Der Industrie- und Autozulieferer Norma rückt die Klima-Erwärmung und den weltweit drohenden Wassermangel in den Mittelpunkt seiner Wachstumsstrategie. "Wir versuchen zu verstehen, was unsere Kunden in fünf bis zehn Jahren benötigen, um diesen Megatrends zu begegnen", sagte Vorstandschef Werner Deggim am Mittwoch in einem Reuters-Interview. Dabei bleibt die Kauflaune des MDax -Unternehmens aus Maintal bei Frankfurt auch nach der Übernahme einer US-Spezialfirma für Landschaftsbewässerung im vergangenen Jahr ungebrochen. "Wir haben viele potenzielle Ziele und beobachten aktiv den Markt", sagte Deggim. Norma ist auf High-Tech-Leitungen sowie Befestigungsschellen für Rohre und Schläuche spezialisiert. Die Norma-Aktie legte 1,5 Prozent auf 47,73 Euro zu.
Die Suche nach neuen Technologien für die Erfüllung strengerer Abgasnormen sowie für modernes Ressourcen-Management ist laut Deggim einer der Pfeiler der Norma-Expansionsstrategie. Nach dem Kauf von National Diversified Sales (NDS) 2014 in den USA für rund 230 Millionen Euro könne sich das Management sowohl Übernahmen in dieser Größenordnung als auch kleinere Akquisitionen vorstellen. Geografisch besonders von Interesse sei Südamerika. Konkret vorbereitet werde derzeit aber kein Deal.
Nach Rekordumsätzen 2014 sei Norma plangemäß ins Jahr gestartet. "Da gab es keine großen Überraschungen, die Parameter stehen auf verhalten positive Entwicklung", sagte der Firmenchef. Zugleich seien jedoch politische Risiken weltweit wie etwa durch die Ukraine-Krise gewachsen. Massive Auswirkungen durch die immer schärferen Sanktionen des Westens gegen die Moskauer Regierung erwartet der Konzern, der Produktions- und Vertriebsstandorte in Russland hat, aber nicht. Ein Rückgang des Umsatzes dort werde das Geschäft nicht maßgeblich beeinträchtigen, sagte Deggim. Norma stellt in 22 Anlagen weltweit mehr als 35.000 Produkte her, die die Kunden in 100 Ländern in Autos, Flugzeuge, Züge, Schiffe und Wasserleitungen einbauen.
Mit diesem Geschäft peilen die Hessen 2015 insgesamt ein organisches Umsatzwachstum von rund vier bis sieben Prozent an, nach 6,5 Prozent 2014. Durch die jüngsten Übernahmen in den USA - von NDS und dem Verbindungstechniker Five Star Clamps - sei mit zusätzlichen Umsätzen von rund 110 Millionen Euro zu rechnen. Aber auch ohne die Neulinge im Konzern werde eine solide Entwicklung in Amerika erwartet. In Europa dürften auch neue EU-Umweltauflagen den Automarkt zum Wachstumsmotor machen. In China sollen ebenfalls strengere Abgasnormen das Geschäft trotz verhaltener Konjunkturprognosen in Schwung halten.
Reuters