Weil sich immer wieder auch für den größten Unfug ein Wissenschaftler findet, der eine theoretische Fundierung liefert, haben derzeit die Verfechter unsolider Haushaltspolitik neuen Aufwind. Stephanie Kelton heißt die Vordenkerin der sogenannten "Modern Monetary Theory", die auf dem Standpunkt steht, dass ein Staat niemals pleitegehen könne, da er respektive seine Zentralbank Geld in unbegrenzter Menge schaffen könne. So gäbe es niemals unbezahlte Rechnungen, und der Weg sei frei für Konjunkturprogramme und unbegrenzte Sozialleistungen. Da fragt man sich, warum in einem solchen Schlaraffenland überhaupt noch Steuern bezahlt werden müssen. Spaß beiseite: Wo das staatliche Gelddrucken endet, hat Deutschland in der Zwischenkriegszeit schmerzlich erfahren. Bevor sich die nächste Hyperinflation einstellt, sollte man den Einfluss dieser Ökonomen schnell eindämmen.
In der "NZZ am Sonntag" berichtet Jens Korte von einem Memo des Goldman-Sachs-Chefs David Solomon, das den Mitarbeitern künftig freistellt, ob sie in Kostüm und Anzug oder "casual" zur Arbeit erscheinen. Kein Wunder, dass sich der Kurs der Tailored-Brands-Aktie in diesem Jahr halbiert hat.
Gerade ist das Bürokratiemonster "Mifid 2" (die zweite Finanzmarktrichtlinie der EU: "Markets in Financial Instruments Directive 2") umgesetzt worden, da kommt aus Brüssel schon der nächste Vorstoß zur Gängelung der Anleger. Die neue Buchstabenkombination heißt "ESG" (Environment, Social, Governance). Die Geldanlage soll also künftig nicht mehr nur Rendite bringen, sondern auch eine wie auch immer definierte Nachhaltigkeit befördern. Wer Anlageentscheidungen fällt, soll Belange der Umwelt (Environment), des Sozialen und der Unternehmungsführung (Governance) in seine Auswahl einbeziehen. Thomas Mayer spottet in der "FAS" zu Recht, dass man dann deutsche Staatsanleihen nicht mehr kaufen dürfe: Der Aufstieg populistischer Parteien zeige, dass es an der sozialen Akzeptanz der Regierungspolitik offensichtlich fehle.