Beim CDU-Parteitag Anfang Dezember in Hamburg werde sie sich nicht mehr um das Amt als Parteivorsitzende bewerben, teilte Kanzlerin Angela Merkel Montagmittag mit. Sie wolle bei der nächsten Bundestagswahl auch nicht noch einmal kandidieren - weder als Abgeordnete noch als Bundeskanzlerin. Auch strebe sie sonst kein neues politisches Amt an. Bis zum Ablauf der Legislaturperiode sei sie bereit, weiter als Kanzlerin zu arbeiten. Merkel wirkte während der Pressekonferenz erleichtert; bald ist Schluss. Der DAX legte um zwei Prozent zu - die Börse ist nicht höflich.

Nach dem Debakel bei den Landtagswahlen zeigte die Kanzlerin mit der Ankündigung ihres Rückzugs eine kaum mehr erwartete Konsequenz. In der Tat wird die von SPD-Chefin Angela Nahles angemahnte "Rückkehr zur Sachpolitik" nicht reichen, um das verloren gegangene Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen. Viel mehr, als die Politiker das selbst wahrhaben wollen, geht es den Bürgern ja um Köpfe und nicht so sehr um Programme. Jede Erneuerung beginnt daher mit dem Personal. Das hat Angela Merkel nun verstanden. So wie sie jahrelang als Garantin des Erfolgs in den eigenen Reihen unangefochten war, ist sie für viele nun zu einem Symbol des Misserfolgs und der Entfernung von den Wählern geworden. Wer auch immer Merkel im Amt des Vorsitzenden beerben wird, eines sollte er oder sie nicht unterschätzen: Der Erneuerungsdruck wird nicht nachlassen. Denn der personelle Wechsel muss auch in der Regierung stattfinden. Ob Merkel die Legislaturperiode noch vollendet, ist deshalb fraglich - und sie selbst hat es offengelassen.

In jedem Fall ist ihr eines wieder gelungen: Der Ball liegt nun im Feld der SPD. Denn die hat nicht nur ein Personal-, sondern auch ein programmatisches Problem. Wollen die Genossen aus dem Tief heraus, müssen sie nicht nur über die Personalie Nahles nachdenken, sondern auch klarmachen, was es nur bei ihr zu finden gibt und nicht auch bei Union, FDP, Grünen, Linken oder AfD.