Das ging gründlich daneben: Zwar wurden die ersten beiden von OHB entwickelten Galileo-Navigationssatelliten Ende August endlich ins All geschossen, doch prompt gerieten die Raumflugkörper auf eine falsche Umlaufbahn. Ein Debakel für alle Projektbeteiligten, die nach zahlreichen Verzögerungen einen erfolgreichen Start herbeigesehnt hatten.
Für die Investoren von OHB verlor der Schock etwas an Wirkung, als klar wurde, dass den Bremer Raumfahrtkonzern keine Schuld an dem spektakulären Fehlstart traf. Verursacht wurde er nämlich von eingefrorenem Treibstoff in der Sojus-Trägerrakete. Geht es nach der Raketenbetreibergesellschaft Arianespace, soll schon im Dezember wieder eine Sojus vom Raumfahrtzentrum in Französisch-Guyana abheben. Somit ist alles wieder gut.
Das gilt auch für die Aktie von OHB, die sich inzwischen wieder gefangen und die 20-Euro-Marke zurückerobert hat. Der Abwärtstrend, der bereits im Juni nach dem Erreichen des Allzeithochs bei 25,06 Euro eingesetzt hatte und nur Mitte August kurz unterbrochen wurde, hatte sich nach dem Startfiasko noch einmal verstärkt. Der Fehlschlag dürfte nun aber verarbeitet sein. Außerdem hat die Europäische Weltraumorganisation (ESA) die Korrekturmaßnahmen für die im Orbit kreisenden Galileo-Satelliten längst eingeleitet. Die Flugkörper sollen nach wie vor in gutem Zustand sein.
Weil die OHB-Aktie auf Nachrichten zum prestigeträchtigen Galileo-Projekt meist sensibel reagiert, ist es nun umso wichtiger, dass das Projekt gut vorankommt und der Zeitplan eingehalten wird. Ausbremsen wird die Galileo-Panne die Geschäfte von OHB definitiv nicht. Analyst Markus Turnwald von der DZ Bank hält den Ergebniseinfluss für begrenzt, wenngleich er mit verzögerten Auslieferungen der weiteren Galileo-Satelliten rechnet.
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Schlanker und profitabler
Die gerade vorgelegten Zahlen zum dritten Quartal unterstreichen, dass OHB auf einem guten Weg ist. Die Gesamtleistung legte verglichen mit dem Vorjahr zwar nur um 0,8 Prozent zu, beim operativen Ergebnis (Ebit) gab es aber ein Plus von 16,2 Prozent. Der Verkauf der wenig profitablen Luftfahrttochter ATP zahle sich ebenso aus wie der Wegfall von Projektbelastungen, etwa für das Observatorium in der chilenischen Atacama-Wüste, so Turnwald.
OHB hat die 2014er-Ziele mit 700 Millionen Euro Gesamtleistung und einem Ebit von mehr als 39 Millionen Euro bestätigt. BÖRSE ONLINE geht für dieses Jahr von einem Gewinn je Aktie von 1,65 Euro aus. 2015 dürfte dieser Wert etwas sinken. Längerfristig ist die Aktie aber dank des soliden Auftragsbestands und der gut zu prognostizierenden Umsatzentwicklung weiter eine gute Wahl.
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