Consumer Staples-Aktien erfreuen sich bei vielen Anlegern traditionell einer großen Beliebtheit. Dahinter stecken Anbieter von Basiskonsumgütern des täglichen Gebrauchs. Das große Interesse an diesen Werten ist grundsätzlich betrachtet leicht nachzuvollziehen. Denn wie der Hinweis auf den täglichen Gebrauch nahe legt, gibt es eine regelmäßige Nachfrage nach den von diesen Unternehmen angebotenen Produkten.
So werden Konsumenten selbst in schwierigen Zeiten etwa auf Zahnpasta wohl kaum verzichten. Das verspricht stabile Geschäfte und über Marktanteilsgewinne, regionale Expansion, Margenverbesserungen oder Zukäufe sind für die besten Unternehmen aus diesem Sektor sogar dauerhaft steigende Umsätze und Ergebnisse drin.
Investoren sind in der Regel bereit, für Unternehmen mit solchen Charakteristiken etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Auch aktuell wird den Branchenmitgliedern im Schnitt eine relativ hohe Bewertung zugebilligt. Manche Marktbeobachter meinen sogar, einige Werte aus dem Bereich seien momentan eindeutig überbewertet. Erklären lässt sich diese Haltung mit einem KGV, das von Morgan Stanley für die Branchenvertreter aus den entwickelten Ländern auf im Schnitt 22,3 beziffert wird und für die Sektor-Mitglieder aus den Schwellenländern sogar auf 25,9.
Ob sich dieses Bewertungsurteil letztlich als zutreffende Mahnung erweisen wird, kann nur die Zukunft zeigen. Im Gegenzug wissen derzeit jedenfalls auch viele Branchen-Vertretern noch mit völlig intakten langfristigen Aufwärtstrends zu überzeugen. Aber auch die rein fundamental orientierten Analysten von Morgan Stanley finden weltweit noch einige Branchen-Vertreter, denen sie Kurspotenzial in nennenswertem Umfang zutrauen.
Wobei es jedoch auch Titel aus dem Basiskonsumgüter-Bereich gibt, bei denen sie vorsichtig gestimmt sind. Zu letztgenannter Gruppe zählen unter anderem der US-Lebensmittelkonzern Campbell Soup oder die dänische Brauerei Carlsberg. Auf den nachfolgenden Seiten fokussiert sich BÖRSE ONLINE aber auf die fünf Top-Picks der US-Bank unter den Consumer Staples-Aktien. Die Kursziele dieser fünf Titel bewegen sich dabei um bis zu 26 Prozent über den aktuellen Notierungen.
Consumer Staples Top-Pick der Morgan Stanley, Nummer eins: Fomento Economico Mexicano S.A. ADR (Femsa. WKN: 915671, 88,84 Dollar, 79,82 Euro, alle Angaben beziehen sich auf den Stand vom 14.06.16)
Beim ersten Mitfavoriten Fomento Economico Mexicano, abgekürzt Femsa genannt, ist die Kursentwicklung in den vergangenen Jahren etwas ins Stocken geraten. In Euro gerechnet tendieren die Kurse nun schon seit Anfang 2013 per Saldo nur noch seitwärts. Zuvor hatten die Notierungen aber mit einem Anstieg von 8,33 Euro auf in der Spitze 95,19 Euro auch einen kräftigen Schluck aus der Pulle genommen.
Bei dem Unternehmen handelt es sich um den größten Getränkehersteller in Mexiko sowie im gesamten lateinamerikanischen Raum. Die Wurzeln reichen bis in das Jahr 1890 zurück. Derzeit ist die Gesellschaft in elf Ländern tätig, primär im amerikanischen Raum sowie inzwischen auch in Asien. Neben der Notwendigkeit, nach dem zuvor starken Anstieg durch zu schnaufen, dürfte der zuletzt vorherrschende Seitwärtstrend auch mit einer Steuer auf Brausegetränke zu tun gehabt haben. Damit einhergegangen waren Befürchtungen, im Kampf gegen Übergewicht und Diabetes könnte die Branche ähnlichen regulatorischen Herausforderungen gegenüberstehen wie die Tabakbranche. Aber zwei Jahre nach der Einführung dieser Steuer stellt sich heraus, dass die Absätze dieser Brausegetränke in Mexiko trotzdem weiter steigen. Wissenswert in diesem Zusammenhang: Der Brausegetränke-Absatz in Mexiko ist pro Kopf gerechnet der höchste weltweit.
