wert je Aktie von 28,5 Franken impliziere (Jahresschlusskurs: 19,36 Franken). Somit bestehe klares Aufwärtspotenzial bei Erreichen der Umsatzwachstums- und Profitabilitätsziele.

Die Anlagestory bestehe somit vor allem in einer klaren Unterbewertung gemäß dem intrinsischen abgezinsten Cashflow-Modell und das positive Anlageurteil werde auch gestützt durch alternative Bewertungsmethoden.

Der Markt für 3D-Sensor-Lösungen wachse in den nächsten Jahren stark, erst dank Smartphones und später wegen Auto- und Industrieanwendungen. Der Trend zu integrierten optischen Sensorlösungen werde mit der Ergänzung um Osram nachvollzogen. Es gebe zudem eine starke Positionierung der kombinierten Gruppe in optischen Systemlösungen für autonomes Fahren, Smartphones oder industrielle Anwendungen. AMS sei führend in den relevanten Technologien für 3D-Sensorlösungen und optische Module, Osram bei Lichtquellen (führend im Automarkt).

Darüber hinaus gebe es Synergiepotenzial. Die angepeilten Margen- und Wachstumsziele würden allerdings Devestitionen bedingen. Ein entsprechender Nachrichtenfluss dürfte positiv aufgenommen werden. Ziel sei es ansonsten, die Abhängigkeit vom Kunden Apple abzubauen sowie den Anteil am interessanten Automobilmarkt mit höherer Profitabilität auszubauen.

Den Umsatz sieht man von 2019 bis 2023 von 2,086 Milliarden auf 5,562 Milliarden Franken steigen. Beim angepassten Gewinn je Aktie rechnet man für 2020 zwar mit einem Rückgang von 1,33 Franken auf 0,809 Franken. 2021 sollen dann aber wieder höhere 1,34 Franken herausspringen und in 2022 sogar 2,22 Franken je Anteilsschein. Eine Dividende soll es erstmals für 2022 in Höhe von 0,21 Franken je Aktie geben.



SGS-Aktie



Als dritten Favoriten für 2021 streicht die Zürcher Kantonalbank die Aktien von SGS heraus. In diesem Schweizer Unternehmen sehen die zuständigen Analysten einen Marktführer im strukturell attraktiven TIC-Markt (Test-, Inspektions- und Zertifizierungsdienstleistungen):

Warum der Titel besser als der Gesamtmarkt laufen sollte, hat aus Sicht der Analysten diese drei Gründe: 1. SGS habe die Kosten 2019 und 2020 deutlich gesenkt und die Kostenbasis nachhaltig reduziert. Im zweiten Halbjahr dürfte die bereinigte EBIT-Marge bereits über dem Vorjahreswert gelegen haben, und 2021 rechnet man mit einer deutlichen Steigerung der bereinigten EBIT-Marge um 120 Basispunkte auf 16,9 Prozent.

2. Kombiniert mit sich erholenden Umsätzen führe dies 2021 zu einem starken Gewinnhebel. 3. Mit einem Multiplikator von 2021 von 14,3 beim Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA-Faktor sei die Aktie moderat bewertet. Das abgezinste Cashflow-Modell der Zürcher Kantonalbank signalisiert einen fairen Wert von 3.074 Franken. Dem steht eine Jahresschlussnotiz von 2.670,00 Franken gegenüber.

Allgemein fällt das Anlageurteile deshalb vorteilhaft aus, weil man wie bereits erwähnt in SGS einen Marktführer im strukturell attraktiven TIC-Markt sieht, der nach dem Krisenjahr 2020 wieder an Schwung gewinnen dürfte. 70 Prozent der Tests seien obligatorisch und müssten nachgeholt werden.

SGS lege den Fokus generell vermehrt auf die Profitabilität und mache beim Thema Einsparungen Ernst. Die Profitabilität sei schon im ersten Halbjahr 2020 gut geschützt worden; für das zweite Halbjahr 2020 sei bereits wieder eine Margenverbesserung in Aussicht gestellt worden. Damit nehme die Margenstory bei SGS wieder Fahrt auf: Man modelliert eine Steigerung auf 17,9 Prozent bis ins Jahr 2023.

Darüber hinaus bezeichnet die Bewertung wie bereits angedeutet als moderat. Für Kursschwung könnten zudem auch eine weitere Portfolio-Optimierungen sowie wertsteigernde Übernahmen sorgen. Laut den Schätzungen soll der Umsatz von 2020 bis 2022 von 5,569 Milliarden auf 6,327 Milliarden Franken steigen. Die Prognose zum angepassten Gewinn je Aktie sieht gleichzeitig eine Zunahme von 76,2 Franken auf 97,9 Franken vor. Bei der Dividende kalkuliert man für 2020 mit einer unveränderten Zahlung von 80,00 Franken je Aktie. Für 2021 und 2022 sollen gemäß den Schätzungen dann 83,00 Franken bzw. 86,00 Franken an die Aktionäre fließen.



Schindler-Aktie



Als vierten Jahresfavoriten in der Schweiz hat die Zürcher Kantonalbank die Aktien von Schindler identifiziert. Das Unternehmen sei gut positioniert im globalen Aufzugsmarkt mit Neuanlagen und Servicegeschäft, heißt es allgemein zu einem Übergewichten-Votum.

