von Herausgeber Frank-B. Werner
Ebola, Gaza-Krieg, Krim-Besetzung, Russland-Sanktionen, Ölpreiseinbruch,
Schottland-Referendum, Budgetdefizite in Frankreich und Italien - die Schlagzeilen
des vergangenen Jahres sind uns alle noch präsent. Doch sind sie auch
2015 noch wichtig? Oder haben andere, weniger präsente Ereignisse die Kraft,
Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig zu beeinflussen? Nehmen wir US-Präsident
Obama. Er tut sich außenpolitisch schwer und wird als Witzfigur abgetan.
Spätere Generationen werden ihn wahrscheinlich als großen Wirtschaftspolitiker
würdigen. Er hat nach der Lehman-Pleite 2008 den größten Konjunktureinbruch
seit der Weltwirtschaftskrise Anfang der 30er-Jahre in den
Griff bekommen. Heute sind die USA wieder Konjunkturlokomotive. Fünf Prozent
betrug das Wachstum im dritten Quartal und wird 2015 auch Europa mitziehen.
Dies ging 2014 im Räsonieren über Obama fast unter.
Nächste Meldung: Toyota hat das erste Serienauto mit Wasserstoffantrieb vorgestellt.
Kaum jemand nahm das hierzulande zur Kenntnis. Während wir über
E-Mobility-Zuschläge zur Mineralölsteuer debattieren, hat Japan eine echte
Lösung: ein Auto, das schnell betankt ist, die gleiche Reichweite wie ein Benziner
hat und CO2-neutral ist, wenn Wasserstoff mittels Solar-, Wind- oder Wasserkraft
produziert wird. Vielleicht ist Tesla gar keine Wette auf die Zukunft.
Kaum Schlagzeilen machte auch die Öffnung der chinesischen Börse. Dabei
wird Shanghai Connect einst als Vollendung der Integration Chinas in die
Weltmärkte in den Geschichtsbüchern stehen. Die größte Volkswirtschaft der
Welt wird nun auch an den Kapitalmärkten eine viel größere Rolle spielen.
Und man wird sich 2015 wundern, warum es gegen die Niedrigstzinspolitik
nicht mehr Proteste gibt. Die negativen Realzinsen sind letztlich eine versteckte
Steuer, die einen Vermögenstransfer von privaten zu öffentlichen
Kassen
alimentiert. Das bestraft alle, die Vorsorge betreiben. Ein Skandal.