Die zuletzt vorgelegten Geschäftszahlen sind weitgehend wie erwartet ausgefallen und passen damit zum skizzierten Chartbild. Sollte aber der Analystenkonsens Recht behalten, der für die kommenden fünf Jahre von einem Gewinnplus von 15,4 Prozent p.a. ausgeht, dann könnte mittelfristig auch wieder etwas Zug in die Notierungen kommen.
Bei der Morgan Stanley halten die zuständigen Analysten jedenfalls einen Anstieg bis auf 109 Dollar für gerechtfertigt. Um diese Vorgabe zu erreichen, müsste der Kurs um 22,7 Prozent zulegen. Die Aktie ist für die Morgan Stanley der Top-Pick unter den Aktien aus dem Nahrungsmittelsektor in Lateinamerika.
Zur Untermauerung dieser Haltung werden drei Gründe angeführt: Erstens wird das weitere Geschäftsumfeld in Mexiko als vorteilhaft bezeichnet, zweitens könnten neuen Absatzmöglichkeiten erschlossen werden und drittens habe die Gesellschaft den richtigen Weg eingeschlagen, um die Gewinnmargen zu verteidigen.
Im lokalen Branchenvergleich sei die Bewertung zwar noch immer eher anspruchsvoll, im eigenen historischen Vergleich habe sich die Bewertung zuletzt aber zurückgebildet. Konkret wird das KGV für 2017 auf rund 23 beziffert. Eine höhere Bewertung sei auch deswegen gerechtfertigt, weil die Renditen und die Wachstumsraten hoch seien.
Consumer Staples Top-Pick der Morgan Stanley, Nummer zwei: Diageo Plc. (WKN: 851247, 17,48 britische Pfund, 22,30 Euro)
Ebenfalls zu den von Morgan Stanley favorisierten Basiskonsumgüteraktien zählt Diageo. Bewertungsgründe dürften dazu geführt haben, dass dieser Titel seit rund drei Jahren in einem Seitwärtstrend festhängt, nachdem es zuvor deutliche Kursgewinne zu verbuchen gab.
Das mit dem Hauptsitz in London ansässige Unternehmen ist ein weltweit tätiger Hersteller alkoholischer Getränke, der im Segment für Premium-Spirituosen tätig ist. Im Portfolio geführt werden unter anderem global bekannte Markennamen wie Johnnie Walker, Smirnoff, Captain Morgan, Baileys, Guinness oder J&B. Entstanden ist der Konzern 1997 aus der Fusion von Grand Metropolitan und Guinness.
Morgan Stanley bezeichnet Diageo als den Top-Pick aus dem europäischen Getränke-Sektor. Die zuständigen Analysten halten im zweiten Halbjahr 2016 eine Beschleunigung beim organischen Wachstum auf 4,2 Prozent für möglich. Für das organische Wachstum beim Gewinn vor Steuern und Zinsen wird ein Plus von 5,5 Prozent unterstellt. Die Hoffnungen ruhen dabei auf anziehende Geschäfte in den USA, Indien und Afrika.
Als Marktführer in den USA mit einem Marktanteil von 22 Prozent profitiere man von einem sicher verbessernden Konsumklima. Die letzten Umfragen unter den Getränke-Auslieferern hätten dort ein robustes Wachstum für das Alkoholsegment ergeben, wovon Diageo als Marktführer an vorderster Front profitieren sollte. Mittelfristig betrachtet sollte sich auch eine starke Stellung in den Schwellenländern als Pluspunkt erweisen. So sei man bereits jetzt in Teilsegmenten des Marktes in Indien, Lateinamerika und Afrika gut vertreten.
Zuletzt sei es bereits gelungen, den Cash Flow deutlich zu erhöhen und die Profitabilität werden auch gestützt durch ein Kosteneinsparprogramm, das in den Fiskaljahren 2017 bis 2019 dabei helfen soll, 500 Millionen Pfund an Einsparungen zu erzielen. Seit November 2014 habe sich der Konzern von nicht zum Kerngeschäften zählenden Einheiten im Wert von 1,5 Milliarden Pfund getrennt und man geht davon aus, dass sich das Verhältnis von Nettoverschuldung zum EBITDA weiter auf das 2,3-fache zurückbilden wird. Stimme diese Annahme, eröffne das für das Fiskaljahr 2017 Spielraum für Aktienrückkäufe oder M&A-Aktivitäten.