Die drei Gründe für diese Haltung gestalten sich wie folgt: Schindler vereine Wachstumsqualität mit einem margenstarken Servicegeschäft (rund 50 Prozent des Umsatzes). 2. Das laufende Kostensenkungsprogramm schlage ab 2022 voll durch und werde zusammen mit Produktivitätsfortschritten rund 170 Basispunkte positiven Einfluss auf die Marge haben. 3. Strategische Flexibilität dank eines hohen Nettocash-Bestandes ergänzt um ein langjähriges, starkes Managementteam.

Die Anlagestory bestehe somit hier wie bereits angerissen in einem attraktiven globalen Aufzugsmarkt (die vier führenden Aufzugshersteller haben einen Marktanteil von rund 60 Prozent; Schindler rund 15 Prozent).

Aufzüge und Fahrtreppen profitierten vom Trend der Urbanisierung und vom Infrastrukturausbau. Das global leicht wachsende Neuanlagengeschäft führe zu einer steigenden Basis des margenstarken Servicegeschäfts.

Schindler forciere das Wachstum in China (15 Prozent des Konzernumsatzes), was zu einem stetigen Ausbau des Serviceportfolios führe. Außerdem sei ein hoher Bewertungsabschlag zum Konkurrenten Kone zu konstatieren. Ein abgezinstes Cashflow-Bewertungsmodell zeige einen fairen Wert von 279,00 Franken. Das Jahr 2020 beendete der Titel mit einem Schlussstand von 238,40 Franken.

Beim Umsatz rechnen die Analysten von 2020 bis 2022 mit einem Anstieg von 10,529 Milliarden auf 11,359 Milliarden Franken. Der angepasste Gewinn je Aktie soll gleichzeitig von 7,45 Franken auf 9,19 Franken anziehen. Die geschätzte Dividendenreihe für die Geschäftsjahre 2020 bis 2022 gestaltet sich wie folgt: 4,00, 4,30 und 4,60 Franken je Anteilsschein.



Nestlé-Aktie



Auf Nestlé als fünften und letzten Jahresfavoriten unter den Schweizer Standwerten setzt die Zürcher Kantobalbank auf Nestlé, weil der Schweizer Nahrungsmittel-Riese laut den verantwortlichen Analysten durch einen laufenden Konzernumbau agiler, wachstums- und margenstärker wird.

Auch hier führen die Experten für das vorteilhafte Anlagevotum wieder drei Hauptargumente an: 1) den bereits erwähnten Konzernumbau. Denn dieser verspreche eine kontinuierliche ROIC-Verbesserung, ab 2022 eine Rückkehr zu mindestens vier Prozent organischem Umsatzwachstum p.a. sowie einen Umsatzanteil der margenstärksten Bereiche Petcare, Kaffee und Nutrition, der seit 2010 von 42 Prozent auf 58 Prozent gestiegen ist.

2. Nestlé ist laut Zürcher Kantonalbank eine defensive Geldmaschine: Eine Dividendenrendite von durchschnittlich 2,9 Prozent plus Aktienrückkäufe von 2,4 Prozent p.a. von 2020 bis 2022. 3. die Annahme, dass die Langfristzinsen tief bleiben werden: aktuell seien diese in der Schweiz/Europa sogar negativ, in den USA würden sie ein Prozent auf zehn Jahre betrage. In einem solchen Umfeld sei Nestlé klar zu tief bewertet. Den fairen Wert auf abgezinster Cashflow-Berechnungsbasis taxiert man auf 123,00 Franken je Aktie. Am 30. Dezember beendete dieser Titel den Handel bei 104,26 Franken.

Zusammengefasst ergibt sich somit aus der Sicht der zuständigen Analysten die folgende Investmentstory: Der laufende Konzernumbau macht Nestlé agiler, wachstums- und margenstärker. Alleine der Teilausstieg aus dem US-Wassergeschäft Anfang 2021 erhöhe die EBITA-Marge um 30 Basispunkte und das Wachstum um 20 Basispunkte.

Es gebe eine hervorragende Positionierung in den äußert margenstarken Bereichen Petcare, Kaffee und Nutrition. Produktmisserfolge würden unter Vorstandschef Mark Schneider bewusst in Kauf genommen, was die Innovationsfähigkeit erhöht habe. Zudem betreibe der Konzern ein vorsichtiges Vorgehen bei Akquisitionen. Die Bewertung sei klar zu tief angesichts der hohen Qualität des Unternehmens und des vorherrschenden Niedrigzinsumfelds.

Der Umsatz soll laut den Prognosen von 2020 bis 2022 von 84,140 Milliarden auf 89,750 Milliarden Franken zulegen. Den angepassten Gewinn je Aktie sieht man gleichzeitig von 3,74 Franken auf 4,38 Franken steigen. Die Schätzungen für die Dividende je Anteilsschein sehen für die Geschäftsjahre 2002 bis 2022 wie folgt aus: 2,80 Franken, 2,90 Franken und 3,00 Franken.