Schon seit dem 16. März lief Österreich auf Minimalbetrieb. Die Verbreitung des Coronavirus konnte man damit deutlich eindämmen. Der Lohn für die Anstrengungen erfolgt jetzt: In mehreren Schritten seit dem Ende der Osterfeiertage will Bundeskanzler Sebastian Kurz das Land wieder "hochfahren".

Seit Anfang vergangener Woche dürfen kleinere Geschäfte sowie Bau- und Gartenmärkte unter strengen Auflagen wieder öffnen. Ab Mai sollen dann alle Geschäfte, Einkaufszentren und Friseure wieder starten. Gastronomie, Hotellerie und Tourismuswirtschaft dagegen müssen sich wahrscheinlich noch bis Mitte Mai gedulden. Auch die Schulen bleiben bis Mitte Mai zu. Veranstaltungen sollen bis Ende Juni nicht stattfinden. Die Kehrseite: Das Tragen eines Mundschutzes wird künftig nicht nur in Supermärkten und Drogerien zur Pflicht.

Österreich ist eines der ersten europäischen Länder, das im Kampf gegen das Coronavirus seine Maßnahmen lockert. Auch in Dänemark hat Regierungschefin Mette Frederiksen angekündigt, schrittweise die Läden wieder zu öffnen.

"Wir sind auf Kurs", sagt Kanzler Kurz. Er bedankt sich bei der Bevölkerung für das Durchhaltevermögen. "Dies macht es möglich, dass wir heute den ersten Schritt in Richtung Normalität setzen können."

Weil die Konjunktur trotzdem empfindlich eingebrochen ist, hat die österreichische Bundesregierung schon im Vorfeld ein bis zu 38 Milliarden Euro schweres Hilfspaket angekündigt, während immer mehr Branchen nach staatlicher Unterstützung rufen.

Wiener Sonderbetrieb

Die Börse in Wien hatte ebenfalls schnell auf Sonderbetrieb geschaltet. Mitte März hatte man Wetten auf Aktienkursverluste für einen Monat verboten. Vergangene Woche wurde das Verbot von Leerverkäufen bis 18. Mai verlängert. Der Leitindex ATX, der die Kursentwicklung der 20 größten börsennotierten österreichischen Unternehmen wiedergibt, hat dennoch seit Beginn der Krise stark verloren, im Vergleich beispielsweise deutlich stärker als der deutsche DAX.

Doch auch in Österreich gibt es spannende Aktien für die Zeit nach der Corona-Krise. Fabasoft beispielsweise. Der in Linz ansässige Softwarehersteller und Cloud-Dienstleister ist auf die elektronische Verwaltung von Dokumenten, Akten und Geschäftsprozessen spezialisiert. Das Softwareprodukt eGov-Suite etwa nutzen Verwaltungen und Behörden. Die Cloud von Fabasoft verwenden Unternehmen unter anderem, um Dokumente in unterschiedlichen Abteilungen eines Konzerns oder auch länderübergreifend zu nutzen, die Bearbeitung zu dokumentieren und Freigabeprozesse zu steuern. Viele zeit- intensive bürokratische und administrative Prozesse gelingen so einfacher und schneller, sodass die Unternehmen mehr Zeit haben, sich auf ihre Kunden und ihr eigentliches Geschäft zu konzentrieren. Besonders vielversprechend ist die Übernahme der Mehrheit an Mindbreeze. Die Software der Linzer hilft, Fakten in Unternehmensdaten oder im Internet schnell und intuitiv zu finden. Fabasoft entpuppt sich so als einer der großen Cloud-Gewinner. Die Erlöse stiegen im ersten Halbjahr 2019/20 (per 31. März) um knapp ein Fünftel, der operative Gewinn (Ebit) sogar um 41 Prozent. Dabei nahm das Tempo im zweiten Quartal auf der Ergebnisseite sogar leicht zu. Das überproportionale Gewinnwachstum basiert vor allem auf der erfolgreichen Tochter Mindbreeze, die ihr Ergebnis in den vergangenen sechs Monaten verdoppeln konnte und mittlerweile 44 Prozent zum Konzerngewinn beiträgt.

Bank mit Potenzial

Dass auch Banken ordentlich Geld verdienen können, zeigt die Bawag Group. Das aus der Postsparkasse und der Gewerkschaftsbank entstandene Finanzin- stitut wurde nach der Finanzkrise von der Beteiligungsfirma Cerberus übernommen und neu aufgestellt. Die viertgrößte Bank Österreichs ist seit 2017 börsennotiert. Die seither veröffentlichten Zahlen können sich sehen lassen. Bawag glänzt mit einer Kostenquote von weit unter 50 Prozent, und die Ergebnisse legen regelmäßig zu. Gleichzeitig ist die Bilanz sehr solide.

Zumtobel wiederum, der in Vorarlberg ansässige Lichtkonzern, kommt im selbst ernannten Aufbruchjahr gut voran. Die Zeichen stehen auf nachhaltige Erholung. Wie bei den Wettbewerbern Osram Licht und Signify, der von Philips abgespaltenen Lichtsparte, machte auch Zumtobel bislang der knallharte Preiskampf mit der Billigkonkurrenz aus Asien beträchtlich zu schaffen.

Gleichzeitig befindet sich die Branche derzeit in einer Umbruchphase. Immer mehr Anwendungen vernetzen die LED-Technik mit dem Internet. Die Unternehmen müssen daher zunächst vor allem in Entwicklung investieren. Im Gegenzug kommen analoge Produkte nach und nach auf den Prüfstand.