Das neue Unternehmen wird mit einem Jahresumsatz von 1,7 Milliarden Dollar zur größten exportorientierten Stickstoffplattform in Nordafrika und dem Nahen Osten. Durch die Kombination der Vertriebskapazitäten beider Unternehmen wird mit Synergien in Höhe von 75 Millionen Dollar gerechnet. Der staatliche Ölkonzern der Vereinigten Arabischen Emirate sucht seit geraumer Zeit Nischen, um langfristig die Abhängigkeit vom Ölgeschäft zu reduzieren. Die Niederländer wiederum stärken mit dem Joint Venture ihre Position in der Region. OCI betreibt Werke in Algerien, Ägypten, den Niederlanden und den USA.
Ursprünglich ist OCI eine Ausgründung von Orascom Construction Industries, einem Zweig der multinational agierenden Orascom-Gruppe, hinter der die Sawiris stehen, eine der reichsten Familien Ägyptens. Mit der Übergabe der Geschäfte vom Gründer Onsi Sawiris Anfang der 2000er-Jahre an die drei Söhne wurden die Geschäftsbereiche neu geordnet. Orascom Construction Industries (OCI) trennte sich vom Zementgeschäft und übernahm von der niederländischen DSM das Geschäft mit Stickstoff und Melamin. Nassef Sawiris, der jüngste Sohn des Patriarchen, spaltete Orascom Construction Industries in eine eigenständige Einheit ab und verlegte den Firmensitz der neuen OCI mit dem Düngemittelgeschäft nach Amsterdam. Die Familie Sawiris hält bis heute die Mehrheit an der niederländischen OCI.
Die Düngemittelpreise ziehen an
Der Nahe Osten und Nordafrika sind attraktive Produktionsregionen für die Wertschöpfungskette von Düngemitteln. Dort haben die Produzenten Zugang zu billigem Gas, das zur Herstellung von Düngemittel benötigt wird. Nach einer flauen Zeit mit schwachen Preisen und Überkapazitäten kam in den letzten Wochen wieder Bewegung in den Düngemittelmarkt. Die Stickstoffpreise haben aufgrund von indischen Importen und einer saisonalen Belebung der Nachfrage zugelegt.
Nach einem sehr schwachen ersten Quartal mit einem Rückgang beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 45 Prozent erwartet das OCI-Management jetzt ein Rekordquartal, auch weil Produktionsausfälle in zwei Werken behoben sind. Außerdem haben die Niederländer ihren Absatz in Zeiten geringer Preise gedrosselt und können jetzt die anziehende Nachfrage zu besseren Preisen für sich nutzen. OCI rechnet mit einem stark verbesserten Ergebnis im zweiten Halbjahr. Die Firma will dann den Schuldenabbau vorantreiben.
Die Analysten von Berenberg sehen die Kooperation mit ADNOC als Beweis dafür, wie geschickt OCI gelenkt wird. Immer noch im Raum steht der mögliche Verkauf des Methanol-Geschäftes. Die Aktie sollte den Bewertungsabschlag gegenüber der Branche aufholen.