Xetra betrachten viele als Synonym für Börse. Kein Wunder, ist dies doch der wichtigste Handelsplatz für Wertpapiere in Deutschland. Aber längst nicht der einzige. Xetra bietet Privatanlegern zwar viel, doch längst nicht alles. Zudem ist diese Plattform für Privatanleger nicht immer am günstigsten. Daher handeln immer mehr Börsianer Wertpapiere über die Berliner Börsentochter Tradegate oder außerbörslich. Andere Anleger wollen auch jenseits der Grenzen traden. Ihr Motto: Wenn schon Globalisierung, dann bitte auch beim Handel am heimischen PC.

Logisch, dass €uro am Sonntag bei der jährlichen Bewertung von 14 bundesweit aktiven Anbietern auch beleuchtet, welche Broker möglichst umfassende Trading-Angebote jenseits von Xetra machen. Natürlich wird die Palette an handelbaren Wertpapieren ebenso bewertet wie die Anzahl der angebotenen Börsenplätze in Deutschland, Europa und weltweit. Und natürlich fließen auch die beim Traden anfallenden Kosten und Gebühren mit in die Bewertung ein. Zudem werden im zweiten Teil des Onlinebroker-Tests wichtige Fragen zu den Informations-, Research- und Beratungsangeboten sowie zu Rabatten beantwortet.

Eine Frage vorweg: Gibt es den besten Onlinebroker überhaupt? Die Antwort auf diese Frage lautet ganz klar: Nein! Den besten Onlinebroker für alle Anlegertypen kann es nicht geben. Jeder Broker hat Stärken, aber auch Schwächen. Während einige ein möglichst breites Angebot haben, sind andere spezialisiert - etwa auf Xetra- oder US-Handel, auf Day-Trading oder, oder, oder ...

Grundsätzlich gilt dabei: Je spezieller das Angebot eines Brokers, desto günstiger kann es meist offeriert werden. Umgekehrt gilt: Je umfassender das Angebot, desto teurer. Wobei eines klar ist: Günstiger als bei Filialbanken ist der Börsenhandel bei Onlinebrokern und Direktbanken allemal. Doch letztlich muss jeder Anleger selbst ermitteln, welcher Broker und welches Angebot am besten zu ihm passen. Der vorliegende Test liefert Anhaltspunkte dafür, wie stark die bewerteten Broker in den einzelnen Bereichen aufgestellt sind (siehe dazu auch die großen Übersichtstabelle auf den Seiten 72 und 73). Übrigens: Bei der Bewertung brachten Aspekte, die für viele Privatanleger wichtig sind, mehr Punkte als solche, die nur für einige wenige Börsianer Bedeutung haben.

Welche Wertpapiere lassen sich über Onlinebroker generell handeln?
Bei vielen Direktbanken und Onlinebrokern sind über normale Brokerage- Depots praktisch alle Wertpapiere an Börsen handelbar, also nicht nur Aktien, sondern auch Zertifikate, Fonds und ETFs bis hin zu Wikifolios. Jedoch gibt es auch hier Einschränkungen bei weniger gängigen Wertpapierklassen. So bieten etwa Degiro, ING, Maxblue (der Onlinebroker der Deutschen Bank), NIBC Direct und Postbank den Handel von Wikifolios nicht an. Optionen und Futures lassen sich nur bei der Consorsbank, Degiro und Onvista handeln. Die Comdirect bietet lediglich den Options-, aber keinen Futures-Handel an. Die deutlichsten Beschränkungen hat Degiro: Laut eigenen Angaben ist dort auch der Börsenhandel mit Genussscheinen, Fremdwährungsanleihen und Pfandbriefen nicht möglich.

Auf Seite 2: An wie vielen Börsenplätzen können Anleger in Echtzeit handeln?





An wie vielen Börsenplätzen können Anleger in Echtzeit handeln?
Hier muss man unterscheiden zwischen Inlands- und Auslandsbörsen. Im Inland ermöglichen die meisten Onlinebroker das Traden via Xetra sowie bei allen Regionalbörsen und Tradegate in Echtzeit. Wobei Tradegate sowohl bei Maxblue als auch bei der Targobank nur außerbörslich angeschlossen ist.
Die große Ausnahme in Sachen deutscher Handelsplätze ist Degiro. Dieser Anbieter ermöglicht lediglich den Handel an Xetra, der Börse Frankfurt und Eurex. Andere deutsche Börsenplätze? Kein einziger! Dafür bietet Degiro europaweit außerhalb Deutschlands den Echtzeithandel an 30 Börsen. Und weltweit kommen weitere 15 hinzu. Das sind wiederum mehr direkt angeschlossene ausländische Handelsplätze als bei vielen anderen Onlinebrokern.
So bieten NIBC Direct und Targobank überhaupt keinen Börsenplatz außerhalb Deutschlands an. Die ING offeriert jenseits der deutschen Grenzen in Europa keinen einzigen Handelsplatz, außerhalb Europas immerhin sechs. Auch die Onvista Bank bietet in Europa außerhalb Deutschlands keinen einzigen Handelsplatz, außerhalb des alten Kontinents sind es drei Börsenplätze.