Die Aktie werde für 2017 mit einem geschätzten KGV von unter 19 gehandelt und die Dividendenrendite belaufe sich auf fast 3,5 Prozent. Als Kursziel werden 22,00 Pfund genannt, was theoretisch fast 26 Prozent Luft nach oben lässt.
Consumer Staples Top-Pick der Morgan Stanley, Nummer drei: Newell Brands Inc. (WKN: 860036, 48,06 Dollar, 42,885 Euro)
Schwer unter Druck stand während der Kreditkrise 2007/08 die Aktie von Newell Brands, bevor dann im März 2009 auf einem Mehrjahrestief ein Boden gefunden wurde. Der anschließende Anstieg war aber noch steiler als der vorherige Absturz und so notiert der Titel aktuell auf dem höchsten Stand seit 1999. Selbst bis zu dem im Jahr 1998 bei 54,43 Dollar aufgestellte Rekordhoch ist es dadurch jetzt nicht mehr allzu weit.
Abgehakt ist damit auch der Kurstaucher, der sich nach der Mitte Dezember 2015 verkündeten Übernahme des Konkurrenten Jarden Corp. für rund 15 Milliarden Dollar einstellte. Denn seit Mitte Februar hat dieser Titel erfolgreich daran gearbeitet, die da erlittene Scharte wieder auszubügeln. Dieser Deal hat auch dazu geführt, dass das Unternehmen nicht mehr wie früher unter dem Namen Newell Rubbermaid firmiert, sondern unter dem Namen Newell Brands auftritt.
Newell Rubbermaid wiederum war im Jahr 1999 aus dem Zusammenschluss von Newell und Rubbermaid entstanden. Der Geschäftszweck besteht darin, Konsumgüter und Haushaltswaren verschiedener Art zu produzieren und zu vertreiben. Dem Mischkonzern gehören Marken wie Rotring, Waterman, Parker Pen, Dymo, Teutonia und Graco Kinderwagen. Zum breiten Produktportfolio gehört übrigens auch der Ski-Hersteller Völkl.
Morgan Stanley findet Gefallen an dem Titel, weil man davon ausgeht, dass sich höhere Werbeausnahmen zusammen mit Innovationen bezahlt machen werden. Außerdem dürften auch Kosteneinsparungen die Gewinnentwicklung stützten. Darüber hinaus würden sich aus dem Zusammenschluss mit Jarden, höher als erwartete Synergien einstellen. In diesem Zusammenhang wird auch daran erinnert, dass die vom Unternehmen selbst formulierten Ziele traditionell konservativ ausfallen würden.
Auf Basis dieser Annahmen wird das Verhältnis von Unternehmenswert zum Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen für 2019 auf das Zehnfache beziffert. Das geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnis wird gleichzeitig auf das Zwölffache taxiert. Die Bewertung wird auf dieser Basis als günstig bezeichnet. Als Kursziel werden 55,00 Dollar genannt. Das bewegt sich um 14,4 Prozent über den derzeitigen Kursen. Wie es heißt, könnten die Notierungen im günstigsten Fall aber auch um 55 Prozent zulegen - ein Szenario, das als durchaus realistisch bezeichnet wird.
Consumer Staples Top-Pick der Morgan Stanley, Nummer vier: Nestlé S.A. (WKN: A0Q4DC, 70,00 Schweizer Franken, 64,80 Euro)
Mit einem langfristig sehr überzeugenden Chart kann die Aktie von Nestlé aufwarten, die 1991 noch bei lediglich gut acht Franken gehandelt wurde. Zum Vergleich: Das Rekordhoch aus dem Jahr 1991 wurde bei 76,75 Franken markiert. Der über die Jahrzehnte hinweg zu beobachtende Aufwärtstrend wurde dabei aber auch immer wieder von Verschnaufpausen unterbrochen. Auch aktuell nimmt sich dieser Titel wieder so eine Auszeit.
Was das zuletzt gezeigte Kursverhalten angeht, sind auch Ergebnisse zu beachten, die für 2015 eher etwas enttäuschend ausgefallen sind. Die erhofften Gewinnsteigerungen hatten sich da noch nicht eingestellt. Was nicht ist, kann aber noch werden, denken sich die für den Schweizer Konzern zuversichtlich gestimmten Analysten von Morgan Stanley. Dazu passt, dass der Vorstand jüngst auf einem Investorentag durchblicken ließ, trotz eines herausfordernden Umfeldes auch weiterhin ein organisches Wachstum von fünf bis sechs Prozent anzustreben. Außerdem wurden zusätzliche Maßnahmen bekannt gegeben, die darauf ausgelegt sind, die strukturellen Kosten bis 2019/20 um mehr als 200 Basispunkte zu senken.
