Die entsprechenden Regeln hat der Finanzstabilitätsrat (FSB) der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) nun ausgearbeitet.

Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen verbindet damit die Hoffnung, dass sich die Regulierer künftig nicht mehr gegen Fusionen von Großbanken stemmen.

"Der FSB hat die nötigen Werkzeuge finalisiert, um das 'Too Big to Fail' im Bankensektor zu beenden", erklärte der britische Notenbankchef Mark Carney, der dem FSB vorsitzt, in einem Brief an die Regierungschefs der G20-Länder. "Der Nutzen übertrifft ganz klar die Kosten der Einführung dieses Standards." Nun liege es an den Staaten, die nötigen Gesetze einzuführen. Auf dem G20-Gipfel am 15. und 16. November im türkischen Antalya steht der Schutz des globalen Finanzsystems oben auf der Tagesordnung.

Von 2019 an müssen die global systemrelevanten Banken eine Haftungsmasse von mindestens 16 Prozent ihrer risikogewichteten Bilanzsumme (RWA) vorhalten. Ab 2022 soll dieser als TLAC-Quote (Total Loss Absorbing Capacity) bezeichnete Puffer auf mindestens 18 Prozent steigen. Er besteht nicht nur aus Eigenkapital. Auch Anleihen oder andere Schuldpapiere zählen dazu. Auf diese Weise sollen erst die Aktionäre und Gläubiger einer Bank bluten, wenn sie Verluste schreibt, bevor der Staat einspringen muss, um nicht das ganze Finanzsystem in Schieflage zu bringen. Die Bundesregierung begrüßte die Beschlüsse: "Wir haben uns stets für eine ambitionierte TLAC-Anforderung ausgesprochen", sagte eine Sprecherin des Finanzministeriums.

Fitschen, der auch dem Privatbanken-Verband BdB vorsitzt, sagte am Montag in Frankfurt, damit hätten die Kapitalpuffer der Geldhäuser ein Niveau erreicht, das man bis zur Finanzkrise nicht für möglich gehalten hätte. Nachdem das Problem des "Too big to fail" gelöst sei, müsse es auch wieder möglich sein, mit Übernahmen eine große europäische Bank zu schaffen, die mit den US-Banken mithalten könne. "Alles andere wäre ein gravierender Nachteil für die europäischen Banken." Fitschens neuer Co-Chef John Cryan hat die globalen Ambitionen der Deutschen Bank aber gerade erst zurückgeschraubt. Sie ist das einzige deutsche Institut, für das die TLAC-Regel gilt.

Mit einer großen neuen Reform der Regulierung müssen die Banken vorerst nicht rechnen. "Es gibt kein 'Basel IV'. Wir bügeln nur Probleme aus, die bei der Umsetzung von 'Basel III' im Lauf der Zeit erkannt worden sind", ergänzte Carney. Das aktuelle Regelwerk - "Basel III" genannt - war nach der Finanzkrise von 2008 eilends auf den Weg gebracht worden und tritt in mehreren Schritten bis Ende 2018 in Kraft.

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BANKEN IN SCHWELLENLÄNDERN BEKOMMEN MEHR ZEIT



Nach Berechnungen von Experten müssten die 30 Großbanken im Extremfall 1,1 Billionen Dollar an Anleihen ausgeben, um die TLAC-Anforderungen zu erfüllen. FSB-Generalsekretär Svein Andresen sagte, die meisten Institute wollten einfach bestehende Anleihen auslaufen lassen und sie im Zuge der gewöhnlichen Refinanzierung ersetzen. Die Schweiz und die USA haben bereits entsprechende Vorschriften erlassen, die EU steht kurz davor. Die Analysten der US-Bank Citi glauben, dass in Europa die HVB-Mutter Unicredit, Santander und BNP Paribas am stärksten betroffen sein werden.

Der Großteil der Lücke - 755 Milliarden Dollar - entfällt aber auf China und andere Schwellenländer. Sie sollen nach den Vorstellungen des FSB bis 2028 Zeit bekommen, um TLAC voll einzuhalten. Zu den 30 systemrelevanten Banken gehören auch vier chinesische Institute. Um die genauen Kapitalpuffer-Quoten war lange gerungen worden. Die Diskussionen hatten sich zuletzt um eine Spanne von 16 bis 20 Prozent bewegt.

Reuters