Was kostet eine Aktienorder direkt an der New Yorker Börse?
Auch das ist von Broker zu Broker völlig verschieden. Die niederländische Degiro ist in diesem Tradingbereich unschlagbar günstig. Eine NYSE-Order kostet bei diesem Anbieter lediglich 50 Cent zuzüglich einer Gebühr von 0,004 US-Dollar je gehandelter Aktie. Macht bei 100 gehandelten Aktien und einem Kurs von 1,1362 Dollar je Euro unglaublich preiswerte 85 Cent.
Auch Onvista Bank und Flatex sind mit 12,50 Euro respektive 15,93 Euro jeweils einschließlich Fremdkosten bei Ordergrößen von umgerechnet 2500 Euro günstig. Bei anderen Anbietern kann eine 2500-Euro-Order an der NYSE mit allen Fremdkosten schon mal knapp 80 Euro kosten. Übrigens: Den Handel an der Londoner Börse bietet Degiro ebenfalls extrem günstig an.

Bieten eigentlich alle Onlinebroker auch außerbörslichen Handel an?
Nein, beileibe nicht: Degiro, DKB - Deutsche Kreditbank, Merkur Bank, NIBC Direct und Postbank bieten keinen umfassenden außerbörslichen Handel an, der auch Aktien einschließt.

Auf Seite 3: Wo kann man auch am Wochenende außerbörslich handeln?





Wo kann man auch am Wochenende außerbörslich handeln?
Das ist laut unserer Umfrage bei gerade einmal drei Anbietern möglich: Comdirect Bank, Maxblue und Sparkassen- Broker. Bei allen anderen Onlinebrokern heißt es am Wochenende: "Wir haben geschlossen."

Wie viele Wertpapierklassen können auch außerbörslich gehandelt werden?
Die Onlinebroker, die einen umfassenden außerbörslichen Handel (also auch mit Aktien) offerieren, bieten hier in vielen Fällen kaum weniger Wertpapierklassen als im Börsenhandel. Das Angebot ist mit meist 18 oder 19 handelbaren Wertpapierklassen durchaus ansehnlich. Nur bei der ING ist das Angebot mit fünf Wertpapierklassen deutlich geringer. Dieser Broker bietet außerbörslich lediglich den Handel mit deutschen Aktien, Zertifikaten, Optionsscheinen, Aktienanleihen und ETCs an.

Wer bietet möglichst viele verschiedene Fremdwährungskonten an?
Ganz klar: Sparkassen-Broker und Comdirect Bank. Mit Konten auf insgesamt 13 respektive zwölf fremde Währungen haben sie das größte Angebot. Fremdwährungskonten werden aber auch von Consorsbank (9), Degiro (9), Flatex (3), Maxblue (7), Merkur Bank (5) und (eingeschränkt) Onvista Bank (1) offeriert. Sechs Broker bieten dagegen überhaupt keine Fremdwährungskonten an.

Wie sieht es mit den Gebühren bei Teilausführungen aus?
Auch hier ist die Lage von Broker zu Broker verschieden. Während bei ING und Sparkassen-Broker Teilausführungen auf Xetra, bei Tradegate, an deutschen Regionalbörsen und der New York Stock Exchange immer kostenlos sind - bei S-Broker zudem auch an der London Stock Exchange -, ist dies bei vielen anderen Anbietern nur bei taggleicher Ausführung der Fall. Je nach Börse und Onlinebroker kann es sogar sein, dass jede einzelne Teilausführung wie eine ganz normale Order abgerechnet wird.

Gibt es auch Onlinebroker, die Wertpapierberatung anbieten?
Ja, Comdirect Bank, Consorsbank und Merkur Bank. Allerdings beschränkt sich die Beratung bei der Comdirect im Rahmen des automatisierten Beratungsangebots "Cominvest - wir gemeinsam" auf die Anlageklassen Fonds, ETFs und ETCs. Bei der Consorsbank wird zu Aktien, Fonds, ETFs, Zertifikaten und Optionen beraten. Jedoch sind beide Services nicht kostenlos: Die Comdirect verlangt dafür im Jahr 0,95 Prozent des Anlagevolumens, womit auch alle Transaktionskosten abgegolten sind. Die Consorsbank berechnet im Jahr 0,7 bis ein Prozent des Depotvolumens, erstattet dafür allerdings auch alle an sie gezahlte Provisionen zurück - etwa Ausgabeaufschläge und Bestandsprovisionen bei Investmentfonds, eine klassische Honorarberatung. Auch die Merkur Bank berät bei Anlagevolumina ab 100 000 Euro - und das kostenlos zu allen Wertpapierklassen. Die Postbank dagegen berät laut eigenen Angaben lediglich zu Fonds. Das jedoch ebenfalls kostenlos.