Morgan Stanley geht davon aus, dass sich die Bedenken unter den Anlegern rund um diesen Titel demnächst verflüchtigen werden. Man prognostiziert für das Wachstum, die Gewinnspannen und den Return auf das eingesetzte Kapital auf Sicht der nächsten zwölf bis achtzehn Monate eine gute Entwicklung. Alle unternommenen Anstrengungen dürften dazu beitragen, dass die Ergebnisse besser als erwartet ausfallen werden.
Nestlé bezeichnet sich selbst als das größte Nahrungsmittelunternehmen der Welt. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1866. Die Produktpalette erstreckt sich von Tiefkühl- und Milchprodukten über Süßwaren, Kindernahrung, pharmazeutische Produkte und Haustierbedarf bis hin zu Getränken mit Marken wie Nescafé, Nesquik, Perrier oder Vittel.
Morgan Stanley nennt als Kurziel 85 Franken. Das verspricht bei einem Erreichen dieser Vorgabe einen Anstieg von 21,4 Prozent. Als potenzielle Kurskatalysatoren hat man gleich vier Faktoren ausgemacht: Erstens weitere Details zu den geplanten Margenverbesserungen, zweitens Klarheit in Sachen personelle Besetzung der Vorstandsspitze, drittens Informationen zur Kapitalverwendung und viertens steigende Gewinne. Bei einem geschätzten KGV von rund 20 für 2017 werde der Titel gegenüber Konkurrenten wie Mondelez oder Kraft-Heinz außerdem mit einem Abschlag gehandelt. Das sei nicht gerechtfertigt und es werde mit einem Schließen dieser Bewertungslücke gerechnet.
Consumer Staples Top-Pick der Morgan Stanley, Nummer fünf: ITC Limited (WKN: A0HF08, 353,30 indische Rupie)
Beim fünften und letzten Titel, den Morgan Stanley momentan als Top-Pick aus dem weltweiten Consumer Staples-Bereich führt, handelt es sich um ITC Limited, ein Konglomerat, das früher unter dem Namen Imperial Tobacco Company firmierte. Der indische Mischkonzern verkauft nicht nur Konsumgüter, sondern betreibt auch Hotels, ist im Papier- und Verpackungsbereich tätig, im Agrargeschäft und in der Informationstechnologie.
In den vergangenen drei Jahren hat sich hier ein Seitwärtstrend breit gemacht, während der Kurs in den zehn Jahren zuvor sehr stark zugelegt hatte. Deutsche Privatanleger dürften an diesem damaligen Gipfelsturm allerdings kaum teilgenommen haben, denn der Titel wird nicht an deutschen Börsen gehandelt. Wer den Wert handeln will, muss das entweder direkt an der Heimatbörse in Bombay tun oder an die New York Stock Exchange ausweichen. Allerdings sind dort die Handelsumsätze ziemlich dünn.
Als Anbieter von Tabakprodukten sieht sich auch ITC wie alle anderen Branchenvertreter mit regulatorischen Herausforderungen konfrontiert. Eine Steuererhöhung auf Tabakprodukte im Jahr 2017 wird aber als verkraftbar bezeichnet. Auch sonst komme das Unternehmen mit den Hürden in dem Segment ganz gut zurecht, wobei dazu auch regelmäßige Preiserhöhungen beitragen würden. Gelingt es auch weiterhin, die Probleme zu managen, dann könnten die Ergebnisse besser als erwartet ausfallen. Aus Sicht der Morgan Stanley-Analysten könnte die eigene Schätzung eines Volumenwachstums von drei Prozent im Fiskaljahr 2017 sowie eine erwartete EBIT-Zunahme von sieben Prozent als zu vorsichtig erweisen. Sollten die Erwartungen geschlagen werden, könnte das an der Börse mit einer Ausweitung der Bewertung belohnt werden.
Für 2018 beziffert Morgan Stanley das geschätzte KGV auf fast 23. Das liegt zwar unter dem Fünfjahresdurchschnitt von 25,3, ist absolut betrachtet aber noch immer relativ anspruchsvoll. Das dürfte auch der Hauptgrund sein, warum das Kursziel nicht allzu forsch formuliert wird. Es beträgt derzeit 395 Rupie und liegt somit um 11,8 Prozent über den aktuellen Notierungen.