Wer die Börse gerade erst für sich entdeckt, der fängt meist mit dem Handel von Aktien, Fonds oder ETFs an. Doch dabei bleibt es häufig nicht. Der eine spezialisiert sich auf asiatische Nebenwerte, die andere will in Südamerika nach Börsenperlen suchen, wieder andere setzen auf Optionsscheine oder auf Wandelanleihen. Und spätestens, wenn man an der Börse solch spezielle Handelsstrategien umsetzen will, sollte man sich genau überlegen, welcher Onlinebroker dafür am besten geeignet ist.

Einige Broker ermöglichen nur den Handel an deutschen Börsen, bei anderen ist außerbörslicher Handel nicht möglich. Oder man kann keine Genussscheine, Wandel- oder Aktienanleihen traden. Hier versucht unser dreiteiliger Onlinebroker-Test Hilfestellung zu geben, damit jeder den Broker findet, der am besten zu ihm passt. Denn eines ist klar: Den einen besten Onlinebroker für jeden Anleger gibt es nicht.

Das wird diesmal getestet

Im zweiten Teil unseres Tests von 15 bundesweit aktiven Onlinebrokern geht es zum einen um erweiterte Handelsmöglichkeiten. Hier konnten die Anbieter maximal 900 Punkte erzielen, was 20 Prozent der Maximalpunktzahl entspricht. Ein weiterer Schwerpunkt des zweiten Teils sind die Kosten beim Handel via Tradegate, an deutschen Regionalbörsen, an der London Stock Exchange, an der New York Stock Exchange sowie im außerbörslichen Bereich. Hier waren bis zu 337,5 Punkte (7,5 Prozent) drin. Auch die Fragen zum letzten diesmal bewerteten Teilbereich - das Angebot von Informationen, Research, Beratung und digitaler Vermögensverwaltung - brachten bis zu 337,5 Punkte ein, was 7,5 Prozent der maximal zu erzielenden Gesamtpunktzahl entspricht. Insgesamt waren im zweiten Teil unseres Tests bis zu 1.575 Punkte drin. Das entspricht 35 Prozent der 4.500 maximal möglichen Punktzahl. Übrigens: Bei der Bewertung brachten Aspekte, die für viele Privatanleger von Bedeutung sind, mehr Punkte als solche, die nur für einige wenige Börsianer von Belang sind.

Welche Wertpapiere lassen sich über Onlinebroker handeln?

Bei vielen Direktbanken und Onlinebrokern sind über normale Brokerage-Depots praktisch alle Wertpapiere an Börsen handelbar - also nicht nur Aktien, sondern auch Zertifikate, Fonds und ETFs bis hin zu Wikifolios. Jedoch gibt es auch hier Einschränkungen bei weniger gängigen Wertpapierklassen. So bieten etwa Degiro, ING Deutschland, Maxblue (der Onlinebroker der Deutschen Bank), NIBC Direct und Postbank den Handel von Wikifolios nicht an. Optionen und Futures lassen sich nur bei Consorsbank, Degiro und Onvista online handeln. Bei der Merkur Privatbank ist der Handel dieser Assetklassen nur telefonisch möglich.

Die Comdirect Bank sowie die Targobank bieten lediglich den Options-, aber keinen Futures-Handel an. Die deutlichsten Beschränkungen hat Degiro: Laut eigener Angaben ist dort der Börsenhandel mit Genussscheinen, Fremdwährungsanleihen und Pfandbriefen nicht möglich. Und bei der Onvista Bank ist kein Handel von Fremdwährungsanleihen möglich.

An wie vielen Börsenplätzen können Anleger in Echtzeit handeln?

Hier muss man zwischen Inlands- und Auslandsbörsen unterscheiden. Im Inland ermöglichen die meisten Onlinebroker das Traden via Xetra sowie bei allen Regionalbörsen, Tradegate, Quotrix und Gettex in Echtzeit. Wobei Tradegate bei Maxblue, dem Onlinebroker der Deutschen Bank, und der Targobank nur außerbörslich angeschlossen ist. Die große Ausnahme bei deutschen Handelsplätzen ist Degiro. Dieser Anbieter ermöglicht lediglich den Handel an Xetra, Börse Frankfurt und Eurex.

Dafür hat Degiro europaweit außerhalb Deutschlands den Echtzeithandel an 30 Börsen im Angebot. Und weltweit kommen weitere 15 hinzu. Das sind wiederum mehr direkt angeschlossene ausländische Handelsplätze als bei vielen anderen Onlinebrokern.

So bieten NIBC Direct und Targobank überhaupt keinen Börsenplatz außerhalb Deutschlands an. Die ING Deutschland offeriert jenseits der deutschen Grenzen in Europa keinen einzigen Handelsplatz, außerhalb Europas immerhin sechs. Auch die Onvista Bank bietet in Europa außerhalb Deutschlands keinen einzigen Handelsplatz, außerhalb des alten Kontinents sind es lediglich drei weitere Börsenplätze.