Wie werden die einzelnen Bereiche im zweiten Teil des Tests bewertet?
Bei den Fragen zu den erweiterten Handelsmöglichkeiten konnten maximal 900 Punkte erzielt werden, das sind exakt 20 Prozent der maximal möglichen Gesamtpunktzahl. Ein weiterer Schwerpunkt waren die Kosten beim Handel an deutschen Regionalbörsen, an der London Stock Exchange, der New York Stock Exchange sowie via Tradegate und natürlich im außerbörslichen Bereich. Hier waren bis zu 337,5 Punkte (7,5 Prozent) drin. Auch der dritte bewertete Teilbereich - das Angebot an Informationen, Research und Wertpapierberatung - brachte bis zu 337,5 Punkte oder 7,5 Prozent der maximal möglichen Punktzahl. Insgesamt waren im zweiten Teil bis zu 1.575 Punkte möglich, das entspricht 35 Prozent der maximal möglichen 4.500 Punkte (siehe unten "So wurde gewertet").

Wie haben die einzelnen Broker bei den erweiterten Handelsmöglichkeiten abgeschnitten?
Bei handelbaren Wertpapieren, Börsenplätzen, außerbörslichem Handel und Fremdwährungskonten hat der Sparkassen-Broker mit 790,10 von 900 möglichen Punkten das beste Ergebnis erzielt. Die Comdirect Bank folgte auf Platz 2 mit 768,60 Punkten vor der Consorsbank mit 729,40 Punkten.

Auf Seite 4: Wer von den getesteten Kandidaten ist bei den Handelskosten der Beste?





Wer von den getesteten Kandidaten ist bei Handelskosten der Beste?
In Sachen Kosten, Gebühren und Rabatte kam die Onvista Bank mit ihrem Festpreis-Depot, das auch über finanzen.net vertrieben wird, auf den ersten Platz. Sie erreichte 266,85 von maximal 337,50 Punkten. Dahinter folgt auf dem zweiten Platz Maxblue mit 208,58 Punkten. Auf Platz 3 rangiert - schon deutlich zurückliegend - der Sparkassen-Broker mit 171,30 Punkten.

Und wer hat das beste Angebot in Sachen Information, Research und Wertpapierberatung?
Zuerst einmal: Hier wurde alles bewertet, was im weitesten Sinne mit börsenrelevanter Information zu tun hat - von Realtime-Kursen und tieferen Einblicken ins Orderbuch über E-Mail-Newsletter und Aktien-Firmen-Kennzahlen bis hin zur Wertpapierberatung gegen Honorar. Diese Bewertung konnte die Consorsbank mit 303,5 von 337,5 Punkten klar für sich entscheiden. Dahinter folgen die Comdirect Bank (279 Punkte) und die Onvista Bank (256,5 Punkte) auf den Plätzen 2 und 3.

Welcher Onlinebroker bietet im zweiten Testteil insgesamt das meiste?
Unterm Strich schnitt im zweiten Teil die Onvista Bank am besten ab. Sie kam auf 1.230,75 von 1.575 maximal möglichen Punkten. Mit gut 27 Punkten Differenz folgt auf Platz 2 die Comdirect Bank (1.203,65 Punkte). Bronze holte sich die Consorsbank mit 1.185,43 Punkten. Doch das ist nur das Ergebnis einer Etappe von dreien.

Wie sieht der Zwischenstand des Onlinebroker-Tests nach zwei von drei Etappen aus?
Nach zwei Teilwertungen liegt die Comdirect Bank mit 2.265,83 von maximal möglichen 3.285 Punkten nur 20 Punkte vor der Consorsbank (2.245,80 Punkte). Die Onvista Bank, eine 100-prozentige Comdirect-Tochter, folgt deutlich dahinter auf Platz 3 mit 2.103,96 Punkten. Zudem konnten auch die Verfolger Flatex (2.096,41) und Sparkassen-Broker (2.004,79) in den ersten beiden Teilen des Tests die Marke von 2000 Punkten überwinden. Die Frage, wer Gesamtsieger unseres Test geworden ist, wird sich also erst mit Veröffentlichung des dritten und letzten Teils des Tests in der nächsten Ausgabe von €uro am Sonntag klären. Es bleibt spannend.





Im dritten und letzten Teil des Tests in €uro am Sonntag 8/2019 dreht sich alles um den Fondshandel, um Sparpläne auf Fonds, ETFs, Zertifikate und Aktien sowie um Auszahlpläne. Und natürlich wird der Gesamtsieger gekürt.