von Herausgeber Frank-B. Werner

Knapp drei Wochen vor Ablauf der Haltefrist haben sich einige Großaktionäre von Teilen ihrer Zalando-Aktien getrennt. Insgesamt wurden rund 18 Millionen Papiere im Wert von 425 Millionen Euro bei institutionellen Investoren platziert. Die Transaktion wirft ein denkbar schlechtes Licht auf die Verkäufer, zu denen Zalando-Finanzchef Rubin Ritter, der von den Samwer-Brüdern kontrollierte Fonds Global Founders Capital, die Start-up-Beteiligungsgesellschaft Rocket Internet, eine Tochter der Verlagsgruppe Holtzbrinck und der ukrainisch-amerikanische Milliardär Len Blavatnik gehörten. Management und bestehende Aktionäre hatten sich im Börsenprospekt zu einer sogenannten Lock-up-Frist von 180 Tagen mit dem ersten Handelstag verpflichtet. Dieses Versprechen mit dem Hinweis zu brechen, dass die Haltefrist rechtlich nicht bindend sei, bedeutet nur, dass man den Samwers und ihren Geschäftspartnern künftig kein Wort mehr glauben kann.

Das geplante Kleinanlegerschutzgesetz sorgt inzwischen auch bei der Klientel von Bundesjustizminister Heiko Maas und seinem Verbraucher-Staatssekretär Gerd Billen für Aufregung. So fürchtet die GLS Bank, die seit über 40 Jahren soziale und ökologische Initiativen und Unternehmen finanziert, dass durch das Gesetz die Bürgerbeteiligung an sozialen und ökologischen Vorhaben im Kern gefährdet und in weiten Teilen nahezu unmöglich gemacht werde. Entwicklungen wie die Energiewende, die zunächst maßgeblich durch Bürger getragen wurden, wären dann allein von Großinvestoren abhängig. Die Politiker unterstellten, dass alle Anleger vor sich selbst beschützt werden müssten. Das würde für soziale und ökologische Initiativen den Zugang zu Kapital noch weiter erschweren und diese damit substanziell gefährden. Eine interessante Erkenntnis, dass der bevormundende Staat auch vor "gesellschaftlich förderungswürdigen" Projekten nicht haltmacht.