Was kostet eine Aktienorder direkt an der New Yorker Börse?

Auch das ist von Broker zu Broker völlig verschieden. Degiro ist in diesem Tradingbereich unschlagbar günstig. Unsere Beispielorder an der Nyse kostet bei diesem Anbieter unglaublich günstige 0,50 Euro zuzüglich einer Gebühr von 0,004 US-Dollar je gehandelter Aktie. Macht bei 100 gehandelten Aktien und einem Kurs von 1,2278 Dollar je Euro gerade mal 0,83 Euro. Auch Flatex ist unterm Strich mit 5,93 Euro bei einer Ordergröße von umgerechnet 2500 Euro äußerst günstig. Beim teuersten Anbieter kostet unsere 2500-Euro-Beispielorder an der Nyse mit allen Fremdkosten dagegen mehr als 80 Euro.

Bieten alle Onlinebroker auch außerbörslichen Aktienhandel an?

Nein, beileibe nicht: Degiro, Merkur Privatbank, NIBC Direct und Postbank bieten keinen umfassenden außerbörslichen Handel an, der auch Aktien einschließt.

Wo kann man auch am Wochenende außerbörslich handeln?

Das ist laut unserer Umfrage bei gerade einmal fünf Anbietern möglich: Comdirect Bank, Consorsbank, Maxblue, Smartbroker und Sparkassen-Broker. Alle anderen Onlinebroker haben am Wochenende geschlossen.

Wie sieht es mit Gebühren bei Teilausführungen aus?

Auch hier ist die Lage von Broker zu Broker verschieden. Während bei ING und Sparkassen-Broker Teilausführungen auf Xetra, bei Tradegate, deutschen Regionalbörsen und an der New York Stock Exchange immer kostenlos sind - bei S-Broker zudem auch an der London Stock Exchange -, ist dies bei vielen anderen Anbietern nur bei taggleicher Ausführung der Fall. Je nach Börse und Onlinebroker kann es sogar sein, dass jede einzelne Teilausführung wie eine ganz normale Order abgerechnet wird.

Welcher Onlinebroker bietet im zweiten Testteil das meiste?

Unterm Strich schnitt im zweiten Teil unseres dreiteiligen Tests die Comdirect Bank am besten ab. Sie kam auf 1.174,61 von 1.575 maximal möglichen Punkten. Mit rund 50 Punkten Differenz folgt auf Platz 2 der Smartbroker (1.124,92 Punkte). Und Bronze holte sich im zweiten Teil unseres Tests die Consorsbank mit 1.111,23 Punkten. Doch das ist nur das Ergebnis einer von drei Etappen.

In der nächsten Ausgabe dreht sich im letzten Testteil alles um den Fondshandel, um Spar- und Auszahlpläne auf Fonds, ETFs, Zertifikate sowie Aktien. Und der Gesamtsieger wird gekürt.
 


 


So wurde gewertet:

Im Test: Die Redaktion von €uro am Sonntag hat 15 in Deutschland aktive Onlinebroker untersucht. Dabei wurden in 35 Kategorien mehr als 500 (Unter-)Punkte der Standardkonditionen des jeweiligen Preismodells bewertet.

Bewertung: Insgesamt konnten maximal 4.500 Punkte erzielt werden. Diese verteilten sich wie folgt auf die drei Teile des Tests:

Im ersten Teil gab es maximal 1.710 Punkte (siehe Ausgabe 05/2021) zu gewinnen.

Im zweiten Teil (aktuelle Ausgabe) waren maximal 1.575 Punkte drin: Für möglichst viele handelbare Wertpapierklassen, Börsenplätze und Fremdwährungskonten sowie für einen möglichst umfassenden außerbörslichen Handel gab es maximal 900 Punkte. Geringe Kosten und Gebühren im Handel an deutschen Regionalbörsen, an der Euwax, der Londoner und der New Yorker Börse, im außerbörslichen Handel sowie auf Tradegate/Gettex brachten zusammen mit möglichst umfassenden Rabattangeboten bis zu 337,50 Punkte. Zudem wurde betrachtet, ob beim Zufluss ausländischer Dividenden, beim HV-Service (Einritts-/Abstimmungskarten) sowie bei der Umschreibung von Namensaktien Gebühren anfallen. Weitere 337,50 Punkte waren mit einem möglichst umfassenden Infoangebot, möglichst vielen Wertpapierinformationen, individueller Wertpapierberatung und einer automatisierten Vermögensanlage (Stichwort Robo-Advisor) drin.

Im dritten Teil (erscheint in Ausgabe 07/21) sind mit Fondshandel, Wertpapier-Spar- und -Auszahlplänen nochmals bis zu 1.215 Punkte zu erzielen. (Details in der nächsten Ausgabe).

Platzierung: Je mehr Punkte ein Anbieter insgesamt erzielen konnte, desto besser seine Platzierung im Gesamtklassement.